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Sie stammen aus Bad St. Leonhard. Wann sind Sie aus dem Lavanttal weggezogen?
Ich bin in Bad St. Leonhard aufgewachsen. Nach der Volksschule besuchte ich das Stiftsgymnasium in St. Paul, wechselte aber später ins BORG Wolfsberg, wo ich dann auch maturierte. Danach hat es mich gleich nach Wien verschlagen, wo ich Psychologie studiert habe. Das Studium habe ich aber nicht fertig gemacht.
Was haben Sie dann gemacht?
Ich habe als Erzieher an einer Ganztagesschule gearbeitet und nebenbei noch Trompete am Konservatorium studiert. In dieser Zeit habe ich auch immer wieder nebenbei bei einer Direct-Marketing-Agentur ausgeholfen. Mein erster Job dabei war es, für die Bank Austria anlässlich des Weltspartags Kugelschreiber in eine Mappe zu stecken. Insgesamt waren es rund 10.000 Kugelschreiber. Außerdem habe ich ein Kolleg für Werbung und Verkauf an der Wirtschaftsuniversität Wien absolviert.
Und danach starteten Sie Ihre Werbekarriere?
Ich war danach in der Steiermark und übernahm die Vermarktung eines Wein- und Schnapsbauern in der Südsteiermark. Nach rund einem Jahr verschlug es mich nach Salzburg, wo ich in der Tourismuswerbung tätig war und erste Erfahrungen im Anzeigenverkauf, dem Gestalten von Anzeigen und Werbetexten sammeln konnte.
Wie sind Sie bei »Jung von Matt gelandet«?
Ich habe 1997 meine erste Agentur »Weber, Hodel, Schmid« gegründet, um das Unternehmen Connect Austria, heute ONE, zu betreuen. In dieser Zeit war ich auch für die Schwarzseher-Kampagne des ORF zuständig. Damals traten Holger Jung und Jean-Remy von Matt an mich heran, die in Österreich eine Werbeagentur gründen wollten. 2001 habe ich dann mit meinem langjährigen Geschäftspartner Andreas Putz, Jung und von Matt die Agentur »Jung von Matt« in Österreich ins Leben gerufen. Und hier schließt sich der Kreis. Mein erster Job war für die Bank Austria – und nach der Agenturgründung war unser erster Kunde auch wieder die Bank Austria.
»Früher reichte eine Doppelseite in der Zeitung. Heute gibt es Kampagnen mit 80, 90 Filmen«
Josef Koinig, Geschäftsführer Jung von Matt
Wer zählt sonst noch zu Ihren Kunden?
Da gibt es eine Vielzahl bekannter Unternehmen wie Burger King, Bellaflora, EVN, Erste Bank und Sparkasse, ORF, Ö3, Interspar, Magenta, Saturn, Farina und viele mehr.
Machen Sie auch Kampagnen für politische Parteien?
Nein, für Parteien machen wir nichts. Ich habe aber für die vier Wahlgänge bei der Bundespräsidentenwahl die Kampagne, also die Fernseh- und Radiospots, Social Media, Plakate usw. für Alexander van der Bellen gemacht.
»Jung von Matt« gewinnt ja regelmäßig Preise, welche davon waren für Sie die bedeutendsten?
In Österreich war es der CCA (Creativ Club Austria) Venus Award. International war es der Goldene Löwe beim Cannes Lions International Festival of Creativity. Insgesamt konnten wir 306 CCA Venus und 17 Cannes Lions gewinnen.
Wie hat sich die Werbung in den vergangenen Jahren verändert?
Früher reichte schon eine Doppelseite in der Zeitung. Oder es gab einen Fernseh- oder Radiospot. Heute haben wir Kampagnen mit 80, 90 verschiedenen Filmen. Da gibt es einen TV-Film, Filme für Youtube, verschiedene andere Channel usw. Alles ist heute viel mehr fragmentiert. Es gibt Zielgruppen auf Facebook, Instagram, Twitter usw.
Wie ist es um die klassische Werbung bestellt?
Das Verhältnis liegt bei rund 50:50. Vor Jahren ging alles Richtung Digitalisierung, Youtube, Social Media. Mittlerweile geht man auch schon wieder einen Schritt zurück. Wenn ich viele Nutzer erreichen möchte, brauche ich noch immer die Zeitung oder Zeitschriften. Die Werbung in Printmedien muss halt entsprechend gestaltet werden, dass der Leser nicht einfach drüber blättern kann.
Wohin geht die Reise?
Die Werbung wird sicher noch zielgerichteter werden. Wichtig ist es auch, Marken richtig zu präsentieren. Sie haben eine gewisse Strahlkraft.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?
Aktuell 65 Mitarbeiter.
»Immer dran bleiben, immer neu denken, neugierig sein. Bleib beweglich«
Josef Koinig, Geschäftsführer Jung von Matt
Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Immer dran bleiben, immer neu denken, neugierig sein. Wir wollen die Leute so arbeiten lassen, dass sie im Team erfolgreich sind. Wichtig ist, immer am Drücker zu bleiben. Ich sage immer: »Bleib beweglich«.
Was halten Sie von einer möglichen türkis-grünen Koalition?
Ich finde es eine super spannende Möglichkeit. Die Wirtschaft braucht Unterstützung und auch die Umwelt muss unterstützt werden. Daher würde mir die Variante Türkis-Grün schon recht gut gefallen.
Sie sind doch schon recht lange weg vom Lavanttal. Gibt es noch eine Bindung zum Tal?
Natürlich. Meine Mutter ist 84 Jahre und lebt nach wie vor in Bad St. Leonhard, meine Schwester wohnt und arbeitet in Wolfsberg. Daher bin ich mit dem Lavanttal noch sehr verbunden und auch regelmäßig und gerne in der Heimat. Es gibt bei uns ja tolle Möglichkeiten zum Mountainbiken, Skifahren, Laufen uvm. Außerdem gehe ich gerne »Zum Bären« zum Essen und Weintrinken. Ich mag das Tal irrsinnig, die Lage, die Natur, die Menschen. Es ist halt das Paradies Kärntens.
Ihr Tagesablauf ist sicher sehr stressig. Wie schalten Sie ab?
Wir sind österreichweit tätig und ich bin immer wieder unterwegs, um Kunden zu besuchen, aber auch soziale Termine wahrzunehmen. Runter komme ich durch Sport und meine Familie.
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