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Wie es um den Technologiepark steht und warum die Lavanttaler Wasser für Pools verbrauchen sollen Ausgabe 21 | Mittwoch, 24. Mai 2023

Landesrat Daniel Fellner (46) über den Stand beim St. Pauler Technologiepark und weshalb er keine Details des Konzepts verraten darf. Er glaubt an den Fortbestand der von Schließung bedrohten Volksschule Prebl und antwortet auf die Frage nach einem Pool-Verbot.

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Vor der Wahl sagten Sie, sollten Sie in der nächsten Periode als Landesrat nicht mehr für den geplanten Technologiepark in St. Paul zuständig sein, könnte das Projekt im Sand verlaufen. Nun sind Sie wieder dafür zuständig. 
Teilweise. Für einen essenziellen Teil, die Raumplanung, bin ich nicht mehr zuständig (Anm.: Sie liegt jetzt bei ÖVP-LHStv. Martin Gruber). Aber ich verorte bei der Entwicklung des Lavanttals keine Meinungsdifferenzen mit dem Koalitionspartner.

Wie ist der aktuelle Stand beim Technologiepark?
Wir stehen in intensiven Verhandlungen mit dem Stift St. Paul (Anm.: auf deren Grund der Park gebaut werden soll). Nach meinem Wissensstand wird jetzt an den Details der Verträge gefeilt. 

Die Verhandlungen sind in einem weit fortgeschrittenen Stadium?
Ja. 

»Das ist mein bestgehütetes Geheimnis. Niemand wird je erfahren, wie ich abgestimmt habe«
Landesrat Daniel Fellner zur SPÖ-Führungsdiskussion

Seit Jahren wird am Technologiepark geplant. Was sind die Gründe für die Verzögerung?
Gut Ding braucht Weile, vor allem wenn man mit so vielen unterschiedlichen Interessen konfrontiert ist. Es war für das Lavanttal sensationell, dass die politisch Verantwortlichen die Gemeindeinteressen hintangestellt haben und über allem die Region sahen. Es ist super, dass man die Kärntner Betriebsansiedlungs- und Beteiligungsgesellschaft BABEG und damit den Bund und das Land an Bord bringen konnte. Denn hier soll es in eine andere Richtung gehen, als eine Anhäufung verschiedener Betriebe. Der Park soll unter einem Motto stehen, er soll Forschung und anderes beinhalten.  Die unterschiedlichen Auffassungen führen dazu, dass es lange dauert. Das ist normal.

Liegt die Verzögerung in schwierigen Verhandlungen über den benötigten Grund?
Das ist eine selbstverständliche Sache: Jeder schaut, dass er das Beste für seinen Verantwortungsbereich herausholt, seien es die Gemeinden, die BABEG oder die Grundstückseigentümer. Ich glaube aber, das gemeinsame Ziel eint uns – und das sehe ich bei allen handelnden Personen so klar wie nie zuvor. Daher bin ich positiv gestimmt.

Vor einem Jahr wurde bekannt, dass Grundbesitzer, unter denen sich nicht das Stift St. Paul befand, mit dem vereinbarten Verkaufspreis nicht mehr einverstanden waren. Was wurde daraus?
Diese Entwicklung gehört zur zeitlichen Verzögerung dazu. Meines Wissens haben Bodenuntersuchungen in diesem Bereich ergeben, dass eine Bebauung mit wesentlichen Mehrkosten verbunden wäre. Derzeit sind diese Gründe nicht Teil des geplanten Technologieparks, derzeit. Bei seiner künftigen Entwicklung könnten sie wieder eine Rolle spielen. 

Kann man abschätzen, wann sich der erste Betrieb im Technologiepark ansiedeln wird?
Nein. Ich hoffe, dass es vor dem Sommer zu einer Einigung über die weitere Vorgangsweise kommt.  Mit diesem Meilenstein werden sich die Zeitpläne klarer erschließen. 

Gibt es bereits Interessenten, die sich im Park niederlassen wollen?
Interessenten gibt es viele. Die Frage ist, ob sie in das Konzept des Parks passen. Haben sie Mehrwert für die Region, für das Land? Schaffen wir es, die SDG (Anm.: Sustainable Development Goals, nachhaltige Entwicklungsziele) über alles drüber zu stellen? Schaffen wir einen Technologiepark, wie wir ihn haben wollen? Bekommen wir die Forschungsgelder vom Bund? Das sind die Fragen, die sich stellen. Schaffen wir den »Campus 2050«, wie er mit einem Arbeitstitel bezeichnet wird? Mir ist lieber langsamer, aber dafür gescheit.

Was ist gescheit?
Man muss weg von diesem Gedanken, dass er aussehen wird wie ein Gewerbepark. Das wird der Technologiepark hoffentlich nie werden. Man muss sich am Lakeside Science and Technology Park in Klagenfurt orientieren. Das würde einen Gesamtvorteil für die Region bringen, von den Kindern über die guten Arbeitsplätzen im Park bis zu den Dingen, die dort entstehen sollen. Ich habe das Gefühl, im Lavanttal glaubt man, wir werden ein paar Hektar Acker umwidmen, auf denen irgendeine Ansammlung von Firmen entsteht. So wird es nicht werden.

Am 14. Dezember 2025 sollen die ersten Züge auf der neuen Koralmbahn zwischen Klagenfurt und Graz verkehren. Wäre dann nicht auch der Augenblick für die Eröffnung des Technologieparks gekommen, damit der Zug der Zeit nicht an ihm vorüberfährt?
Der Start des Technologieparks steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Start der Koralmbahn. Denn die Bahn ist der größte Vorteil, den die Region zu bieten hat. Ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen.

Aus einer anderen Perspektive betrachtet: Kann der Park angesichts der derzeitigen Wirtschaftslage ein Erfolg werden?
Ja, eindeutig. Ich sehe darin das größte Entwicklungspotenzial, unabhängig von der Wirtschaftslage. Aber meine Rolle ist die des Vermittlers. Ich würde den Park gerne skizzieren und erklären, aber das ist nicht mein Part, ich muss ermöglichen und anstupsen und darf nicht zu viel öffentlich machen. Sonst könnte es passieren, dass unsere Idee übernommen wird und wir nicht mehr Erste sind.

Was meinen Sie als Kärntner Bildungsreferent zu den beauftragten Schließungen der Volksschulen Prebl und Schiefling?
Es gibt die Legislative und die Exekutive. Ich sitze in der Kärntner Landesregierung und habe zu exekutieren, was der Landtag beschließt und was die Gesetze besagen. Es gibt ein klares Gesetz, laut dem ein Schulstandort, der unter 30 Schüler fällt, erst eine Warnung erhält, und irgendwann folgt der Bescheid, dass es zur Schließung kommen muss.  

Ihre persönliche Meinung?
Für mich steht an erster Stelle, was für die Kinder und Jugendlichen gut ist. An zweiter Stelle kommt die Schule als Arbeitsplatz, in der sich Lehrer wohlfühlen sollen, was sich positiv auf die Schüler auswirkt. Als dritte Entscheidungsgrundlage kommen die Interessen der Eltern, der Wirtschaft, der Personalvertretung. Ich kenne den Charme von Kleinschulen, aber auch die Vorteile von Bildungszentren mit allen ihren Möglichkeiten. Ich kenne auch die Probleme in Kleinschulen bei Personalausfällen. Es macht Sinn, wie wir die Dinge jetzt ab der festgelegten Schüleranzahl angehen, es ist aber wichtig, das Gespräch mit den Betroffenen zu suchen, Argumente zu berücksichtigen und keine Ad-hoc-Entscheidungen zu treffen. 

Und zu den beiden Volksschulen?
Schiefling ist ein Musterbeispiel, wie eine Schließung funktionieren kann. Die Entscheidung wird für alle Beteiligten ein großer Vorteil sein, auch wenn es jetzt noch Emotionen gibt. In Prebl verstehe ich die Argumentation der Entfernung (Anm.: rund zwölf Kilometer sind es von Prebl bis zur Volksschule in der Bildungswelt Maximilian Schell in Wolfsberg). Derzeit glaube ich, dass die Volksschule Prebl aufgrund der Argumente der Stadt Wolfsberg, die auch die Behörde versteht, nicht geschlossen wird. 

Stirbt die Schule, stirbt das Dorf, lautet ein Spruch, der auch auf Gasthäuser angewendet wird.
Wenn die Schule der letzte Faden ist, auf dem das Dorfleben aufbaut, dann haben wir im Ort viel falsch gemacht. Wir alle haben unser Leben so eingerichtet, wie es ist: Jeder ist nur mehr für sich und seine Familie da. Dadurch sinken die Zahlen in den Ehrenämtern und bei den Vereinen, dadurch gehen weniger ins Gasthaus, und die Dorfgemeinschaften gibt es nicht mehr wie früher. Das auf die Schulen aufzuhängen – damit machen wir es uns zu einfach. Außerdem sterben Orte nicht, wenn Schulen schließen, dafür gibt es auch im Tal Beispiele: Die Schulgebäude werden danach genutzt, um mehr Leben ins Dorf zu bringen.  

Machen Kleinschulen Sinn?
Ich glaube, die Vorteile größerer Einrichtungen überwiegen. Ich bin aber dabei, Zahlenmaterial zu besorgen: Ich möchte sehen, wie sich das Leistungsniveau in Einrichtungen mit mehrstufigem Unterricht entwickelt, denn ich höre dazu unterschiedliche Ansichten und will es schwarz auf weiß haben. 

Wie steht es mit den Kosten bei großen und kleinen Bildungseinrichtungen?
Wenn in Kleinschulen Personal ausfällt, wird das zum Kostenfaktor. In größeren Schulen lassen sich Ausfälle leichter kompensieren. Es sind weniger die einmaligen Investitionen in den Schulbau, die uns belasten, sondern die laufenden Kosten. Lieber einmal Geld für ein super Gebäude ausgeben, als hohe laufende Kosten. Aber ich halte nichts davon, hier über Geld zu reden. Das Ziel muss sein, die Kinder optimal auf ihr zukünftiges Leben vorzubereiten. 

Sollen weitere Schulen im Lavanttal geschlossen werden?
Nein, mir ist keine bekannt.

Eine Frage an Sie als Siedlungswasserwirtschafts-Referent: Angesichts der Wasserknappheit, die zuletzt im Tal herrschte – sollen Pools verboten werden?
Im Lavanttal ist die Lage dramatisch, das wird schon unsere Kinder stark betreffen. Aber: Wenn wir genug Wasser haben, sollen die Menschen es auch nutzen. Dann haben die Gemeinden Einnahmen und können die veralteten Versorgungsnetze erneuern. Was wir brauchen ist aber eine Systematik, wer seinen Pool wann befüllt, damit es nicht alle gleichzeitig tun, was die Wasserressourcen und das Netz sehr belasten. 

Wenn aber Wasser so knapp ist, dass manche nichts mehr zu trinken haben, dann dürfen Pools natürlich überhaupt nicht mehr befüllt werden.

Zur SPÖ-Führungsdiskussion: Pamela Rendi-Wagner, Hans Peter Doskozil oder Andreas Babler?
Das ist mein bestgehütetes Geheimnis. Niemand wird je erfahren, wie ich abgestimmt habe. Ich habe auch als Wolfsberger Bezirksparteivorsitzender keine Vorgabe gemacht. 

European Lithium wird sein Hydroxidwerk nun sicher nicht im Lavanttal bauen. Katastrophenstimmung oder Freudentag?
Ich bin froh.

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