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Dennis Brandner: »In der Akutphase der Pandemie gab es ein Jahr lang keine Auftrittsmöglichkeiten«Ausgabe 4 | Mittwoch, 26. Januar 2022

Der 32-jährige Profimusiker Dennis Brandner aus Wolfsberg spricht im Interview mit den Unterkärntner Nachrichten über seine Anfänge, wie er in die USA kam und wie das Leben für ihn dort ist. Er erzählt aber auch über aktuelle Projekte und seine Pläne für die Zukunft.

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In welchem Alter haben Sie begonnen, ein Instrument zu spielen? 
Ich habe mit vier Jahren auf der Blockflöte angefangen.

Seit wann spielen Sie Saxofon und warum entschieden Sie sich für dieses Instrument?
Mit dem Saxofonunterricht begann ich im Alter von acht Jahren bei Rudolf Kaimbacher. Ich hörte und sah das Instrument während einer Vorführung an der Musikschule Wolfsberg und war sofort begeistert.

Wann spielten Sie erstmals in einer Band und welche war das? 
Frühe Gehversuche im Bandbereich präsentierten sich während des sogenannten Jazzkurses in der Musikschule Wolfsberg unter der Leitung von Roman Wohofsky und Markus Heller. Daraus ergab sich dann auch die erste eigenständige Band im Raum Wolfsberg – »Cold Duck Nine«. Das müsste so im Jahr 2002 gewesen sein.

Wann haben Sie sich entschieden, Profi-Musiker zu werden? 
Nach den ersten, regelmäßigen Auftrittserfahrungen als sehr junger Teenager.

Wie viele Instrumente spielen Sie?
Ich spiele sämtliche Gattungen des Saxofons, Bassklarinette, Querflöte und Klavier.

Welche Musikrichtung spielen Sie? 
Meist liegen meine Projekte im Bereich des Jazz oder der improvisierten Musik im Allgemeinen.

Komponieren und arrangieren Sie auch selbst Lieder? 
Ja natürlich. Sofern ich heute Auftritte mit Bands habe, besteht das Repertoire zu 90 Prozent aus Eigenkompositionen. Außerdem kommt es auch immer wieder zu Kompositionsaufträgen, zum Beispiel beim Outreach Music Festival 2017, wofür ich ein zeitgenössisch-klassisches Saxofonquartett schrieb. Mein letzter Auftrag war »Auburn, Gold«, ein Streichquartett, das am 1. Oktober für Composer‘s Concordance in New York uraufgeführt wurde.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration? 
Vieles ergibt sich durch das ständig Beschäftigen mit der Materie, denn es gibt selten Momente, die nichts mit Musik zu tun haben. Auch diverse Projekte bringen häufig neue spielerische oder kompositorische Herausforderungen mit sich – da hat man unter Umständen gar keine Zeit auf Inspiration zu warten, sondern begibt sich einfach in die Situation, mit dem Vertrauen, dass etwas Spannendes dabei rauskommt.

Gibt es von Ihnen eine CD bzw. ein Album oder ist eines geplant? 
Ich bin mittlerweile auf sechs Alben als Sideman oder Co-Leiter zu hören, unter anderem auf Benny Hrdina‘s Big Organ 5 oder Dyad Hop mit Michael Erian. Die Veröffentlichung meines ersten eigenen Albums hätte bereits im Jahr 2020 erfolgen sollen, verzögerte sich dann aber durch die Corona-Pandemie. Der aktuelle Erscheinungstermin ist nun im Juli 2022.

Welche Art von Musik hören Sie?  
Hier möchte ich mit einem Augenzwinkern sagen: gute! Ich versuche offen für alle Musikrichtungen zu sein, egal aus welchem Genre sie stammen.

Sie leben bereits seit 2008 in den USA. Wie ist das Leben dort?
Man kann die Stadt New York mit dem Rest der USA nur schwer vergleichen. Zusammengefasst bietet einem das Leben in dieser Metropole viele Chancen zur Weiterentwicklung, die Möglichkeit, mit vielen Kulturen in Berührung zu kommen. Man ist ständig von Eindrücken stimuliert, gewinnt so neue Ideen, auch wenn das manchmal etwas anstrengend sein kann.

Warum haben Sie sich für die USA entschieden? 
Mein Studium führte mich 2008 nach New York, hauptsächlich weil ich näher an der Quelle des Jazz leben wollte. Eine Faszination die USA betreffend bildete sich allerdings schon in den früheren Jugendjahren.

Wo liegen die Unterschiede für einen Profi-Musiker zwischen den USA und Österreich? 
In der heutigen Zeit verschwinden diese Unterschiede mehr und mehr, weil Musiker ja global vernetzt sind, sich austauschen können und auch miteinander arbeiten. Der gravierendste Unterschied liegt in der Vielfalt des Angebots, das man in der Szene vor Ort findet. Dahingehend ist New York schwer zu schlagen.

Wie war die Corona-Zeit für Sie als Musiker? Es gab ja kaum Auftritte usw. Wie kamen Sie über die Runden? 
Die traurige Realität ist, dass die Corona-Krise die Musikwelt nicht nur in den vergangenen zwei Jahren beeinflusst hat, sondern auch weiterhin stark beeinflussen wird. Man ist derzeit nur schwer in der Lage, vernünftige Pläne für Konzert- und Tourneetermine zu fassen. Eigentlich ist es in gewohnter Form immer noch unmöglich. In der Akutphase der Pandemie 2020 gab es in New York mit Ausnahme der Sommermonate für etwa ein Jahr gar keine Auftrittsmöglichkeiten. Glücklicherweise bin ich schon seit einigen Jahren als Lehrbeauftragter an der City University of New York tätig, womit ich andere Verluste monetärer Natur ausgleichen konnte.

Woran arbeiten Sie zur Zeit? 
Ich befinde mich gerade in der Kompositionsphase für mein zweites Album. Außerdem gibt es zwei neue Bands, mit denen ich  2022 einige Tourneen organisiere. Eine davon übrigens mit einem weiteren fabelhaften Wolfsberger Musiker – Philipp Kienberger.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? 
Ich möchte meine Tätigkeiten im Konzert- sowie Kompositionsbereich ausbauen und meine Verbindungen nach Europa stärken. Außerdem möchte ich meine Musik dokumentieren, so gut es möglich ist.

Sind Sie noch hin und wieder im Lavanttal? 
Ja natürlich. Meine Familie lebt nach wie vor dort und ich pflege auch noch gute Verbindungen zu alten Freunden.

Was waren einige Konzerthighlights? 
Mir kommt hier sofort eine Konzertreihe in den Sinn, die wir, noch mit Hilfe des damaligen Kärntner Landeskonservatoriums, mit Joe Zawinul kurz vor dessen Tod bestritten haben. Ein unbeschreibliches Erlebnis.

Kulinarisch sind die Amerikaner Banausen. Was  ist Ihnen lieber: eine Lavanttaler Brettljause oder ein fetter Burger?
Ich bin seit Jahren Vegetarier, also leider weder noch. Wenn ich mich aber zwischen einem Glundner-Käsbrot und einem Veggie-Burger entscheiden muss, dann wirds wohl Ersteres.

Schauen Sie lieber American Football oder Soccer? 
Soccer, allerdings mit mäßigem Interesse.

Wo leben Sie lieber: in einer Metropole oder am Land? 
Das Leben in einer Metropole oder zumindest einer Stadt. Ich bin allerdings sehr froh, in meinem Leben auch sehr viel Zeit am Land verbracht zu haben. Es hat schon etwas Erdendes.

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