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Callboy Gernot Kulis spricht im Interview mit den Unterkänrnter Nachrichten über seine Jugend im Lavanttal. seine Zeit bei Sturm Graz, über seine Acht-Tage-Woche, seinen Promi-Malus und weshalb er der beste Papa der Welt sein möchte.
Warum haben Sie schon als Jugendlicher ihre Heimatgemeinde St. Paul verlassen?Ich wollte Weltstar im Fußball werden und als der ASC St. Paul gegen Eitweg verloren hat, hab ich zu meiner Mutter gesagt: »Ich glaub ich muss weg, da werd‘ ich nix.« Die Mama hat gesagt: »Wenn du das willst, wenn du mit der zweiten Klasse D wirklich nicht leben kannst, dann geh, du schaffst das.« Das war ein Riesenrückhalt und ich bin aufgeblüht. Mein Bruder hat dann für mich alles mit Sturm Graz geregelt und ich bin ins Internat nach Graz.
Welche Jugenderinnerungen ha-ben Sie ans Lavanttal?Skifahren auf der Koralpe, rodeln, schwimmen im St. Pauler Schwimmbad, die Unterstufe im Stiftsgymnasium, vor allem aber die Zeit von den Miniknaben bis zur Schülermannschaft in St. Paul. Es war wunderschön.
Was vermisst ein Lavanttaler in Wien?Da ich viel und gerne unterwegs bin, geht es bei mir eher um das „freuen drauf“. Zum Beispiel freue ich mich immer, wenn ich einen Ischler in der Konditorei Sternweiß in St. Paul bekomme oder beim Gasthaus Deutscher in St- Andrä ein Schnitzel.
Ist der Begriff Lavanttaler Mostschädel für Sie eine Beleidigung oder ein Ehrentitel?Eher ein Ehrentitel. Ist ja meistens liebevoll gemeint. Ich muss hier verraten, dass ich noch nie eine Most getrunken habe. Da fällt mir ein: Wie heißt es, wenn man im Lofntol einen gegorenen Apfelsaft bestellt? Most wanted!
Wie bereiten Sie sich auf die Anrufe als Callboy vor?Ich bin wahrscheinlich sehr spontan, habe eine gute Menschenkenntnis und bin gut vorbereitet. Ich erkenne am »Hallo«, wie jemand tickt, dann weiß ich. wie weit ich gehen kann. Die Menschenkenntnis ist die Superkraft des Callboys.
Wie viele Leute müssen Sie im Schnitt anrufen, damit es passt?Nicht viele. Ein bis drei. Oder es funktioniert gar nicht, aber die Vorbereitung macht es wohl aus.
Wie entstehen die Ideen?Wenn mir etwas Lustiges auffällt, denke ich, was ich daraus machen kann. Ich lese in einem Sportartikel-Geschäft »Ski mit Bindung« - da muss ich den Verkäufer fragen, wie lange die Bindung denn dauert? Zwölf Monate, 24 Monate? Oder ich rufe beim Finanzamt an und frage, wie hoch eigentlich die Steuer auf Schwarzgeld ist? Ich kann dann nicht anders. Das sprudelt einfach so aus mir heraus.
Sind die Leute immer bereit, das Gespräch senden zu lassen?Ja meistens. Auch die, die verärgert klingen, sind mir danach nicht böse, weil sie merken, dass der Witz gar nicht so schlecht war. Teilweise rufen sie dann die Freunde an und sagen: Morgen bin ich im Radio.
Was würden Sie nie senden?Wenn das Opfer selbst nicht mehr lachen kann, ziehe ich meine moralische Grenze.
Wer könnte Sie reinlegen?Meine Frau. Sie kennt mich am besten, aber sie kann nicht ernst bleiben. Somit hab ich wohl lebenslang Glück gehabt.
Sie touren mit ihrem zweiten Soloprogramm „Herkulis“ durch Österreich und arbeiten bei Ö3, wie bringt man das unter einen Hut?Bei mir geht es nicht darum, ob ein Tag acht oder zwölf Arbeitsstunden hat, sondern ob eine Woche sieben oder acht Tage hat. Nein, ganz im Ernst. Meine Frau ist wunderbar und checkt viel. Ich bin von Sonntag bis Donnerstag und am Wochenende bei den Kindern. In erster Linie will ich der beste Papa der Welt sein
Wie beginnt ihr Programm in Wolfsberg?Ich kenne so viele im Publikum, dass ich immer frage: A du a do?
Welche Vorteile bringt der Bekanntheitsgrad?Ich habe keinen Promi-Bonus, sondern einen Promi-Malus. Einen Tisch für zwei zu reservieren, ist für mich am Telefon fast unmöglich. Man glaubt mir nicht. Wenn ich als Gernot Kulis anrufe, kommt als Antwort: »Ist das eh kein Scherz?« Einer hat gesagt: »Herr Kulis, wir haben jetzt wirklich keine Zeit«, und hat einfach aufgelegt!
Fußballer, Kabarettist – sie scheinen Auftritte vor Menschen zu lieben. Warum?Ich habe schon als Jugendlicher Kabarett-Programme für Schulskikurse und für den Maturaball geschrieben, mit drei Jahren die Mama beim Gehen mit Stöckelschuhen imitiert und später die Lehrer. Die Nachbarn rief ich unter falschem Namen. Die glaubten, der Kulis-Bua spinnt..
Ist es schwer, lustig zu sein?Lustig ist so ein Wort. Lustig bin ich eher selten, eher beobachtend und satirisch in der Aufarbeitung. Also hab ich auch nicht so einen Zwang, immer „lustig“ sein zu müssen.
Wie gehen Sie mit schlechten Kritiken um?Ich verlang nicht, dass wer schreibt, ich bin ein toller Kabarettist. Nicht glücklich bin ich, wenn jemand, der das Genre nicht kennt und fachlich was Falsches schreibt. Ich nehme meine Arbeit ernst und arbeite akribisch, das erwarte ich mir auch von meinem Gegenüber. Aber ich darf mich nicht aufregen, ich komme in der Regel sehr gut weg.
Was bringt Sie in Rage?Wenn ich keinen Parkplatz finde. Wenn ich hilflos bin. Wenn ich es nicht ändern kann. Wenn es Ungerechtigkeiten gibt. Das war es eigentlich!
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