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In St. Margarethen entsteht ein gewaltiger Bau: Ein Anrainer fühlt sich jetzt »übers Ohr gehauen« Ausgabe 12 | Mittwoch, 22. März 2023

Dass das Projekt diese Dimensionen erreichen würde, damit hatte ein St. Margarethener nicht gerechnet. Laut ihm ist es in seinem Haus jetzt dunkel, dazu fürchtet er den Autolärm. Der Bauherr verweist auf einen gültigen Baubescheid, der Bürgermeister klärt auf.

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Wolfsberg. Um es gleich vorweg zu sagen: Das Projekt besitzt alle erforderlichen Bewilligungen und entspricht auch dem Bebauungsplan. Trotzdem: Das Gebäude, das zurzeit im Traubenweg im Wolfsberger Ortsteil St. Margarethen errichtet wird, ist groß – sehr groß. Es nimmt sich zwischen den vorhandenen Häusern sogar gewaltig aus. Das gefällt einem Anrainer gar nicht, der aber mit seinen Einwänden zu spät kommt.

Im Traubenweg lässt ein in Völkermarkt ansässiges Unternehmen ein Bauwerk in die Höhe ziehen, das nach der geplanten Fertigstellung im Sommer zehn Wohnungen beherbergen wird. Es steht exakt auf dem Fundament eines früheren Wirtschaftsgebäudes, dessen Mauern teilweise auch in den Neubau integriert wurden und noch sichtbar sind.

»Ich bin von der Gemeinde enttäuscht, bei der Bauverhandlung wurde alles schön geredet«
Ein Anrainer des neuen Wohngebäudes

Im Jänner des Vorjahrs wurde eine Bauverhandlung durchgeführt und das Projekt danach genehmigt. Dennoch fühlt sich ein Anrainer »übers Ohr gehauen«: Er hatte mit einem Gebäude dieser Größe nicht gerechnet.

»Der Grund und die Gebäude gehörten der Familie meiner Lebensgefährtin und wurden an das Völkermarkter Unternehmen verkauft«, erzählt der St. Margarethener, dem schon damals klar war, dass ein Objekt errichtet werden würde. Bei der Bauverhandlung legte seine Lebensgefährtin eine Beschwerde bezüglich der Höhe des Hauses ein, »danach haben wir aber nichts mehr davon gehört«, so der Anrainer.

Er hatte obendrein auch Pech: Eigentlich sollte der Neubau ein Flachdach erhalten und damit um einiges niedriger werden. Der Anrainer: »Das wurde aber vom Land nicht genehmigt, weil solche Dächer in der Umgebung nicht üblich sind und es nicht in die Landschaft passt. Jetzt hat es ein Satteldach und ist etwa zwei Meter höher, der neue Besitzer konnte dadurch außerdem zwei Wohnungen mehr unterbringen.«

Jetzt ist es finster ...

Der Mann sieht sich um seine Lebensqualität gebracht: »Bei uns ist es jetzt finster im Haus. Dazu wird eine Zufahrt zum Carport gebaut, nur drei Meter von unserem Haus entfernt. Ich dachte, vier Meter seien der Mindestabstand. Darüber wurden wir nicht aufgeklärt.« Da Wohn- und Schlafzimmer auf dieser Seite liegen, fürchtet er nun den Autolärm. 

Bei der Zufahrt zur Siedlung handelt es sich um einen privaten Weg, der zu 60 Prozent einer Agrargemeinschaft, zu 40 Prozent den Anrainern gehört. »Darf man überhaupt ein Haus mit zehn Eigentumswohnungen bauen, wenn es nur einen Privatweg als Zufahrt gibt?«, fragt der Anrainer. Gegen ein Einfamilienhaus hätte er nichts einzuwenden gehabt, aber das ...

»Alle gesetzlichen Rahmenbedingungen werden eingehalten, die Gemeinde prüft das nach«
Der Bauherr weist die Vorwürfe zurück

»Ich bin von der Gemeinde Wolfsberg enttäuscht«, sagt der Mann, denn: »Bei der Bauverhandlung wurde alles schön geredet.« Ihm ist bewusst, dass es kein Zurück gibt, er will aber andere warnen: »Die Leute sollen sehen, wie so etwas abläuft und wie mit Bürgern umgegangen wird. Man hat uns nicht vollständig unterrichtet, was hier gebaut werden soll.«

Der Völkermarkter Bauherr weist die Vorwürfe zurück. Er sagt: »Es hat bei der Bauverhandlung, die ordnungsgemäß abgelaufen ist, keine Einsprüche gegeben, dazu ist ein gültiger Baubescheid vorhanden. Alle gesetzlichen Rahmenbedingungen werden eingehalten, die Gemeinde prüft das auch nach.« Die Einfahrt zum Carport werde entsprechend den Vorgaben errichtet, »man darf bis zur Grenze bauen«, so der Unternehmer. Dass die Lebensqualität des Anrainers zerstört sei, bestreitet er, ebenso, dass das Gebäude für die Umgebung zu groß ist: »Es gibt einen Bebauungsplan, an den habe ich mich gehalten.« Die gestiegene Höhe bestätigt der Völkermarkter: »Das ist richtig. Ursprünglich wollte ich ein Gebäude mit modernem Charakter bauen. Nach einer Begehung wurde mir von der Behörde aber mitgeteilt, dass ein Satteldach aufgesetzt werden muss.« Und den Anrainer, der jetzt »halb Wolfsberg damisch« mache, versteht er nicht: »Erst gab es bestes Einvernehmen.«

Der Wolfsberger Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) kennt den Bau in St. Margarethen. Er sagt: »Ich habe auch nachgefragt, warum dieses Projekt so groß ist. Aber aus Sicht der Bauordnung ist es in Ordnung, denn dort stand bereits ein Gebäude. Daher ist die jetzige Errichtung möglich.«

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