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Lavanttal, Graz. Tatwaffen, Dokumentationen über Einbrüche und Diebstähle und Techniken zur Verbrechensaufklärung sind nur einige der Dinge, die im Hans-Gross-Kriminalmuseum Graz ausgestellt sind. Seit dem Jahr 2003 arbeitet der Lavanttaler Christian Bachhiesl dort, seit 2009 ist er Kurator des Museums, das zur Universität Graz gehört. Wie wird man aber zum Chef eines Kriminalmuseums? »Den Job bekam ich eigentlich durch Zufall, als das Museum 2003 aus seinem Dornröschenschlaf erweckt wurde«, sagt Bachhiesl.
Die Mischung macht's
Mit seiner Mischung aus rechtlichem und historischem Wissen durch seine abgeschlossenen Studien der Rechtswissenschaften und der Geschichte und Alten Geschichte war er der perfekte Kandidat. »Das Museum ist quasi ein Ein-Mann-Betrieb. Ich bin für die Organisation und Verwaltung, aber auch Führungen und Veranstaltungen zuständig«, erklärt Bachhiesl, der außerdem stellvertretender Leiter der Universitätsmuseen ist.
Neueröffnung im Vorjahr
Im Laufe der Jahre durchlitt er mit dem Kriminalmuseum auch einige Höhen und Tiefen. So war es von 2014 bis 2018 wegen Schimmelbefalls geschlossen. Im Juni des Vorjahres konnte es wieder eröffnet werden. »Es ist zum Glück gleich wieder angelaufen. Wir haben zwischen 5.000 und 6.000 Besucher pro Jahr«, so der Kurator. Und diesen Besuchern weiß der Lavanttaler viel zu erzählen. Die meisten Kriminalfälle sind natürlich aus der Steiermark dokumentiert, wie etwa jene des ersten dokumentierten Serienmordes in der Steiermark, dem »Herzlfresser von Kindberg«. Zwei Fälle sind auch aus dem Lavanttal im Kriminalmuseum vertreten, darunter die Tatbestandsmappe eines Mordes an einem Jäger im Raum Bad St. Leonhard aus dem Jahr 1948. »Die historische Sammlung reicht bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, hat aber auch Bezüge zur Gegenwart«, ergänzt der Kurator.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Wissenschaftsgeschichte, die Geschichte der Kriminologie und die Geschichte des Reisens. Zu diesen Themen hat er zahlreiche Bücher und Aufsätze publiziert.
Mit seinem ganzen Wissen kommt Bachhiesl nun am 27. Juni für einen Vortrag mit Lesung nach St. Andrä (Details siehe Info-Box). Er erzählt dabei über außergewöhnliche Kriminalfälle und liest dabei unter anderem aus seinem jüngsten Buch »Gier, Korruption und Machtmissbrauch in der Antike« und »Der Fall Josef Streck«. Dieses Werk über den bekannten Ein- und Ausbrecher-König Pepi Streck ist gerade in der dritten Auflage erschienen.
Doch auch abseits dieses Vortrags verschlägt es Bachhiesl mit seiner Frau, die aus St. Margarethen stammt, und seinen drei Kindern noch oft ins Lavanttal: »Früher konnte für mich nicht genug los sein, deshalb wollte ich auch in die Stadt, aber jetzt merke ich, dass ich immer mehr die Ruhe suche.«
Zuerst Jus, dann Geschichte
Ob er schon als Kind wusste, was er einmal beruflich werden wollte? »Das wusste ich eigentlich nie. Mir war nur klar, dass ich etwas mit Geschichte machen wollte«, sagt Bachhiesl. Seine Familie riet ihm aufgrund der schlechten Jobaussichten jedoch von einem Geschichtsstudium ab, also wurden es zuerst die Rechtswissenschaften: »In meinem Gerichtsjahr habe ich jedoch gemerkt, dass ich damit auf Dauer nicht glücklich werde und habe das Studium Alter Geschichte angehängt.« Und jetzt sieht sich Bachhiesl in einem Job wieder, der viel Verantwortung mit sich bringt und sehr vielfältig ist: »In der Praxis gibt es auch einigen Kontakt mit der Polizei, was die Arbeit zusätzlich sehr abwechslungsreich macht.«
Vortrag mit Lesung »Einblicke in die Welt der Verbrecher und Verbrecherjäger«
Wann: Donnerstag, 27. Juni 2019.
Wo: Gasthof Deutscher, großer Saal.
Beginn: 18.30 Uhr.
Eintritt: frei.
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Kulturcafés der Stadtgemeinde St. Andrä statt.
Nähere Informationen zum Kriminalmuseum:
www.kriminalmuseum.uni-graz.at
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