Seit 1887 | Das unabhängige Wochenblatt für Unterkärnten

Von Friedenstauben zu Drogenkurieren? Die Polizei klärt ein skurriles Gerücht im Lavanttal aufAusgabe 35 | Mittwoch, 27. August 2025

Im oberen Lavanttal sorgte das Gerücht um Brieftauben als Suchtgift-Boten für Aufsehen – die Polizei prüfte den Fall, fand jedoch keine Spur gefiederter Drogenkuriere. Eine weitere Causa wird untersucht, die Exekutive hält sich aber aus Ermittlungstaktik bedeckt.

E-Mail

0 Kommentare

Meist gelesen

Unterkärntner Nachrichten Redakteur Michael Swersina Von Michael Swersina m.swersinano@spamunterkaerntner.at
Links: Hoch über Bad St. Leonhard sollen Tauben als fliegende Drogenkuriere eingesetzt worden sein. Die Polizei überprüfte das Gerücht und stellte fest, dass nichts dahinter steckt. Rechts: Im Jahr 2017 wurde von der Polizei in Kuwait das Foto einer gefangenen Brieftaube, die als Kurier eingesetzt worden war, veröffentlicht. Fotos: UN-Archiv (1), Plattform X (1)

Artikel

Bad St. Leonhard. Brieftauben – seit Jahrhunderten gelten sie als Symbol für Frieden, Treue und Botschaften aus der Ferne. Doch im Lavanttal machten zuletzt Gerüchte die Runde, die diesem Bild einen kuriosen Schatten verliehen: In Bad St. Leonhard, so hieß es, würden die gefiederten Boten als heimliche Drogenkuriere eingesetzt. 

Die Geschichte verbreitete sich rasch – zu bizarr, um sie nicht weiterzuerzählen. Doch die Exekutive nahm die Sache ernst. »Dieses Gerücht ist auch der Polizei zu Ohren gekommen und wurde natürlich überprüft«, bestätigt Herbert Schweiger, Bezirkskriminalreferent im Lavanttal. Das Ergebnis: Fehlanzeige. »Es steckt nichts dahinter. In der heutigen Zeit – mit Drohnen und moderner Technik – würde es keinen Sinn mehr ergeben, Brieftauben als Drogenkuriere einzusetzen«, so Schweiger. 

Auch rein praktisch sei die Vorstellung wenig realistisch. Brieftauben fliegen ausschließlich zu ihrem Heimatschlag zurück und lassen sich nicht darauf trainieren, verschiedene Ziele anzusteuern. Zudem könnten sie nur sehr geringe Mengen transportieren – für einen organisierten Drogenhandel völlig unbrauchbar. 

»Das Gerücht ist auch der Polizei zu Ohren gekommen und wurde natürlich überprüft«
Herbert Schweiger, Kriminalreferent Lavanttal

Trotz der Entwarnung bleibt das Thema Drogenkriminalität im oberen Lavanttal aktuell. Denn während die Tauben-Geschichte ins Reich der Fabeln verwiesen werden kann, läuft in einem anderen Fall weiterhin eine Ermittlung. 

Ein Mann soll ein ausgeklügeltes System entwickelt haben, um über seinen Betrieb Rauschgift zu vertreiben. Details nennt die Polizei derzeit nicht, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Nur so viel ist bekannt, dass sich noch kein strafrechtlich relevanter Tatbestand erhärten ließ. »Die Ermittlungen sind aber nach wie vor im Gange«, so Schweiger.

Tauben als Drogenlieferanten

Auch wenn es sich bei den fliegenden Drogenboten von Bad St. Leonhard um ein falsches Gerücht  handelte, gibt es tatsächlich dokumentierte – aber teils umstrittene – Fälle, in denen Brieftauben angeblich für den Drogenschmuggel eingesetzt wurden. Der wohl bekannteste Fall war »Narcopaloma« in Argentinien im Jahr 2017. 

In der Provinz La Pampa wurde eine Brieftaube mit einem kleinen weißen Stoffrucksack entdeckt, der Marihuana, Pillen und einen USB-Stick enthielt. Laut Behörden sollte der Vogel Gefängnisinsassen beliefern. Die Polizei schoss die Taube ab, als sie im Gefängnis von Santa Rosa landen wollte. Fachleute zweifelten später die Machbarkeit an: Das Gewicht und die Konstruktion des Rucksacks hätten den Flug stark behindert, meinten die Experten.

2017 wurde in Kuwait eine Brieftaube mit mehr als zweihundert Ecstasy-Pillen erwischt, worüber mehrere Medien weltweit berichteten. Die Polizei veröffentlichte von ihrem Fang Fotos, auf denen zu sehen ist, dass einer Taube ein kleiner Rucksack auf den Rücken geklebt wurde.

0 Kommentare Kommentieren

Keine Kommentare gefunden!

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Kommentarbereich prüfen wir alle Beiträge, bevor sie veröffentlicht werden. Ihr Kommentar erscheint, sobald er gesichtet wurde.

Bitte melden Sie sich an, um die Beiträge zu lesen oder zu kommentieren.AnmeldenHier Registrieren