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St. Paul. In der Vorwoche hat St. Paul im Rahmen des »St. Pauler Genussplatzes« als erst neunte Gemeinde Kärntens das Zertifikat »Slow Food Village« überreicht bekommen. Dieses Zertifikat erhalten nur Gemeinden, die bestimmte Anforderungen erfüllen. Dazu zählen unter anderem eine Gemeinschaft von Menschen, die sich für verantwortungsvolle Ernährung einsetzt sowie die örtlichen Lebensmittelproduzenten, die gute, saubere Lebensmittel zu fairen Preisen erzeugen. Weiters müssen im Kindergarten und der Volksschule Aktivitäten gesetzt werden, um den Kindern ein gesundes Essen zu bieten und ihnen die Herstellung dieser näherzubringen. Gastwirte verwenden überwiegend frische, regionale Lebensmittel für ihre Gerichte und auf Märkten und in Geschäften im Ort sind regionale Lebensmittel – entweder bei Direktvermarktern, Ab-Hof-Verkauf, Nahversorgern und Märkten –, erhältlich. Außerdem gibt es immer wieder Aktivitäten, wie Verkostungen, Koch- und Backworkshops usw.
»Slow Food bedeutet auch eine Stärkung des regionalen Wirtschaftskreislaufs«
Stefan Salzmann, Bürgermeister
Bürgermeister Stefan Salzmann (SPÖ) war stolz, dieses Zertifikat zu erhalten und meinte in seiner Ansprache anlässlich der Zertifikatsverleihung: »Heute dreht sich alles um Slow Food. Die drei Voraussetzungen für das Zertifikat sind genussvoll, bewusst und regional. Ich bin stolz, dass wir diese Zertifizierung geschafft haben. Slow Food bedeutet auch eine Stärkung des regionalen Wirtschaftskreislaufs, gerade in Zeiten von Corona haben wir gesehen, wie wichtig die heimischen Betriebe sind.« Er wies darauf hin, dass in St. Paul sehr viel in diese Richtung passiert sei und hob dabei die Eröffnung des Genussladens hervor, der im Mai eröffnet wurde und in dem 80 Produzenten – 50 davon stammen aus dem Unteren Tal – ihre Erzeugnisse vermarkten.
Lob gab es vom Obmann des Slow Food Teams Kärnten, Gottfried Bachler: »Ich gratuliere euch zu dem, was ihr hier in St. Paul in so kurzer Zeit aufgestellt habt.«
Das Zertifikat »Slow Food Village« wurde schließlich von Slow-Food-Pionier Eckhart Mandler an den Bürgermeister übergeben. Mandler sagte: »Slow Food ist in über 160 Ländern weltweit ein Thema und es werden zahlreiche Projekte durchgeführt. Ich bin sehr erfreut, dass es nun auch im Lavanttal ein ›Slow Food Village‹ gibt, denn schließlich ist das Lavanttal ja die Speisekammer Kärntens.«
Grußworte an die Gäste richtete auch der Nationalratsabgeordnete Johann Weber (ÖVP): »Ich freue mich über diese Auszeichnung. Es zeigt, dass wir im Lavanttal sehr gut aufgestellt sind. Gerade Corona hat wieder gezeigt, wie wertvoll unsere heimischen Bauern und Produzenten in einer Krise sind.«
Zum Abschluss gab es noch einen Vortrag von Martin Liebmann vom »Verein zur Verzögerung der Zeit« zum Thema »Tempo gusto, tempo giusto. Eine Utopie für Realisten«.
Dabei ist Slow Food gar nicht, wie so oft behauptet, ein völlig neuer Trend. Bereits 1986 wurde im italienischen Bra die Organisation »Slow Food« von Carlo Petrini gegründet und der Begriff als Wort-Bild-Marke geschützt. Es war das Gegenstück zur aufkeimenden Fast-Food-Industrie in Europa. 2006 definierte Petrini dann die Grundbegriffe als Maßstab für Slow Food: gut, sauber und fair. Fehlt eines dieser Elemente, handelt es sich nicht um Slow Food. Slow Food steht für Produkte mit regionalem und saisonalem Charakter, die auf traditionelle oder ursprüngliche Weise hergestellt und genossen werden. Lebensmittel, die nach Slow-Food-Kriterien angebaut, produziert, verkauft und verzehrt werden, sollen regionale Wirtschaftskreisläufe stärken und Menschen wieder an ihre Region binden.
Es ist die weltweit größte Bewegung für bewusste Esskultur und nachhaltige Lebensmittelproduktion.
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