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Lavanttal. Die Imker des Bezirks Wolfsberg mussten in den vergangenen Monaten wegen Billigimporten einen Rückgang beim Verkauf ihres Blütenhonigs feststellen. Die Ursachen waren auch Thema bei der jüngsten Jahreshauptversammlung des Vereins »Lavanttaler Carnica Biene«.
Ein Blick in die Honigregale einiger Supermarktketten zeigt einen deutlichen Preisunterschied zwischen heimischem und importiertem Honig. Blütenhonig aus Nicht-EU-Ländern und damit ungewisser Herkunft wird bereits um weniger als sechs Euro pro Kilo angeboten. Produkte Lavanttaler Imker kosten mindestens das Doppelte bis Dreifache – dafür weiß der Konsument aber auch, woher der Honig stammt: Name und Adresse des Imkers stehen auf den Gläsern.
»Wir schleudern unseren Honig, aber wir verschleudern ihn nicht«
Pius Zarfl, Bezirksobmann
Bei der Jahreshauptversammlung, die unlängst in der »Artbox« in Frantschach-St. Gertraud abgehalten wurde, war dieser Preiskampf eines der Gesprächsthemen. Für Pius Zarfl, den Bezirksobmann der Lavanttaler Imker, kommt eine Preissenkung des heimischen Naturprodukts Honig, um im Preiskampf gegen industriell und teilweise synthetisch hergestellten Kunsthonig bestehen zu können, nicht in Frage: »Wir schleudern unseren Honig, aber wir verschleudern ihn nicht.«
»Verdächtiger« Honig
In den vergangenen Monaten wurde der Honigmarkt weltweit mit Honigfälschungen überschwemmt. Eine im Vorjahr durchgeführte Analyse des »Labors der Gemeinsamen Forschungsstelle«, das im Dienst der Europäischen Kommission forscht, brachte ein ernüchterndes Ergebnis: Von 320 gezogenen Honigproben war fast die Hälfte »verdächtig nicht den EU-Honig-Richtlinien zu entsprechen«. 93 Prozent der türkischen Proben und 74 Prozent der chinesischen Proben zeigen in der Analyse verdächtige Abstammungen. In der »Rangliste« der führenden Honigfälscher-Nationen liegen auch Mexiko, Argentinien und die Ukraine im Spitzenfeld.
Die Methode, billigen Honig herzustellen, ist recht einfach: Ein wenig echter Honig wird mit billigem Sirup aus Maisstärke, Zuckerrohr, Reis oder Weizen massiv gestreckt und in Fässer an Großhändler und Abfüller verkauft. Die wissen oft nicht, dass ihnen Fake-Honig, der nicht den EU-Richtlinien entspricht, angedreht wurde.
Die Produktion falschen Honigs wird immer gefinkelter, und es wird auch für Labore immer schwieriger und aufwendiger, den Betrug nachzuweisen.
Aber es geht auch ganz offiziell: 2019 hat ein Team von zwölf Studenten der Abteilung für Biotechnologie und Lebensmitteltechnik am israelischen Institute of Technology das Bakterium Bacillus subtilis gentechnisch so verändert, dass es Honig erzeugte. Das Ergebnis, für das sie bei einem Wettbewerb ausgezeichnet wurden, nannten sie »BeeFree«.
Angesichts der immer öfter auftauchenden Skandale um gepanschten und gefälschten Honig hat die EU bereits reagiert und eine neue EU-Honigrichtlinie verabschiedet, mit verpflichtenden, genauen Herkunftsangaben, die mit Beginn des nächsten Jahres in Kraft tritt. Innerhalb von 24 Monaten soll sie umgesetzt sein.
Bis es so weit ist, hilft der genaue Blick auf das Honigglas. Der Konsument ist auf der sicheren Seite, wenn das Herkunftsland sowie der Imker mit Namen und Adresse ausgewiesen ist. Der Hinweis »Honig aus EU- und Nicht-EU Ländern« sollte hingegen vor allem, wenn der Preis verhältnismäßig niedrig ist, stutzig machen.
Dass die Dominanz gepanschten Honigs in den Verkaufsregalen von Supermärkten die Berufsimker um ihr Einkommen bringt, liegt auf der Hand. So wurde im April dieses Jahres in einem Medium berichtet, dass jeder dritte Berufsimker in der Steiermark in seiner Existenz gefährdet sei.
Die Konsumenten überzeugen
Bei den Lavanttaler Erwerbsimkern kennt man die aktuellen Herausforderungen am Honigmarkt. Manfred Sturm vom Kärntner Bienenhof Gebrüder Sturm: »Den Konkurrenzdruck beim Blütenhonig können wir nicht verschweigen. Wir werden aber in den nächsten Monaten versuchen, die Konsumenten davon zu überzeugen, dass wir ein wertvolles Naturprodukt anbieten und unsere Marketingstrategie in diesem Sinne anpassen.« Auch dem Wunsch vieler Konsumenten nach kleineren Verpackungseinheiten, etwa Honiggläsern mit 250 Gramm Inhalt, werde ebenfalls Rechnung getragen werden.
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