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Wolfsberg. Der Autofahrerclub ARBÖ sorgt nicht nur dafür, dass die Wolfsberger Autos rollen. Seine Mitarbeiter betätigen sich auch als »Hochzeitsretter«. Der Beweis: Patrick Dornegger, Leiter des ARBÖ-Prüfzentrums Wolfsberg, wurde kurzerhand zum Brautkleid-Lieferanten. An einem Donnerstag Ende Juli erhielt der ARBÖ einen Hilferuf einer verzweifelten Lenkerin. Ihr VW Golf war auf der Weinebene in den »Streik« getreten. Dornegger rückte aus – und musste der Dame nach einem Blick unter die Haube Böses mitteilen. »Der Motor hatte einen gröberen Schaden, der vor Ort nicht behoben werden konnte«, sagt Thomas Jank, ARBÖ-Landesgeschäftsführer von Kärnten und der Steiermark. Jetzt war es mit der Gemütsruhe der Lenkerin – die ungenannt bleiben will – endgültig vorbei. Der Grund: Sie heiratete am Samstag und war auf dem Weg zu einer Schneiderin in Deutschlandsberg, um ihr Brautkleid ein letztes Mal zu probieren und mit nach Hause zu nehmen. Aber ohne Kleid keine Hochzeit. Dornegger wusste Rat. Er lud den Golf auf den Abschlepper, die gestrandete Lenkerin ins Fahrerhaus – und ab ging es nach Deutschlandsberg. Dort wurde das Kleid rasch übergestreift, der Sitz überprüft, verpackt und samt Golf und der Braut wieder nach Wolfsberg gebracht. »Es war ein ungewöhnlicher Einsatz«, sagt Dornegger, »aber für unsere Mitglieder ist uns kein Weg zu weit – speziell dann nicht, wenn es um den schönsten Tag im Leben geht.« Der Einsatz war der skurillste, den der Autofahrerclub heuer zu verzeichnen hatte. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten »Pannenreport« hervor. Von Jänner bis Ende Juli dieses Jahres mussten die ARBÖ-Pannenhelfer exakt 5.101 Mal ausrücken, im Schnitt 24 Mal pro Tag. Die meisten Defekte ereignen sich laut ARBÖ-Chef Jank in der Mittagszeit.
»Hitliste« der Defekte Das stärkste Pannenmonat war der Februar. Die Kältewelle forderte von den Fahrzeugen Tribut, 915 Einsätze verzeichnete der ARBÖ. Am häufigsten mussten die roten Engel ausrücken, um Starthilfe zu leisten, da die Batterie ihr Leben ausgehaucht hatte. Auf Platz zwei folgten mechanische Defekte, etwa Reifenschäden, gefolgt von elektronischen Problemen. Als Pannenhotspot erwies sich die Südautobahn A2: Hier mussten die Pannenhelfer am häufigsten liegengebliebenen Autofahrern zu Hilfe eilen. Knapp dahinter folgte die Tauernautobahn A10. Die gefährlichste Strecke ist laut ARBÖ die St. Veiter Schnellstraße. Da kein Pannenstreifen vorhanden ist, wird jeder Einsatz zum Vabanquespiel. ARBÖ-Betriebsleiter Günther Friesacher: »Für uns besteht fast jedes Mal Lebensgefahr.« Ebenfalls problematisch ist die Soboth: Auf der kurvigen Strecke geht die größte Gefahr von rasenden Bikern aus. Haarsträubende Fehler erleben die Helfer bei der Absicherung der Pannenstellen, wo in der Hektik elementarste Sicherheitsbestimmungen vergessen werden. Fünf Punkte sind zu beachten: Fahrzeug abseits der Fahrbahn abstellen, Warnblinker einschalten, das Auto nur mit Warnweste verlassen, Warndreieck aufstellen und nicht im Fahrzeug auf Hilfe warten, sondern abseits der Straße.
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