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Erste Bleiburger Dialogtage mit Fokus auf das »Kroatentreffen« am Loibacher FeldAusgabe 11 | Mittwoch, 11. März 2020

An der Landesausstellung 2020 beteiligt sich die Stadtgemeinde Bleiburg mit vier Projekten. Eines davon sind die Bleiburger Dialogtage, die von 7. bis 9. Mai stattfinden und sich der Erinnerungskultur widmen.

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Kulturstadtrat Markus Trampusch, Mediator Oliver Jeschonek, Bgm. Stefan Visotschnig und Projektleiter Arthur Ottowitz (v. l.) . Foto: Jäger

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Bleiburg. Jedes Jahr gerät Bleiburg unfreiwillig europaweit in die Schlagzeilen, da sich im Gemeindegebiet das Loibacher Feld befindet, auf dem das umstrittene »Kroatentreffen« stattfindet. Heuer soll die Gedenkfeier am 16. Mai zum 75. Mal über die Bühne gehen. Die Fronten zwischen Teilnehmern und Gegnern der Veranstaltung haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschärft. 

»Wir sitzen als Stadtgemeinde Bleiburg zwischen allen Stühlen, die es gibt«
Arthur Ottowitz
Projektleiter

»Wir sitzen zwischen allen Stühlen, die es gibt«, sagt Projektleiter Arthur Ottowitz, »Das war der Ausgangspunkt dafür, dass wir uns diesem Thema stellen.« Folglich wurden die ersten Bleiburger Dialogtage ins Leben gerufen, die eines von vier Projekten der Stadtgemeinde im Rahmen der Landesausstellung »CarinthiJa 2020« sind.

Traumata bewältigen

Die Dialogtage finden von 7. bis 9. Mai statt und bestehen aus verschiedenen Workshops an denen bis zu 30 Experten teilnehmen werden (Details siehe Info-Box). Die Ergebnisse dieser Workshops werden dann in eigenen Veranstaltungen unter Einbeziehung des Publikums der Öffentlichkeit präsentiert. »Es ist nicht unser Ansinnen zu sagen, Bleiburg weiß, wie es geht. Unser Ziel ist es, Erinnerungskultur neu zu denken«, erklärt der Experte für Mediation und Konfliktprävention Oliver Jeschonik, der für die Auswahl der Diskussionsbeiträge verantwortlich zeichnet. Die Geschehnisse am Loibacher Feld sollen nicht  primär historisch aufgearbeitet werden: »Wir vertreten einen pädagogischen Ansatz und wollen uns fragen, was wir daraus lernen können.« Das Grundproblem sieht Projektleiter Ottowitz im Umgang  mit Traumata aus der Vergangenheit: »Wir wollen mit den Dialogtagen aus dem klassischen Opfer-Täter-Denken ausbrechen. Es braucht auch neue politische Fragen.«

Langfristige Ziele

Für Bürgermeister Visotschnig stellt sich außerdem die Frage, welche Position die Stadtgemeinde Bleiburg in diesem großen Spannungsfeld inne hat. Für die Veranstalter sollen die ersten Bleiburger Dialogtage einen soliden Grundstein für die nächsten Jahre bilden und als Basis für ein virtuelles Museum der Erinnerungskultur, Wissenstransfer, ein neues Verständnis für Dialog, Partizipation und Kooperation dienen.

»Es ist nicht unser Ansinnen zu sagen, Bleiburg weiß, wie es geht.«
Oliver Jeschonik
Mediator

In die Organisation der Dialogtage sind viele Gemeindebedienstete involviert. »Wir alle sind mit Herzblut und Freude dabei«, ist Ottowitz stolz. 

Insgesamt werden in alle vier Landesausstellungsprojekte der Stadtgemeinde eine Million Euro investiert, 60 Prozent der Kosten werden vom Land Kärnten übernommen. Die weiteren Projekte sind die Ausstellung »Menschenbilder« im Werner Berg Museum, die heuer Werke des Künstlers Werner Berg Karikaturen von Manfred Deix gegenüberstellt. 

Weiters wird es mehrere »Feste des Miteinanders« mit verschiedenen Schwerpunkten geben. Das Projekt »Denk!Mal« schließlich umfasst die räumliche und inhaltliche Neupositionierung zweier Denkmäler (Gefallene des ersten und zweiten Weltkriegs und »Kärntner Freiwillige Schützen«), die sich jetzt noch im Stadtpark befinden. Der Stadtpark selbst soll zu einem multifunktionalen Treffpunkt der Generationen umgestaltet werden.

Info:
Was:
1. Bleiburger Dialogtage.
Wo: Veranstaltungen/Workshops im Werner Berg Museum, Brauhaus Breznik, Grenzlandheim und Kulturni dom Bleiburg.
Wann: 7. bis 9. Mai 2020.
Themen der Workshops auf Expertenebene:  »Gestalten« der Erinnerung, Wege zu einer verantwortungsvollen Erinnerungskultur, Glauben versus Misstrauen, »Ich erzähle dir eine Geschichte«.

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