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Lavanttal. Das Kriegsgeschehen in der Ukraine hat auch spürbare Auswirkungen auf den Finanzmarkt. Der Rohölpreis stieg in der Vorwoche auf ein Allzeithoch von 132 Euro pro Barrel (159 Liter). Die Spritpreis liegen teilweise über zwei Euro pro Liter und der Goldpreis stieg in der Vorwoche erstmals auf über 2.000 Dollar pro Feinunze. Diese Entwicklungen führen auch zu Unsicherheiten in der Bevölkerung. Hortung von Bargeld, Verkauf bzw. Kauf von Wertpapieren nehmen zu, ausgelöst durch die steigende Inflation und die höheren Lebenserhaltungskosten. Ein Szenario, das an den Beginn der Corona-Pandemie erinnert.
»Vor ziemlich genau zwei Jahren, mit dem Beginn der Corona-Pandemie, haben die Leute viel Bargeld behoben. Wir hatten in der Sparkasse Wolfsberg zusätzliche Anfahrten von Geldtransportern. Wenn sich bei den Leuten herumsprechen würde, dass es bei uns kein Bargeld mehr gibt, würden die Menschen panisch werden. Seit damals haben wir höhere Bargeldbestände«, erklärt Georg Kohler, Filialleiter der Sparkasse Wolfsberg. Seit Kriegsbeginn in der Ukraine wäre dieser Effekt in der Wolfsberger Filiale aber kaum spürbar, wie Kohler erklärt: »Die Bargeldbehebungen sind nicht sonderlich gestiegen. Meine Vermutung ist, dass viele Menschen noch eine Reserve in bar zuhause haben.«
Keine Abschaffung des Bargelds
Laut dem Filialleiter setzen vor allem jüngere Menschen auf das Bezahlen mit Karte. Kommt es aber zu kurzfristigen Ausfällen, wie es in der Vorwoche bei einer österreichweiten Bank der Fall war, kommt man mit der Bankomatkarte nicht weit. Kohler rät daher, stets etwas Bargeld mit sich zu führen: »Etwas Bargeld einstecken zu haben ist nichts Dramatisches, dagegen spricht nichts. Es wird immer wieder diskutiert, ob das Bargeld überhaupt noch benötigt wird, aber der Sparkassen-Sektor ist klar gegen eine Abschaffung des Bargelds.«
»Die Menschen sehen in Gold eine gewisse Sicherheit«
Georg Kohler, Filialleiter Sparkasse Wolfsberg
Ein Verhalten, das sich laut Kohler bereits in den vergangenen drei bis fünf Jahren gezeigt hat, ist, dass Bankkunden ihr Kapital vermehrt in Gold angelegt haben. Kohler: »Die Menschen sehen in Gold eine gewisse Sicherheit. Wir verzeichnen etwas mehr Goldkäufe seit Kriegsbeginn, aber auch die Verkäufe sind gestiegen, da der Goldpreis aktuell sehr hoch ist. Aber das Verkaufen von Goldmünzen und -barren hat sich nicht schlagartig vervielfacht.«
Anders als zu Pandemiebeginn, haben sich die Wertpapierkurse nicht innerhalb kürzester Zeit dramatisch verändert. »Wir erhalten aktuell vermehrt Anfrage bezüglich Fonds. Vor zwei Jahren sanken die Kurse innerhalb von zwei Wochen rapide ab. Jetzt ist die Lage entspannter, die Kurse haben nicht so stark nachgegeben. Wir verzeichnen kaum Panikverkäufe. Es geht eher in die Richtung, dass wir gefragt werden, ob jetzt schon der richtige Zeitpunkt für ein Investment ist. Es lässt sich aktuell aber nicht abschätzen, wie es mit dem Krieg weitergeht. Die Leute informieren sich bei uns und dafür bin ich dankbar, denn dafür sind wir da. Wir empfehlen einen Einstieg in mehreren Tranchen in verschiedenen Sektoren, um das Risiko zu minimieren. Dadurch werden Kursschwankungen von volatilen Wertpapieren ausgeglichen. In Zeiten wie diesen ist es wichtig, über eine breite Diversifikation zu verfügen und damit das Risiko zu streuen.«
Derzeit noch nicht zu spüren sei für die Kunden die stark steigende Inflation, die im Februar satte 5,9 Prozent betrug, sowie die steigenden Lebenserhaltungskosten. »Die ansteigenden Preise von Strom und Treibstoff werden die Leute natürlich spürbar merken, vor allem jene, deren Arbeit nicht unmittelbar vor der Haustür liegt. Gefühlt ist die Inflation sogar noch höher. In den nächsten Monaten können da bei dem einen oder anderen Kunden wohl Probleme auftauchen«, erklärt Georg Kohler abschließend.
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