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Der Stadtwerke-Chef: »Mir erschließt sich nicht, warum hinter vielem ein Skandal vermutet wird«Ausgabe 12 | Mittwoch, 22. März 2023

Christian Schimik (47) leitet seit Juni 2020 mit den Wolfsberger Stadtwerken ein Unternehmen, das immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Im UN-Interview spricht er über den jüngsten »Aufreger«, seine Ansicht über eine mögliche Rückgliederung und die Gebühren.

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Wurde zuletzt ein Mitarbeiter der Stadtwerke pensioniert, weil er mehr als Sie verdiente? Wurde mit diesem Schritt bis nach der Landtagswahl gewartet, wie zuletzt medial kolportiert?
Wie Sie wissen, da Sie selbst mit diesem Mitarbeiter gesprochen haben, hat er selbst einen Pensionsantrag gestellt. Er machte auch den Vorschlag, dass er die Prokura zurücklegt, was bereits eingeleitet wurde. Wir überlegen noch, welchen Mitarbeiter wir nun mit der Prokura betrauen.

Nachfolger dieses Mannes wurde ein Mitarbeiter, der erst seit vier Jahren im Unternehmen tätig ist. Hat er die für diesen Posten nötige Erfahrung?
Im Zuge des schon seit längerem geplanten Ruhestandsantritts wurde von der Stadtwerke-Führung und des vor der Pension stehenden Mitarbeiters überlegt, wie man die Verantwortlichkeiten künftig regelt. Die betroffenen Bereiche sind Umwelt und das interne Personalservice. Die jetzige Abteilung Umwelt und Personalservice wird aufgelöst, Umwelt geht in den Bereich Infrastruktur und Technik, Personalservice wird in die Abteilung Dienstleistungen eingegliedert. Der von Ihnen angesprochene Mitarbeiter wird den Bereich Umwelt in der Abteilung Infrastruktur und Technik verantworten und untersteht dort einem Abteilungsleiter. 

Warum werden die Wolfsberger Stadtwerke so gerne skandalisiert? Warum traut man dem Unternehmen alles zu? 
Ich kann nur die Zeit bewerten, seit ich hier bin (Anm.: seit 1. Juni 2020). Momentan scheinen wir eines des bestgeprüften Unternehmen im Bezirk zu sein – der Bundes- und der Landesrechnungshof haben uns geprüft, letzterer ebenfalls sehr umfassend. Es gibt diskutierte Themen – Rückgliederung, Eigentümerzuschüsse –, die sich auf organisatorischer Basis abspielen. Aber ein Skandal konnte von den Prüfern nicht ausgemacht werden. Damit deckt sich das Bild des Landesrechnungshofs, der dieses Wort auch nicht verwendete, mit dem, das ich in diesen bald drei Jahren gewinnen konnte: In manchen Infrastrukturbereichen, etwa Trinkwasser, sollte nachgebessert werden. Dazu stellt sich bei Freizeitbetrieben die Frage, ob diese Leistungen in der Region so zu erbringen sind. Mir erschließt sich nicht, warum hinter vielem ein Skandal vermutet wird. Für mich ist das nicht angebracht.

Die Stadtwerke-Affäre ist noch immer nicht beendet. Wann wird es einen Abschluss mit den beiden entlassenen Mitarbeitern geben, bzw. wann ist die nächste Verhandlung angesetzt?
Eine weitere Verhandlung ist nicht angesetzt. Wie lange es dauern wird, eine Einigung zu erzielen, ist derzeit nicht abschätzbar.

Nähern sich Stadtwerke und die beiden früheren Mitarbeiter an?
Wir haben das Abkommen, dass wir die Verhandlungen nicht kommentieren.

Wellen schlug der Bericht des Landesrechnungshofs, in dem die Rückgliederung, bzw. Teilrückgliederung der Bereiche Wasser und Kanal empfohlen wurden. Wie stehen Sie dazu?
Die Stadtwerke bestehen aus vielen Bereichen. Die Stadt als Eigentümer hat entschieden, dieses Thema prüfen zu lassen, womit »Rabel und Partner« beauftragt wurde. In der Arbeitsgruppe sind auch Personen der Stadtwerke drin, unter anderen ich. Die Thematik der Rückeingliederung hat mehrere Komponenten, etwa steuerrechtliche oder die Finanzierung der Freizeitbetriebe. Im Vordergrund steht: Wie können gewisse Leistungen rasch, hochqualitativ und preiswert erbracht werden? Wie sieht die dafür ideale Organisationsstruktur aus? In welchem Rahmen wird das Personal angestellt? Das ist zu bewerten und in Verbindung zu bringen mit den Zielen des Eigentümers, der Stadt. Auch ich kann erst etwas dazu sagen, wenn die Bewertung abgeschlossen ist. Ich vertrete die Stadtwerke GmbH und handle für sie. Was der Eigentümer will, wird gemacht werden, die Entscheidung liegt nicht bei mir, ich bin neutral. 

Wenn rückgegliedert wird: Bleiben Sie Geschäftsführer?
Per se wird das bei einer vollen Rückgliederung nicht möglich sein, denn dann gäbe es keine GmbH mehr.  

Wird die Rückgliederung bereits geprüft? Wann ist mit einem Ergebnis zu rechnen?
Es gab bereits Arbeitssitzungen, mit ersten Ergebnistendenzen rechne ich noch in diesem Jahr. Es werden aber nicht nur Rückgliederungsvarianten geprüft, wir prüfen auch, wie kann man Körperschaftssteuer-optimiert arbeiten, wie können wir die Freizeit-Infrastruktur erhalten?

Sollte es zur einer Rückgliederung kommen: Wie wäre das verwaltungstechnisch machbar, wie hoch wären die Kosten?
Natürlich ist es machbar. Die Frage wäre, wie hoch sind die Kosten und wie kann man das im Personalbereich rechtlich korrekt abwickeln, ohne den laufenden Betrieb  zu stören. Denn die Arbeit kann nicht unterbrochen werden, sie muss weiterlaufen. Das Unternehmen hat rund 15 Millionen Euro Umsatz, wir sprechen über rund 75 Dienstnehmer und kein kleines Anlagevermögen, es gibt Vertragsbeziehungen mit Dritten – alles das müsste in eine andere Rechtsform übertragen werden. Jetzt eine Bewertung der Kosten dieser Prozesse abzugeben, wäre nicht seriös. Wir stehen erst am Beginn der Prüfung.

Der Landesrechnungshof kritisierte Querfinanzierungen von defizitären Bereich wie Stadionbad, Eventhalle, Kuss. Sie pochten darauf, dass das legal ist. Wie geht es mit Bad oder Kuss weiter? Würden Sie sie schließen, wenn es nach Ihnen ginge?
Wir haben aufrechte Verträge mit unserem Eigentümer, dass wir diese Einrichtungen betreiben. Das Stadionbad gehört ja auch den Stadtwerken. Wir orientieren uns an der Aufgabe, die die GmbH vom Eigentümer erhalten hat. 

Wie könnte man diese Bereiche in die Gewinnzone bringen?
Durch die derzeitige Nutzung der Immobilien ist ein neutraler Betrieb mit Kostenwahrheit auf Basis der bestehenden Geschäftsmodelle und der Konkurrenzsituation nicht darstellbar. Es gibt viele Veranstaltungszentren, aber nicht entsprechend viele Veranstaltungen. Das Stadionbad erfordert hohen technischen Aufwand, was sich auf die Kosten niederschlägt. Dazu gibt es in Wolfsberg relativ viele Pools, außerdem haben wir Seen: Klopeiner See, Wörthersee. In Österreich gibt es kein alleinstehendes Beckenfreibad, das ein ausgeglichenes Ergebnis hat. 

Könnten Sie entscheiden, würden Sie das Stadionbad schließen?
Die Frage ist, welche Infrastruktur soll in einer Region zur Verfügung gestellt werden? Vieles schließt nicht positiv ab, etwa das Burgtheater. Wollen wir Infrastruktur, die über die Grundbedürfnisse wie Wasser und Kanal hinausgeht? In Österreich wollen wir das. Aber das kostet etwas. Ja oder nein zu sagen ist nicht ganz einfach, aber infrastrukturelle Leistungen sollten schon über Abwasser, Müllentsorgung und Schulbildung hinausgehen, das ist meine Meinung.

Ist eine Erhöhung der Gebühren heuer oder in absehbarer Zeit notwendig?
Das Wesentliche ist die Sicherung der Basis-Infrastruktur, was auch der Landesrechnungshof anmerkte: Wir sollen die Gebühren jährlich kalkulieren, um unsere Leistungen nachhaltig und langfristig sicherstellen zu können. Fakt ist: Wir haben derzeit eine sehr dynamische Kostenthematik. Dazu kommen Herausforderungen, etwa bei der Trinkwasserversorgung, die in ganz Europa aufgrund des Klimawandels immer mehr in den Mittelpunkt rückt und zu geringerem Angebot bei erhöhter Nachfrage führt. Um all unsere Aufgaben in Verbindung mit gestiegenen Kosten erfüllen zu können, werden zusätzliche Mittel erforderlich sein. Wann eine Gebührenerhöhung erfolgt, obliegt nicht mir. 

Wann beginnt die Sanierung der Wasserleitung von der Koralm?
Wir haben im Vorjahr um 500.000 Euro Rohre gekauft, heuer sind eine Million Euro budgetiert. Wir werden Mitte des Jahres mit der Arbeit beginnen und rund ein Drittel der Leitung machen. Jetzt läuft die Ausschreibung. Ein weiteres Projekt ist das Quellgebiet Klippitz: Hier werden wir heuer 1,5 Millionen Euro investieren, um Quellen nutzbar zu machen.

Auch heuer geht der Schönsonntagmarkt in der Innenstadt über die Bühne. Laufen die Vorbereitungen, gibt es Neuerungen?
Wir arbeiten bereits daran. Wir haben aus dem Vorjahr gelernt, was man besser machen kann, wie man mit den Bühnen umgeht, wo sie stehen werden, wie viele es geben wird. Wir werden Anpassungen vornehmen Der Markt beginnt heuer einen Tag früher, er dauert von 8. bis einschließlich 11. Juni.  

Wo sehen Sie die Stadtwerke in zehn Jahren?
Als verlässlichen Infrastrukturpartner in der Stadt Wolfsberg, im Lavanttal und vielleicht – mit gewissen Dienstleistungen – auch darüber hinaus. 

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Noch in der Arbeit.

Wie lange wollen Sie Geschäftsführer der Stadtwerke bleiben?
So lange ich in einem Umfeld arbeiten kann, das die Weiterentwicklung des Unternehmens zulässt – und so lange es mir Spaß macht.

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