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Offenbar war es schon länger kein Geheimnis mehr, dass die Fertigstellung des Koralmtunnels zum bis zuletzt anvisierten Zeitpunkt im Jahr 2024 nicht schaffbar sein wird. Mehrere, teils mehrmo- natige, Verzögerungen durch steckengebliebene Vortriebsmaschinen infolge von geologischen „Überraschungen“ haben handfeste Auswirkungen auf das Gesamtprojekt. Infrastrukturminister Norbert Hofer sprach jetzt Klartext – und erntete dafür scharfe Kritik samt unterstellter politischer Motivation.
WIEN/LAVANTTAL. Manche Beobachter aus der Wirtschaft und auch politische Mitbewerber sahen nämlich einen direkten Zusam- menhang zwischen angekündigten Einsparungen bei den Österreichi- schen Bundesbahnen und einem verlängerten Projekthorizont beim 33 Kilometer langen Koralmtunnel bzw. der Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt. Die ÖBB brachten die Diskussion am Dienstag in einer Aussendung auf die sachliche Ebene zurück – dort heißt es: „Die geologisch he- rausfordernden Verhältnisse in der Koralpe führen zu einem ange- spannten Zeitablauf. Die gesam- te Koralmbahn wird im Dezem- ber 2025 (statt 2024) voll in Betrieb gehen. Die wichtigen Zulaufstre- cken (inkl. zwölf neuer Bahnhö- fe) für den Regionalverkehr Graz – Deutschlandsberg und Klagenfurt – St. Paul bzw. Wolfsberg werden 2023 (statt 2022) zur Verfügung stehen. Trotz dieser Verzögerun- gen wird der Kostenrahmen einge- halten.“ Die gesamte Südstrecke solle 2026 fertiggestellt sein und es seien heute nur mehr rund 1.100 Meter bis zum ersten Tunneldurchschlag, wurde angemerkt. Und weiters wurde auf die Vorteile des größten Infrastrukturprojekts in Österreich verwiesen: „Was auf der West- strecke heute schon eindrucksvoll funktioniert, wird in rund achteinhalb Jahren auch auf der Süd- strecke gelingen: Sie wird schnellere Reisezeiten und deutlich mehr Angebot bringen. Die Fahrzeit von Wien nach Graz wird 1 Stunde 50 Minuten betragen, Wien – Klagenfurt wird in 2 Stunden 40 Minuten möglich sein.“
Pionierarbeit
Weltweit ist es einzigartig, dass ein Tunnel 20 Kilometer in einer Richtung – hier von steirischer Seite – durchgehend durch eine Tunnelbohrmaschine gegraben wurde und dies 1.200 Meter unter dem Gipfelkreuz der Koralpe. Die ÖBB weiter: „Es war wegen dieser Dimensionen leider nicht möglich, alle geologischen Risiken zu 100 Prozent vorweg zu wissen, so wie man das beim Tunnelbau nie vorher weiß. Hier gilt es ein großes Lob an die ausgezeichneten Mineure und Tunnelbauer zu richten, die hier tagtäglich Hervorragendes leisten.“ Auch der Bau des 27 Kilometer langen Semmeringbasistunnels läuft nach Plan – er soll im Dezember 2026 in Betrieb gehen. „Durch diese beiden Jahrhundertprojekte und noch einigen zahlreichen kleinere Vorhaben wird es auf der Südstrecke eine enorme Qualitätssteigerung für unsere Fahrgäste und Güter geben“, so die ÖBB abschließend.
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