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Das Cinemaplexx in Wolfsberg eröffnete im August 2020, mitten in der Corona-Pandemie. Nun ist die Pandemie zwar vorbei, aber es treffen uns andere Krisen, wie die Teuerung. Wie läuft das Kino in Wolfsberg?
Wir nähern uns langsam den Zahlen, mit denen wir gerechnet haben. Aufgrund der äußeren Umstände ist das dementsprechend schleppend verlaufen. Aber es gab Jahr für Jahr eine Steigerung. Die ersten beiden Jahre sind aufgrund von Corona nur schwer zu bewerten. Im vergangenen Jahr gab es eine positive Entwicklung, und heuer im ersten Halbjahr konnten wir eine Steigerung von 20 Prozent verzeichnen. Ich schätze, dass wir heuer so 20 bis 25 Prozent unter dem liegen werden, was wir gerechnet haben. 2024 sollte dann hoffentlich das erste Jahr werden, das in Wolfsberg normal über die Bühne geht.
Sie haben Immobilienmanagement studiert. Wie sind Sie Kinobetreiber geworden?
Meine Urgroßeltern hatten ursprünglich eine Molkerei und eine Hühnerzucht, die ihnen im Zweiten Weltkrieg weggenommen wurden. Als Ausgleich haben sie nach dem Krieg das Kino in Krems bekommen. 2014 habe ich dann das erste Kino von den Eltern übernommen, das ich nun in dritter Generation führe.
Warum haben Sie sich dazu entschlossen, in Wolfsberg das Cinemaplexx zu eröffnen?
Mit dem Gedanken habe ich schon längere Zeit gespielt, weil es nach der Schließung des Kinos Schüßler im Bezirk Wolfsberg ja kein Kino mehr gegeben hat. Das Lavanttal war damit neben Völkermarkt einer der letzten Bezirke in Österreich, wo es kein Kino gegeben hat. Nach einer langen Standortsuche mit verschiedensten Ideen, wie dem Umbau des KUSS oder im Norden von Wolfsberg, konnte schließlich eine Lösung gefunden werden. Ich denke, die Standortsuche hat so fünf oder sechs Jahre gedauert.
Sie betreiben ja nicht nur das Cinemaplexx in Wolfsberg, sondern auch Lichtspieltheater in Krems und Horn. Wie steht der Standort in der Bezirkshauptstadt im Vergleich zu den beiden anderen da?
Wir haben in Wolfsberg weniger Besucher als in Krems, aber mehr als in Horn. Das ist natürlich dem Einzugsgebiet geschuldet. Wir haben aber auch immer damit gerechnet, dass es ein wenig schlechter als in Krems laufen wird.
Wie viele Mitarbeiter sind im Wolfsberger Kino beschäftigt?
In Wolfsberg gibt es neun Mitarbeiter. In allen drei Kinos zusammen sind 28 Mitarbeiter beschäftigt.
Was belastet die Kinos in Österreich gegenwärtig am meisten?
Das Hauptthema in den Ferien ist immer das Wetter. Je schöner es ist, desto weniger Besucher kommen. Ansonsten natürlich die Probleme, die derzeit alle Unternehmen belasten, wie die hohen Energiekosten.
Auch Personal zu finden ist nicht so leicht in unserer Branche. Das liegt natürlich an den Arbeitszeiten, da hauptsächlich am Abend und an den Wochenenden gearbeitet wird. Da versuchen wir immer, mit Schülern und Studenten unseren Personalstand zu halten. Daher gibt es natürlich eine hohe Fluktuation. Aber wir haben in Wolfsberg ein Kernteam, das sehr gut funktioniert.
Die Lieferketten funktionieren mittlerweile auch wieder recht gut. Nach Corona war es ein großes Thema, Snacks – Chips, Nachos etc. – zu bekommen. Das war sehr herausfordernd, hat sich mittlerweile aber gebessert.
Wie kann ein Kino gegen die Streamingdienste wie Netflix, Amazon, Disney usw. bestehen?
Als Kino sehe ich die Streamingdienste nicht als Konkurrenz. Es gibt Studien, die zeigen, dass der Streamingkunde auch regelmäßiger Kinokunde ist.
Ich denke, das die Streamingdienste eher ein großer Konkurrent des klassischen Fernsehens sind. Kinoproduzenten wie Disney+ oder Paramount nutzen das Streaming eher als kostengünstige Alternative zu Medien wie Blue-Ray. Für die Filmproduzenten sind Kinos nach wie vor die beste Variante, um Geld zu machen.
Eine Studie hat gezeigt, dass Disney während Corona verstärkt auf Streaming gesetzt hat, und es wurde belegt, dass sie mit Streaming weit weniger Gewinn gemacht haben als mit Kinos.
Man kann sich eigentlich alles im Internet besorgen. Warum sollte jemand noch ins Kino gehen?
Es geht ja nicht nur um den Film, sondern um das Erlebnis. Wir haben zum Beispiel eine Atmos-Anlage (Anm.: Atmos ist ein Surround-Sound-Format). So ein Klangerlebnis wird mit Home-Entertainment-Systemen nicht funktionieren, weil zu Hause einfach die Raumgrößen nicht vorhanden sind. Außerdem geht es ja auch um das Drumherum wie essen und trinken usw., es geht ja auch ums Fortgehen.
Auf was können sich die Lavanttaler Kinofans in den kommenden Monaten freuen?
Es kommt ein neuer Teil von »Tribute von Panem«. Für die kleineren Kinder kommt im Herbst ein weiterer Teil von »Paw Patrol« ins Kino. Weiters gibt es diverse Fortsetzungen von Horrorfilmen, wie »The Nun 2«, was mittlerweile ein großes Horrorfranchise geworden ist, und zu Weihnachten läuft dann auch »Aquaman« an.
Was waren die großen Hits, die in Wolfsberg zu sehen waren?
Das war sicher »James Bond – Keine Zeit zu sterben«. Und das, obwohl der Streifen in einer schwierigen Zeit, nämlich während der Pandemie spielte. Im vergangenen Jahr war es dann »Top Gun Maverick«. Was in Wolfsberg auch sehr gut angenommen wird, sind Kinder- und Familienfilme wie »Die Minions«. Außerdem laufen auch »Oppenheimer« und »Barbie« sehr gut.
Derzeit streiken in Hollywood die Autoren. Was bedeutet das für die heimischen Kinos?
Ich denke, 2025 werden wir spüren, dass weniger Hollywood-Produktionen starten bzw. verfügbar sind. Dann wird die große Frage sein, wie weit man das mit deutschen Produktionen auffangen kann.
Wie sieht eigentlich die Zukunft für Kinobetreiber aus?
Wie bereits erwähnt, sind wir mit unseren Kinos mittlerweile wieder auf dem Niveau von 2019. In Wolfsberg kann ich allerdings nicht mit der Vor-Corona-Zeit vergleichen, da wir ja während der Pandemie eröffneten.
Man sieht aber, wenn ein Film passt, läuft er auch in den Kinos nach wie vor sehr gut. Dadurch, dass auch die großen Streaminganbieter mittlerweile immer mehr für den Kinobereich produzieren, sehe ich der Zukunft positiv entgegen und bin davon überzeugt, dass wir genug hochwertige Ware bekommen werden.
Wie steht es eigentlich um 4D- bzw. 5D-Kinos und Filme?
Ich finde, es ist eine nette Spielerei, aber ich glaube nicht, dass es die Zukunft sein wird. Erfahrungsgemäß zeigt sich, dass die Kinobesucher diese Effekte auf Dauer störend empfinden.
Auch für die Produzenten wird es teuer, da die Filme dann extra dafür produziert werden müssten. 3D-Filme sind ja auch nur dann wirklich toll, wenn sie speziell dafür entwickelt wurden. Daher bieten wir in 3D auch nur Filme, die extra für 3D produziert wurden.
In den 1960er-Jahren gab es an die zehn Kinos im Lavanttal, in Wolfsberg sogar zwei. Im Laufe der Jahre verringerte sich die Anzahl ständig. 2009 schloss das Kino Schüßler als letztes Kino im Bezirk. Woran liegt diese Entwicklung?
Diese Entwicklung gibt es nicht nur im Lavanttal. Es war in Krems auch nicht anders. Meine Großeltern hatten ursprünglich zwei Kinos, die dann zu einem zusammengeführt wurden.
Ich glaube aber, das hat nicht nur mit Kinos zu tun, sondern ist ein allgemeines Problem. Früher gab es in jedem Ort einen Greißler, heute stehen in den größeren Orten Supermärkte – und die kleinen Händler sterben aus.
Außerdem konnten, als die ersten Kinocenter gebaut wurden, die kleinen Lichtspieltheater nicht mehr mithalten.
Sie sehen ja viele Filme. Was ist eigentlich Ihr Lieblingsfilm?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich selbst viel zu wenig zum schauen komme. Einen richtigen Lieblingsfilm habe ich eigentlich nicht. Der letzte, der mir sehr gut gefallen hat, war »Mission Impossible Fallout« mit Tom Cruise.
Ich persönlich bin generell im Action-Genre zu Hause und mag Filme wie James Bond, »Mission Impossible« usw.
Peter Hauswirth wurde 1984 in St. Pölten geboren. Aufgewachsen ist er in Krems. Nach der Matura am Sport-BORG in Innsbruck studierte er an der FH Wiener Neustadt Immobilienmanagement. Seit 2008 ist er selbstständig in der Gastronomie tätig. Im Jahr 2014 übernahm er das Cinemaplexx-Kino in Krems, das im Besitz seiner Eltern war. 2019 übernahm er auch das Cinemaplexx in Horn. 2020 eröffnete Hauswirth mit dem Cinemaplexx in Wolfsberg sein drittes Kino.
Hauswirth ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen (zwei und vier Jahre alt).
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