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Wie eine Wolfsbergerin Werbung für Geldanlagen machte, ohne dass sie überhaupt davon wussteAusgabe 22 | Mittwoch, 1. Juni 2022

Angelika Stengg lud sich eine App aus dem Play Store auf ihr Smartphone. Was sie nicht wusste: Dabei handelte es sich um eine Anwendung, die unter ihrem Namen auf ihrem Facebook-Profil postete und Systeme vorstellte, wie man viel Geld verdienen könne.

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Wolfsberg. Wenn man eine App aus dem Play- oder Apple-Store auf sein Smartphone herunterlädt, geht man eigentlich davon aus, dass man sich damit keinen Virus oder Maleware einfängt. Das ist aber nicht immer so, wie der Fall der Wolfsbergerin Angelika Stengg beweist. Sie hatte sich aus dem Play Store eine App zum Erstellen von Videos heruntergeladen – und damit fingen die Probleme an. Stengg erzählt: »Die App hat nie funktioniert, ich habe mir dabei aber nichts gedacht und sie nicht gleich gelöscht. Dann ging es plötzlich los. Ich bekam Anrufe von Bekannten, die mich fragten, wie das System zum Geldverdienen, das ich auf Facebook bewerbe, funktioniert.« Stengg war verwirrt, da sie nichts bewarb und, wenn sie ihre Facebook-Seite ansah, nichts Derartiges entdecken konnte. Nachdem sich immer mehr Bekannte meldeten und am Erfolg teilhaben wollten, ließ sie sich die Werbung von einer Bekannten zeigen.

Und tatsächlich, für alle ihre Facebook-Freunde waren ihre »Werbepostings« sichtbar, und es sah so aus, als ob Stengg das Posting gemacht hätte. Zunächst »bewarb« sie, wie einfach sie zu Geld gekommen sei und dass dies jeder machen könne. Bei einem zweite Posting lud sie zu Investitionen in Öl ein und erklärte, wie sie dadurch reich wurde. »Irgendwie war es auch witzig, da mich einige Bekannte anriefen und sagten, wenn du das ausprobiert hast und jetzt bewirbst, dann muss es etwas Seriöses sein«, erzählt Stengg mit einem Schmunzeln.

Sie hat die Leute daraufhin natürlich aufgeklärt, dass sie das Posting nicht erstellt hatte. Manche ihrer Facebook-Bekannten waren darüber sogar enttäuscht, da sie schon eine Möglichkeit sahen, auf einfache Weise viel Geld zu machen.

Video-App war schuld

Natürlich wollte sie die Postings dann löschen. Da sie für Stengg aber nicht sichtbar waren, konnte sie das nicht tun. Also meldete sie ihr Problem bei Facebook, worauf sie eine Liste bekam, welche von ihr verwendeten Apps dafür verantwortlich sein könnten, darunter auch die zuvor heruntergeladene Video-App. Nachdem sie besagte App von ihrem Smartphone entfernt hatte, war mit den geheimnisvollen Postings Schluss.

Doch wie konnte die Video-App auf ihr Facebook-Konto zugreifen? Mit dem Herunterladen und Anwenden von Apps und durch das Anmelden bei diesen über die Facebook-Daten, gibt man den Anwendungen meist zahlreiche Berechtigungen, darunter oft auch den Zugriff auf das eigene Profil bei Facebook, Zugriff auf die Handykontakte und die Bildergalerie. Normalerweise wickeln Facebook-Apps den Datenaustausch zwischen Facebook und den Anwendungen ab. Unseriöse oder Spam-Apps allerdings nutzen den Zugriff auf das Facebook-Profil für dubiose Gewinnversprechungen, das Erlangen von Passwörtern, Werbung  uvm.

Daher sollte man sich lieber mit seiner E-Mail-Adresse anmelden, um unerwünschten Facebookpostings zu entgehen. 

Stengg sagt abschließend: »Eines habe ich aus der ganzen Geschichte gelernt: Ich werde mich in Zukunft sicher nicht mehr mit meinem Facebook-Account bei einer App anmelden. Denn auch eine Anwendung, die aus dem Play Store heruntergeladen wird, muss nicht immer eine seriöse sein, wie ich nun am eigenen Leib erfahren musste. Zum Glück ist niemandem ein finanzieller Schaden entstanden.«

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