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Wolfsberg. Man möchte es nicht glauben, trotzdem ist es Realität: Frauen verdienen auch im Jahr 2019 für die gleiche Arbeit noch immer um ein Eck weniger als Männer. Betroffen davon ist auch Wolfsberg: Während in Kärnten der Verdienst von Frauen durchschnittlich um 19,6 Prozent hinter jenem der Männer liegt, beträgt dieser Wert in der Lavanttaler Bezirkshauptstadt 22 Prozent, wie die ÖGB-Frauen vor kurzem mitteilten. Damit befindet sich Wolfsberg am vierten Rang in unserem Bundesland (siehe Info-Box).
Die Wolfsberger Vizebürgermeisterin Manuela Karner (SPÖ) sagt zu diesem Ergebnis: »Grundsätzlich bin ich froh, dass wir nicht an der Spitze liegen. Das zeigt, dass die Richtung passt.« Und: »Es liegt aber auch an den Frauen, reflektierend und selbstbewusst den selben Lohn für die selbe Arbeit einzufordern. Sie bedenken oft nicht, dass das möglich ist und sie diese Forderung explizit aufstellen können. Sie sollten es sich aber bewusst machen.« Karner kann sich Gesprächsrunden vorstellen, in denen dieses Thema diskutiert wird.
»Es liegt auch an den Frauen, reflektierend und selbstbewusst den selben Lohn einzufordern«
Manuela Karner, Vizebürgermeisterin
Die ÖGB-Frauen gehen mit der unterschiedlichen Bezahlung härter ins Gericht. Laut ihnen endet statistisch gesehen die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen in Kärnten am 21. Oktober. Ab diesem Datum, dem sogenannten Equal Pay Day, »arbeiten Frauen in Kärnten statistisch gesehen gratis«, heißt es in einer Aussendung. Denn er markiert jenen Tag im Jahr, an dem Männer bereits jenes Einkommen erreicht haben, wofür Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen.
9.818 Euro weniger
Waltraud Rohrer, die Landesfrauenvorsitzende des ÖGB, sagt: »Das durchschnittliche Jahreseinkommen von Frauen beträgt bei Vollzeitarbeit in Kärnten 40.354 Euro. Männer hingegen haben ein Jahreseinkommen von durchschnittlich 50.171 Euro. Für Frauen ergibt das also einen jährlichen Einkommensnachteil von 9.818 Euro« – sehr viel Geld.
Dazu kommt, dass berufstätige Frauen im Schnitt 27 Stunden pro Woche unbezahlt arbeiten – im Haushalt, in der Kinderbetreuung, in der Angehörigenpflege. Bei Männern sind es nur 16 Stunden pro Woche. Frauen arbeiten im Schnitt 66 Stunden pro Woche, zwei Stunden mehr als Männer.
Die unbezahlten Tätigkeiten sind laut Rohrer der Grund dafür, warum Frauen vermehrt in Teilzeitbeschäftigung gedrängt werden. Folge: weniger Freizeit, gesundheitliche Auswirkungen, geringere Karrierechancen. »Der Einkommensnachteil schlägt sich auch in geringeren Pensionsansprüchen nieder – Frauen sind der Gefahr ausgesetzt, in die Altersarmut zu rutschen«, so die Landesfrauenvorsitzende.
Die ÖGB-Frauen fordern nun die Anhebung der Ausgaben für Kinderbetreuung auf den EU-Schnitt von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), also einem jährlichen Plus von 1,2 Milliarden Euro. Rohrer: »Des Weiteren fordern wir einen Rechtsanspruch auf einen gratis Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr des Kindes, denn so kann für Mütter Vollzeitarbeit ermöglicht werden.« Nötig wäre auch der flächendeckende Ausbau der Ganztagesschulen sowie die Schaffung von Anreizen für partnerschaftliche Teilung im Sozial- und Steuersystem.
// ranking
So viel weniger verdienen Frauen in den Kärntner Bezirken
1. Spittal an der Drau: -27,4 %
2. Villach: -23,5 %
3. Villach (Stadt): -22,7 %
4. Wolfsberg: -22 %
5. Klagenfurt (Land): -19,1 %
6. Völkermarkt: -19 %
7. Feldkirchen: -18,7 %
8. St. Veit: -18,7 %
8. Hermagor: -18,2 %
10. Klagenfurt (Stadt): -15 %
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