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Firmenpleiten im Bezirk um 200 Prozent gestiegen, die Privatkonkurse sind hingegen leicht gesunkenAusgabe 28 | Dienstag, 8. Juli 2025

Waren es im ersten Halbjahr 2024 noch drei Unternehmensinsolvenzen, sind es in der ersten Jahreshälfte 2025 neun Firmenpleiten, was einem Anstieg um 200 Prozent entspricht. Die Insolvenzentwicklung im Lavanttal liegt damit auch klar über dem Kärnten-Trend.

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Unterkärntner Nachrichten Redaktion Von Unterkärntner Nachrichten Redaktion officeno@spamunterkaerntner.at
Brigitte Peißl-Schickmair ist Leiterin des KSV1870-Standorts Klagenfurt und präsentiert die Insolvenzentwicklung des ersten Halbjahrs für den Bezirk Wolfsberg. Während bei den Unternehmen ein deutlicher Anstieg zu sehen ist, gibt es bei den Privaten einen leichten Rückgang. Fotos: Prontolux KG (1), Pixabay (1)

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Wolfsberg. Laut der aktuellen Insolvenzstatistik des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV1870), schlitterten im ersten Halbjahr des Jahres im Bezirk Wolfsberg neun Unternehmen in die Insolvenz. Im Vergleichszeitraum des Vorjahrs waren es drei Unternehmen. Gestiegene Fremdkapitalzinsen, sinkende Umsätze sowie eine Konjunktur- und Konsumflaute haben dazu geführt, dass sich das Insolvenzaufkommen 2025 im Bezirk Wolfsberg erhöht hat. Die eröffneten Privatinsolvenzen verzeichnen einen Rückgang von 11,8 Prozent von 17 auf 15 Verfahren.

Plus von 200 Prozent
Im ersten Halbjahr 2025 wurden im Bezirk Wolfsberg neun Insolvenzverfahren, davon sechs Konkursverfahren und drei Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung, eröffnet. Das sind sechs Verfahren mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, was einem Plus von 200 Prozent entspricht. Die vorläufigen Passiva mit Stichtag 30. Juni, belaufen sich auf 8,49 Millionen Euro.

Zusätzlich führten drei weitere Insolvenzanträge mangels Kostendeckung zu nicht eröffneten, also abgewiesenen Verfahren. In diesen Fällen waren in den insolventen Unternehmen nicht einmal die Kosten, die rund 4.000 Euro betragen, die bei der Eröffnung eines Verfahrens entstehen, gedeckt.

»Aus heutiger Sicht wird sich die Entwicklung bis zum Jahresende fortsetzen«
Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin KSV1870 Klagenfurt

»Nachdem zu lange mit dem jeweiligen Insolvenzantrag zugewartet wurde, müssen diese Unternehmen liquidiert werden. Die Mitarbeiter verlieren ihre Jobs und auch Gläubiger sehen keinen Cent mehr. Für sie ist jenes Geld, das ihnen aufgrund erbrachter Leistungen eigentlich zusteht, verloren«, erläutert Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin des KSV1870-Standorts in Klagenfurt.

Im direkten Vergleich zum Bundesland Kärnten liegt die Insolvenzentwicklung im Bezirk Wolfsberg weit über dem Trend. Denn die Unternehmensinsolvenzen sind in Kärnten im ersten Halbjahr 2025 um 5,6 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs gestiegen.

Ausblick für 2025
Angesichts der nach wie vor herausfordernden Rahmenbedingungen erwarten nur 14 Prozent der Kärntner Unternehmen, österreichweit sind es 20 Prozent, eine Verbesserung ihrer Geschäftslage bis Jahresende. Eine grundlegende Trendwende ist aus heutiger Sicht daher nicht zu erwarten. »Es ist davon auszugehen, dass sich die aktuelle Entwicklung aus heutiger Sicht bis zum Jahresende fortsetzen wird«, so Peißl-Schickmair.

Privatinsolvenzen gehen zurück
15 Privatkonkurse wurden im ersten Halbjahr 2025 über Bewohner des Bezirks Wolfsberg eröffnet. Das bedeutet ein Minus von 11,8 Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahrs mit 17 Fällen. Das Ausmaß des Rückgangs der Privatpleiten im Bezirk Wolfsberg liegt ebenso deutlich über dem Kärntner Trend: Für Kärnten wurde in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 ein Minus von 6,6 Prozent verzeichnet.

»Es ist davon auszugehen, dass die kommenden Monate für viele Private herausfordernd bleiben«
Dieselbe über die Privatkonkurse

Die wirtschaftliche Gesamtsituation bleibt angespannt und ist weiterhin von Unsicherheiten geprägt. Zwar wird seitens der Wirtschaftsforscher eine gewisse Erholung des privaten Konsums für das heurige Jahr in Aussicht gestellt, jedoch überlegen sich die Menschen ihre Ausgaben doppelt und dreifach. So gibt es zahlreiche Fixkosten des täglichen Lebens, an denen de facto nicht gerüttelt werden kann – das sind Kosten für Lebensmittel, die Wohnungsmiete, oder Strom.

Da aktuell lediglich geringe Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung erkennbar sind, ist eine verlässliche Prognose zum gegenwärtigen Moment hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Privatkonkurse schwierig. »Insgesamt ist davon auszugehen, dass die kommenden Monate aus finanzieller Sicht für viele private Haushalte herausfordernd bleiben. Eine wesentliche Verbesserung ist im Jahr 2025 eher nicht zu erwarten«, prognostiziert die Insolvenzexpertin Peißl-Schickmair.

Die Rolle des Arbeitsmarkts
Inwieweit eine Verschlechterung der Situation am Arbeitsmarkt als weitere Insolvenzursache schlagend werden wird, bleibt abzuwarten. Voraussetzung für eine geordnete Entschuldung ist ein regelmäßiges Einkommen, um den Gläubigern eine angemessene Quote zur Regulierung der Verbindlichkeiten anbieten zu können.

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