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Um zigtausend Euro betrogen: Cyber-Kriminalität erlebt auch im Lavanttal einen echten Boom Ausgabe 11 | Mittwoch, 17. März 2021

Wegen der Ausgangsbeschränkungen verbringen die Menschen mehr Zeit zu Hause und machen immer mehr Erledigungen von ihrem PC aus. Das ruft Internet-Kriminelle auf den Plan, das große Geld zu machen. Regelmäßig werden neue Betrugsfälle gemeldet.

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Lavanttal. Durch die Corona-Pandemie stellten viele Menschen ihr Leben um. Einkaufen in der Stadt war bzw. ist nur eingeschränkt möglich, die persönliche Beratung über diverse Anlageformen bei der Bank geht nur unter Auflagen und auch die große Liebe in einer Bar zu finden ist derzeit unmöglich. Daher verlagern sich viele dieser Tätigkeiten nun in das Internet und das ruft natürlich auch immer mehr Cyberkrimenelle auf den Plan, mit leichtgläubigen Menschen Geld zu »verdienen«.

Obwohl man fast täglich, zumindest aber wöchentlich, darüber liest und hört, dass Menschen im Internet auf unterschiedlichste Art und Weise abgezockt werden, fallen immer wieder Menschen auf die krummen Touren der Internet-Betrüger  rein.

»Wöchentlich kommen neue Internet-Betrugsfälle im Lavanttal hinzu«
Christian Baumgartner, IT-Spezialist der Polizei

Am besten läuft das derzeit mit dubiosen Finanzmaklern – dem Cyber-Trading-Fraud. Auch im Lavanttal ist ein gewaltiger Anstieg von Geschädigten zu vermerken. IT-Spezialist Christian Baumgartner vom Bezirkspolizeikommando Wolfsberg sagt: »Wöchentlich kommen neue Betrugsfälle im Bezirk hinzu. Die Schadenssummen sind im Steigen und belaufen sich meist auf mehrere zigtausend Euro.«

Die Masche dabei ist immer dieselbe: Über E-Mails wird Menschen das große Geld versprochen. »Es wird mit großen Namen geworben und den Leuten erzählt, dass sie mit wenigen Mausklicks Millionen machen werden«, sagt Baumgartner. 

Nach der Anmeldung meldet sich  der persönliche »Agent«. Bereits nach wenigen Tagen sieht man auf seinem Kundenkonto erste Einkünfte und man wird überredet weitere und höhere Investitionen zu tätigen. Irgendwann beginnen die Probleme, der »Agent« ist nicht mehr erreichbar, es kommt zu keinen Auszahlungen mehr und man ist sein Geld los. 

Fernzugriff für Täter

Es geht aber noch dreister: In manchen Fällen, wie es erst kürzlich einer Lavanttalerin ergangen ist, bekommt der »Finanzmanager« sogar  Fernzugriff auf den Rechner, um Überweisungen selbst zu tätigen. Und so hat der »Manager« schließlich nicht ein paar hundert Euro überwiesen, sondern gleich mehrere Tausend. Danach brach der Kontakt ab. Der »Agent« war nicht mehr erreichbar und auch die Website der Tradingplattform konnte nicht mehr aufgerufen werden.

»Ich kann nur jeden davor warnen, irgendwelche Geschäfte mit Plattformen oder Personen zu machen, von denen man unaufgefordert via E-Mail kontaktiert wurde«, rät Baumgartner.

Es gibt eine sehr hohe Dunkelziffer bei den Opfern. Viele erstatten aus Scham keine Anzeige«
Derselbe über die Anzeigen

Der Lavanttaler Cyber-Cop erzählt von einer weiteren Betrugsmasche, die derzeit bei den Kriminellen sehr beliebt ist. »Leute werden angerufen und es wird ihnen mitgeteilt, dass sie bei einer Lotterie gewonnen hätten und der Notar bereits mit dem Geldkoffer unterwegs sei. Es müsse aber eine kleine Sicherheitsleistung in Bitcoin hinterlegt werden«, erzählt Baumgartner. Wurde die Transaktion getätigt, hört man von dem Notar und der Lotteriegesellschaft – oh welch Wunder  – nichts mehr.

Oft wird das Ganze noch mit einem Abo auf einer Website verknüpft, das dann unmöglich zu kündigen ist. Als Sicherheit für den Gewinn müssen die Opfer meist an  die 1.000 Euro hinblättern, die Abos kosten rund 40 Euro pro Monat. Die Täter sitzen meist im Ausland und daher ist eine Strafverfolgung fast unmöglich. 

Trotzdem rät Baumgartner jedem, der Opfer eines Betrugs wurde, sich bei der Polizei zu melden. »Leider gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer bei den Betrugsopfern. Viele zeigen die Fälle aus Scham nicht an. Das ist aber ein Fehler. Denn in manchen Fällen ist es möglich, dass die Bank das Geld zurückbuchen kann.«

 Plattform gegen Betrug

Eine Internetplattform möchte helfen, den Internetbetrügern das Handwerk zu legen.

Die Watchlist Internet (www.watchlist-internet.at) ist eine unabhängige Informationsplattform zu Internet-Betrug und betrugsähnlichen Online-Fallen aus Österreich. Sie informiert über aktuelle Betrugsfälle im Internet und gibt Tipps, wie man sich vor gängigen Betrugsmaschen schützen kann. Opfer von Internet-Betrug erhalten konkrete Anleitungen für weitere Schritte.

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