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Rückgang bei Unternehmensinsolvenzen und Privatkonkursen in den ersten drei QuartalenAusgabe 41 | Mittwoch, 13. Oktober 2021

Sechs Unternehmen waren im Bezirk in den ersten neun Monaten des Jahres insolvent – ein Minus von 54 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Auch bei den Privatkonkursen gibt es einen Rückgang von 45 Prozent. Unklar ist coronabedingt die zukünftige Entwicklung.

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Lavanttal. Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) hat Bilanz über Firmeninsolvenzen und Privatkonkurse in den ersten drei Quartalen im Bezirk Wolfsberg gezogen. In den vergangenen neun Monaten wurden im Bezirk vier Insolvenzverfahren – ein Konkursverfahren und drei Sanierungsverfahren ohne  Eigenverwaltung – eröffnet. Zusätzlich führten zwei weitere Insolvenzanträge mangels Vermögens der Schuldner nicht zu eröffneten Verfahren.

»In Summe sind sechs Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 2,2 Millionen Euro insolvent. Die Insolvenzen sind gegenüber dem Vorjahr, als es 13 Unternehmensinsolvenzen gab, um 54 Prozent gesunken«, berichtet Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870-Standorts Klagenfurt.

Viertgrößter Rückgang
Im Durchschnitt sind in Kärnten die Unternehmensinsolvenzen in den ersten drei Quartalen um mehr als 51 Prozent gesunken. Dabei verzeichnen alle Bezirke mit Ausnahme des Bezirks Hermagor deutliche Rückgänge. Der Bezirk Wolfsberg verzeichnet im Bezirksvergleich mit sechs insolventen Firmen nach Feldkirchen (-83 Prozent), Völkermarkt (-70 Prozent) und Klagenfurt/Klagenfurt Land (-55 Prozent) den viertgrößten Rückgang.

Insolvenzen kleinteiliger
Die Lavanttaler Passiva von 2,2 Millionen Euro sind gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs um 53 Prozent gesunken (2020 waren es 4,7 Millionen Euro). Eine Entwicklung, die sich bereits angekündigt hat, findet ihre Fortsetzung: Firmenpleiten wurden zuletzt zunehmend kleinteiliger.
Die vier eröffneten Insolvenzfälle sind das Konkursverfahren WKS Isoliertechnik GmbH in Wolfsberg mit Verbindlichkeiten von rund 1,1 Millionen Euro, die Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung Tischler Adolf Bauer in Bad St. Leonhard mit Verbindlichkeiten von rund 525.000 Euro (ein 20-prozentiger Sanierungsplan wurde angenommen), Tischler Franz Staubmann, Reichenfels, mit Verbindlichkeiten von rund 400.000 Euro (ein 20-prozentiger Sanierungsplan wurde angenommen)  und Physiotherapeut Andreas Bölsche, St. Stefan, mit Verbindlichkeiten von knapp 107.000 Euro (ein 20-prozentiger Sanierungsplan wurde angenommen).

Der KSV1870 geht davon aus, dass in den kommenden Wochen und Monaten erste Nachzieheffekte in allen Bezirken erkennbar sein werden. Diese Effekte werden zudem bis ins kommende Jahr reichen. Darüber hinaus wird die Gesamtzahl der Unternehmensinsolvenzen zum Jahresende hin unter jener des Vorjahrs liegen – auch aufgrund der bis Ende September aufrecht gewesenen »Safety-Car-Phase«, die ein volkswirtschaftlich sinnvolles Insolvenzaufkommen weiterhin verzögert hat. »Aus heutiger Sicht ist ein plötzlich auftretender Insolvenzausbruch im laufenden Jahr jedenfalls nicht zu erwarten«, so Wiesler-Hofer.

Privatkonkurse
In den ersten neun Monaten des Jahres wurden im Bezirk Wolfsberg insgesamt 21 Insolvenzverfahren über Privatpersonen eröffnet. »Das bedeutet einen Rückgang um 45 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2020 mit 38 Eröffnungen. Gegenüber dem bis dato letzten ›normalen‹ Jahr 2019 (Anm.: 42 Eröffnungen in den ersten neun Monaten) fällt die Entwicklung mit einem Minus von 50 Prozent weitaus deutlicher aus«, berichtet Wiesler-Hofer.

Rückgang bei den Schulden
Die Schulden sind um 21 Prozent gesunken und betragen rund 3,4 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahrs waren es 4,3 Millionen Euro. Wiesler-Hofer: »Der Rückgang der Passiva bestätigt den Trend, dass nunmehr wieder weniger Schuldner mit besonders hohen Verbindlichkeiten den Weg zum Insolvenzgericht suchen.« Ein Blick auf die Struktur zeigt: 86 Prozent gehen auf das Konto von Männern, bei 14 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen.

Folgen der Coronakrise
Aufgrund der nach wie vor unklaren Zukunftsaussichten sowohl auf pandemischer, sozialer und auch wirtschaftlicher Ebene, sind vermehrte Spätfolgen im Bereich des Privatkonkurses nicht auszuschließen. Auch deshalb, weil viele Arbeitnehmer während der vergangenen 18 Monate ihre Jobs verloren haben und bis dato noch nicht zur Gänze reintegriert werden konnten. »Für das heurige Jahr rechnen wir mit einer kontinuierlichen Zunahme der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren. Es ist allerdings zu erwarten, dass im Bezirk am Jahresende die Gesamtzahl jedenfalls unter dem Vorjahreswert von 48 Fällen zum Liegen kommen wird«, so Wiesler-Hofer abschließend.

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