Artikel
Ende April trat das steirische Wohnbauunternehmen Kohlbacher per E-Mail an seine Kunden – die potenziellen Käufer von Wohnraum am ehemaligen Kasernen-Areal in Wolfsberg – heran, um diesen mitzuteilen, dass das seit Jahren geplante Wohnbauprojekt abgesagt werden müsse. Laut Kohlbacher hätten „nicht nur unerwartete baubehördliche Verzögerungen“, sondern auch eine „nicht positive Beurteilung eines externen Gestaltungsbeirats“ und dessen mögliche weitere„Änderungswünsche“ dazu geführt. Damit wird fast sieben Jahre nach dem Ankauf des gut 10.000 Quadratmeter großen Grundstücks durch das Unternehmen vorerst ein Schlussstrich gezogen. Geschäftsführer Bernd Kohlbacher ist vom Engagement der Gemeinde in der Causa enttäuscht.
WOLFSBERG. Es ist eine mehr als ungewöhnliche Maßnahme und hat absoluten Seltenheitswert, wenn ein Bauprojekt nach so langer Vorlaufzeit ad acta gelegt wird. „Heute müssen wir uns leider mit einer äußerst unerfreulichen Nachricht bei Ihnen melden“, heißt es einleitend in dem Schreiben von Kohlbacher an die Inhaber von Wohnungs-Optionsverträgen. Der „Verkauf und der Projektverlauf“ habe „in den letzten Monaten noch Grund zur Annahme gegeben, dass wir den angekündigten Zeitplan für den Bau der Häuser einhalten können“, heißt es in den weiteren Ausführung, um folgend zu enden: „Leider müssen wir Ihnen mit diesem Schreiben mitteilen, dass wir diesen Zeitplan nicht nur nicht mehr einhalten können, sondern, dass wir dieses Projekt leider zur Gänze absagen müssen.“ Als Grund dafür werden nicht nur „unerwartete baubehördliche Verzögerungen“, sondern auch „die für uns völlig neue Information, dass ein externer Gestaltungsbeirat dieses Projekt nicht positiv beurteilt hat und daher noch Änderungen gewünscht werden“ angeführt. Den „Schwarzen Peter“ schiebt Kohlbacher in dem Schreiben der Stadtgemeinde Wolfsberg zu: „Die notwendige Bebauungsplanänderung wurde von der Gemeinde zu spät aufgelegt, der Gemeinderatsbeschluss mehrfach verschoben, nach mehrjähriger gemeinsamer Entwicklung des Projekts zwischen uns und der Gemeinde sind nun plötzlich noch ein Gestaltungsbeirat und ein Wasserrechtsverfahren notwendig.“
„Alles unternommen“
Das lässt Wolfsbergs Bürgermeister Hans-Peter Schlagholz nicht gelten – er sagt, es sei seitens der Gemeinde „alles unternommen worden, um das Projekt zu ermöglichen“. „Das Ganze läuft ja schon seit 2012 und wurde von uns mehrfach behandelt. Die Lage des Grundstücks ist natür-
lich sensibel und es gab Anrainer- proteste und negative Stellungnahmen des Landes. Das Land hat ein Mitspracherecht, da es sich um ein Projekt mit einer Gesamtfläche von über 10.000 Quadratmetern handelt. 2015 wurde von uns ein neuer integrierter Teilbebauungsplan beschlossen, auf dessen Basis das Projekt rechtskräftig hätte eingereicht werden können.“
Erst vor drei Wochen wurde das Thema im Gemeinderat letztmalig besprochen – hier meinte Schlagholz, dass „der Bauwerber sein zurückgezogenes Bauansuchen erneuern“ müsse; für ihn „in diesem Bereich aber nur eine zurückhaltende Verbauung in Frage“ komme.
Was sagt Kohlbacher?
Im Gespräch mit Firmenchef Bernd Kohlbacher (Bild oben) stellt sich erwartungsgemäß so manches ein wenig anders dar. Er sagt: „Rund um dieses Projekt war es erst mit dem Land und dann mit der Gemeinde sehr schwierig und es gab einige Verzögerungen. Nach der langen Projektlaufzeit haben wir gehofft, dass wir letztlich doch etwas Vernünftiges zusammenbringen, doch die Mühlen der Verwaltung haben unengagiert und langsam gemahlen.“ Kohlbacher meint, dass es seitens der Gemeinde „zu wenig Unterstützung bzw. konstruktive Bemühungen um das Projekt“ gegeben habe und jetzt „vor zwei bis drei Monaten auch noch das Thema Gestaltungsbeirat aufgetaucht“ sei – „wozu auch immer das bei einem Projekt
dieser Größenordnung, das zudem schon mehrfach adaptiert wurde, gut sein soll“.
Die Kohlbacher GmbH habe zu- letzt „auf dem Areal ohnehin nur mehr zweigeschossige, verdichtete Flachbauten“ errichten wollen – konkret waren 16 Einheiten im ersten Bauabschnitt und 14 Einheiten im zweite Bauabschnitt als Zweifamilienwohnhäuser und Reihenhäuser geplant. „Warum die Gemeinde bei dieser geringen Bebauungsdichte dennoch einen Gestaltungsbeirat gefordert hat, ist mir rätselhaft“, so Bernd Kohlbacher.
Gab es Interventionen?
Er nehme das „jedenfalls nicht persönlich“ und sei „auch nicht eingeschnappt“. „Es ist nur interessant, dass unser Nachbar am Areal, der die ehemalige Kaserne umgebaut hat, extrem forciert wurde und wir über Jahre hingehalten wurden“, sagt Kohlbacher, dem in diesem Zusammenhang „gerüchteweise auch politische Interventionen aus der vorherigen Landesregierung bzw. auch vonseiten Wolfsberger Unternehmer zu Ohren gekommen“ seien. Man habe sich jedenfalls dazu entschlossen, „den zahlreichen vorgemerkten Kunden jetzt reinen Wein einzuschenken, damit alle Bescheid wissen und sich niemand von uns über Jahre hingehalten fühlt“, denn: „Immerhin sind wir ein solides und professionelles Unternehmen mit 470 Mitarbeitern und wir übergeben über 500 Wohneinheiten pro Jahr“, so der Geschäftsführer. Kohlbacher fasst abschließend zusammen: „Es tut mir leid für unsere Optionskunden. Wir sind extrem enttäuscht von der Gemeinde, haben aber keinen Stress in der Weiterverwertung des Grundstücks. Jetzt sind wir vorerst weiterhin Grund- eigentümer in Wolfsberg. Es haben sich bereits einige Interessenten gemeldet, die das Areal gerne kaufen wollten. Aber voraussichtlich werden wir es vorerst einmal abliegen lassen und dann schauen, wie wir es verwerten.“
0 Kommentare Kommentieren
Keine Kommentare gefunden!