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Roman Rupp: »Das Wichtigste ist, an sich selbst zu glauben und sehr hart zu arbeiten«Ausgabe 46 | Mittwoch, 13. November 2019

Der Wolfsberger Abfahrer Roman Rupp (55) stand in Kitzbühel auf dem Podest und war bei der WM in Vail dabei. Mit den Unterkärntner Nachrichten hat er über seine Ski-Karriere gesprochen, wie sich der Skisport verändert hat und sein Leben nach dem Skifahren.

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Mann, Fahrrad, Meer
Dem Skisport hat Rupp ade gesagt, dafür ist er nun oft mit seinem Bike unterwegs. Foto: KK

In welchem Alter haben Sie zum Skifahren angefangen?
Das war, als ich in die Volksschule ging. Da bin ich halt zu Hause herumgefahren und beim damaligen Lift in St. Ulrich. 1975 bin ich dann dem Schiclub Eitweg beigetreten und meine ersten Rennen gefahren, wie die Vereinsmeisterschaft oder das Naturfreunderennen auf der Koralpe.

Wann sind Sie zum ÖSV gekommen?
Im Alter von zwölf Jahren war ich bei den Landesverbandsrennen recht gut. 1977 wurde ich schließlich in den Landeskader aufgenommen. 1978 wurde ich im Slalom und in der Kombination österreichischer Schülermeister  und im Riesentorlauf Zweiter. 1980 kam ich dann in den ÖSV-Kader und gewann 1981 den Jugendmeistertitel im Riesentorlauf. Danach durchlief ich die ganzen Kader des ÖSV.

Sie haben Ihre ersten Erfolge im Slalom und Riesentorlauf gefeiert. Wie sind Sie zur Abfahrt gekommen?
Damals waren noch andere Zeiten. Wer sich die Abfahrtsstrecken runtergetraut hat, der kam zu den Abfahrern. Und ich habe mich getraut. 

Wann haben Sie Ihr erstes Weltcup-Rennen bestritten?
Das war 1983 in Aspen in den USA. Ich bin danach aber auch noch Europa-Cup gefahren und wurde in der Saison 1984/85 Zweiter in der Abfahrtswertung.

Das war damals die Zeit vieler bekannter Stars. Mit wem waren Sie im ÖSV-Team?
Da waren eigentlich alle großen Namen dabei wie Klammer, Spieß, Stock, Wirnsberger, Resch, Höflehner. Das waren alles schon große Namen. Ich war halt der junge »Bua«.

Was waren denn die Highlights Ihrer Karriere?
Sicher der dritte Platz bei der Hahnenkammabfahrt in Kitzbühel im Jahr 1989 und die WM-Teilnahme in Vail, wo ich den neunten Platz erreichte. Im Abfahrtsweltcup schloss ich die Saison 1989/90 ebenfalls auf Platz neun ab.

Was geht einem durch den Kopf, wenn man im Starthaus auf der Streif steht?
Respekt ist immer vorhanden. Es gibt eine hohe Geschwindigkeit und man bewegt sich im Grenzbereich. Aber wer nichts riskiert, der gewinnt auch nichts. Kitzbühel ist mir aber immer sehr gut gelegen. Ich habe dort meine ersten Weltcup-Punkte gesammelt und auch einen dritten Platz geholt.

Blieben Sie von Stürzen oder gröberen Verletzungen verschont?
Nein. Ich hatte leider viele Verletzungen und fiel daher öfters aus. Danach musste ich mich immer wieder zurückkämpfen. Die Saison 1987/88 musste ich nach einer Kreuzband- und Achillessehnenverletzung komplett ausfallen lassen. Es war schon eine harte Zeit. Wir hatten eine sehr starke Mannschaft, da musste ich oft in die Qualifikation und den Weg zurückfinden.

1992 beendeten Sie Ihre Karriere. Warum?
Es ist einfach nicht mehr so gelaufen, wie erhofft. Zudem gab es in dieser Saison die tödlichen Unfälle von Ulli Maier und Gernot Reinstadler. Da stellt man sich dann schon auch die Sinnfrage, was man da eigentlich macht. Man trainiert das ganze Jahr, um dann zehn Mal für zwei Minuten irgendwo hinunter zu fahren. Und wenn der Erfolg nicht mehr so gegeben und die Luft draußen ist, ist es besser aufzuhören.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf Ihre Karriere zurück?
Es war eine schöne Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ich habe viel von der Welt gesehen, bin viel herumgekommen. Der Sport war eine gute Lebensschule.

Wie hat sich der alpine Skisport seit Ihrem Karriereende entwickelt?
Das war eine sehr brutale Entwicklung. Alles wurde viel professioneller, das Material immer weiter verbessert. Die Pisten sind zwar heute perfekt präpariert, wurden aber eisiger, spektakulärer und brutaler gemacht. Heute sind die Ski extrem aggressiv und schwer zu fahren. Das sieht man ja auch immer wieder an den langen Verletzungslisten. Der gesamte Skisport ist ziemlich am Limit. Aber der Skisport ist ein professioneller Zirkus geworden. 

Immer wieder gibt es Kritik am Weltcup-Kalender. Die Fahrer sagen, zu viele Rennen, zu dichtes Programm. Wie sehen Sie das?
Ich muss ehrlich gestehen, ich verfolge den Skizirkus nicht so mit. Aber heute dreht sich alles um TV-Rechte und Geld. Früher wurde bei schlechten Bedingungen halt abgesagt, das kommt heute selten vor. Der Rennläufer steht nicht mehr im Mittelpunkt. Es gibt viele Sportarten, daher braucht der Skisport natürlich spektakuläre Rennen und auch Stürze, um das Interesse bei den Zuschauern hochzuhalten.

»Man trainiert das ganze Jahr, um dann zehn Mal für zwei Minuten irgendwo hinunter zu fahren«
Roman Rupp, Ex-Skifahrer

Was haben Sie nach der aktiven Karriere gemacht?
Ich habe eine Masseurausbildung gemacht und arbeitete zwölf Jahre selbstständig als Masseur. Seit 2010 bin ich im LKH Wolfsberg an der Lymphklinik als Lymphtherapeut beschäftigt. 

Fahren Sie noch viel Ski?
Hin und wieder fahre ich auf die Koralpe für zwei, drei Stunden. Ich gehe aber auch sehr gerne auf die Hebalm Langlaufen und bin sehr viel mit dem Fahrrad unterwegs. Dabei habe ich auch schon einige große Touren gemacht, wie zum Beispiel vor ein paar Jahren eine Tour in Tibet oder eine Fahrt durch Patagonien.

Dass Sie beim ÖSV als Trainer oder in einer anderen Funktion arbeiten, stand nie zur Diskussion?
Nein, darüber habe ich nie nachgedacht. Ich war viele Jahre ständig unterwegs und wollte das einfach nicht mehr machen. Ich bin ein sehr bodenständiger Typ und wollte zurück ins Lavanttal. Hier fühle ich mich sehr wohl. Wir haben hier eine tolle Infrastruktur, liegen zwischen Graz und Klagenfurt. Es ist eine schöne Gegend zum Leben.

Mit Pirmin Hacker und Oscar Heine haben wir zwei Talente, die auch schon in ÖSV-Kadern sind. Haben Sie für die beiden Jungs einen Tipp?
Das Wichtigste ist, an sich zu glauben und sehr hart zu arbeiten. Es ist ein beinharter Weg und man muss sehr viel einstecken. Und es wird auch Rückschläge geben. Aber das es möglich ist, es ganz nach oben zu schaffen, sieht man immer wieder.

Was sagen Sie zu Marcel Hirscher?
Hut ab vor ihm. Er war der beste Skifahrer, den wir je hatten. Und auch Hut ab vor seiner Entscheidung, jetzt aufzuhören. Das hätte ich nicht erwartet, aber daran sieht man, dass er ein Großer ist. 

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