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Sie haben gerade Ihren ersten Tag in der Pension hinter sich. Wie fühlt sich das an?
Es ist ein sehr besonderer und doch unerwarteter emotionaler Moment. Ich war immerhin 32 Jahre Teil einer Spezialeinheit. Die Arbeit war für mich Beruf, aber auch Berufung, da ich wohl einen der schönsten Berufe innerhalb der Polizei haben dufte.
Wenn Sie auf Ihre Zeit bei der Flugpolizei zurückblicken: Welche Einsätze haben Sie am meisten geprägt?
Es war eine herausfordernde, aber auch sehr schöne Zeit. Dass ich sie unbeschadet überstanden habe, erfüllt mich mit Dankbarkeit. Es gab so viele prägende, nennenswerte Einsätze wie z. B. der Terroranschlag 2020 in Wien: Wir flogen mit Spezialkameras über Wien, um nach weiteren Tätern zu fahnden, aber auch um die Polizisten am Boden zu schützen und zu unterstützen. Auch der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Mariazell war außergewöhnlich – ich flog mit Spezialisten des Einsatzkommandos Cobra an Bord, um im Fall eines Anschlags als Evakuierungshubschrauber einzuschreiten. Mit fünf Polizeihubschraubern begleiteten wir den Tross. Wäre etwas passiert, hätte ich den Papst an Bord genommen und ihn an einen geheimen Ort gebracht.
Wie viele Flugstunden haben Sie absolviert?
Ich flog 32 Jahre Polizeihubschrauber als Einsatzpilot, war 24 Jahre lang Fluglehrer, 20 Jahre lang Flugprüfer und kann auf mehr als 8.000 Gesamtflugstunden sowie mehr als 18.000 Landungen unfallfrei zurückblicken.
Gibt es Momente, die Sie nie vergessen werden?
Ja, vor allem die Flugrettungseinsätze. Da sieht man, wie schnell beispielsweise eine Familie durch einen Unfall ausgelöscht werden kann. Aber es war immer wieder schön, wenn wir Menschen ins Krankenhaus bringen konnten und sie überlebten. Das Gefühl, Leben gerettet zu haben, ist unbeschreiblich. Leider mussten wir 2001 die staatliche effizientvolle Flugrettung an den ÖAMTC auf Grund einer politischen Entscheidung abgeben.
Ein Einsatz am Großglockner bleibt mir besonders in Erinnerung: Ich half bei der Suche und Bergung eines Alpinisten, der in eine Gletscherspalte gefallen war, seine Körpertemperatur betrug nur noch 28 Grad. Vom Hubschrauber aus konnten wir nach einer langen Suche plötzlich seine Hand entdecken, die aus der Spalte ragte, und so konnte er letztendlich gerettet werden.
Oder im Jahr 1998, als wir am Radsberg bei Klagenfurt ein Mädchen, das in eine Schlucht gestürzt war, mit der damals längsten Seilbergung – 75 Meter – befreien konnten.
Gab es auch gefährliche Situationen für Sie persönlich?
Ja, zum Beispiel fiel einmal während des Flugs die Hydraulikanlage aus. Rauch war überall im Cockpit, der Hubschrauber schwer steuerbar. Ich musste eine Notlandung auf einer Wiese neben einer Straße in Maria Rain machen. Solche Momente zeigen, wie wichtig eine fundamendierte Ausbildung, Erfahrung und Ruhe sind. Es war nicht einfach, aber ich konnte es meistern.
Wie hat sich die Arbeit der Flugpolizei in Kärnten verändert?
2001 – Abgabe der Flugrettung. 2008 mit Einführung des Nachtflugbetriebs kam die Flottenumstellung auf moderne EC 135-Hubschrauber mit Glascockpit, Wärmebildkameras und Polizeiequipment im Wert von 1,8 Millionen Euro. Acht Stück in Österreich, zwei davon in Klagenfurt. Klagenfurt ist auch eine Außenstelle der Hubschrauberflugschule. Heute arbeiten wir eng mit anderen Polizeiabteilungen wie der Landesverkehrsabteilung, mit der Cobra, aber auch mit Bergrettung, Feuerwehr – kurz allen Blaulichtorganisationen zusammen, die uns rasch benötigen. Da wir keine übergeordneten Stellen haben, können wir rasch und flexibel agieren, was ein absolutes Alleinstellungsmerkmal zu den anderen fliegenden Einheiten in Österreich ist. So konnten wir zum Beispiel einen unterstützenden Löscheinsatz mit unserem Einsatzhubschrauber im Auftrag der EU in Slowenien in weniger als zwei Stunden organisieren, wofür wir viel Lob ernteten.
Wie viele Bedienstete gibt es bei der Kärntner Flugpolizei?
Acht Piloten, dazu 13 Flight- und FLIR-Operatoren (Anm.: Sie bedienen die Spezialausrüstung wie die Wärmebildkamera), die als Alpinpolizisten mit höchster Ausbildungsqualifikation »Bergführer« von der Landespolizei der Flugeinsatzstelle zugeteilt werden.
Sie haben als Fluglehrer und Prüfer viele Piloten ausgebildet. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Sehr große. Für die Flugpolizei habe ich zwei Drittel unserer Piloten bei den Berufspiloten- und Spezialschulungen mittelbar oder unmittelbar ausgebildet.
Wie kamen Sie überhaupt als Pilot zu den Hubschraubern?
1985 habe den Pilotenschein für Flugzeuge beim Kärntner Luftfahrer Verband, KLV, erworben. Damals spielte ich Bassgitarre in der Band »Check-Point«, sparte Geld und machte die Privatpilotenlizenz in Klagenfurt.
Nach meiner Ausbildung in der Gendarmeriekaserne Krumpendorf kam ich als eingeteilter Beamter auf den Gendarmerieposten in Reichenfels. Nach einigen Dienstjahren im oberen Lavanttal und Zuteilungen zu den Gendarmerieposten Wolfsberg, St. Stefan und St. Paul schaffte ich die Selektion und kam zum Hubschrauberpilotenkurs nach Wien-Meidling. Dort erwarb ich mit ausgezeichnetem Erfolg die Berufspilotenlizenz für Hubschrauber und alle Qualifikationen zum Einsatzpilot für Flugrettungs- und Exekutive-Einsätze.
Sie sind nun in Pension. Was werden Sie vermissen?
Eindeutig das Fliegen mit diesem fantastischen Fluggerät, die Einsätze, das Gefühl, gebraucht zu werden. Die Jahre waren geprägt von Verantwortung, Professionalität und Vertrauen.
Jede Mission, jeder Einsatz und jeder gemeinsame Moment im Dienst hat mich begleitet, geformt und bereichert. Ich wünsche meinen Kollegen unfallfreie Flüge und dass sie immer gesund zurückkehren. Privat freue ich mich auf meine Freizeit. Des Weiteren bin ich noch als Flugprüfer zur Verlängerung von Fluglizenzen bei der Austro Control tätig.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Flugpolizei?
Dass die gesamte Crew endlich eine adäquate Flugeinatzstelle bekommt und dass auch wegen der jetzigen Einsparungsmaßnahmen die Investitionen in Technik und Ausbildung weitergehen. Leider sind die Piloten, FLIR- und Flight-Operatoren seit fünf Jahren nach Umstrukturierungen und dem Abriss des alten Hangars am Flughafen Klagenfurt in einem Baucontainer im 24-Stunden-Betrieb am Flughafen Klagenfurt untergebracht. Ich hoffe sehr, dass der Neubau rasch ohne Verzögerung umgesetzt wird – das Team hat sich das mehr als verdient.
Sie haben am Montag, 1. Dezember, das »Große Ehrenzeichen des Landes Kärnten« erhalten. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung? Es ist eine besondere Wertschätzung und erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit für das, was ich in den vergangenen Jahrzehnten für die Kärntner Bevölkerung geleistet habe, insbesondere bei den vielen Katastrophen- und Brandbekämpfungseinsätzen in Zusammenarbeit mit den Landesbehörden und Blaulichtorganisationen.
Wie resümieren Sie Ihre Zeit als Polizeipilot?
Mit großem Dank blicke ich auf eine außergewöhnliche Zeit zurück. 32 Jahre als Hubschrauberpilot war ich Teil einer Spezialeinheit des BMI bei der österreichischen Flugpolizei, was mein Leben geprägt und bereichert hat. Besonderer Dank gilt meinen Kameraden, den Vorgesetzten, allen Partner- und Blaulichtorganisationen und meiner Familie – jenen Menschen, die mich auf diesen langen Weg unterstützt haben. Nun lege ich meine Uniform ab, aber die Flugpolizei wird immer ein Teil von mir bleiben – mit zahlreichen Erinnerungen in meinem Herzen. Mit Respekt und Wertschätzung verabschiede ich mich aus dem aktiven Dienst – dankbar für alles, was war, und offen für die Wege, die nun vor mir liegen.

Von Michael Swersina
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