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Wolfsberg. Die finanzielle Situation der Kärntner Gemeinden hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Laut aktuellen Berichten können mehr als 100 der 132 Gemeinden im Jahr 2025 keine ausgeglichenen Budgets vorlegen. Betroffen ist natürlich auch das Lavanttal. Die Gemeindeaufsicht schlägt Alarm: Mehr als 60 Kärntner Kommunen gelten als akut gefährdet, ihre Zahlungsfähigkeit zu verlieren.
Und so sieht es im Bezirk Wolfsberg aus.
Kein Einsparen mehr möglich
In Reichenfels wurde das Budget bereits erstellt. Bürgermeister Manfred Führer (ÖVP) spricht von einem leichten Minus: »Die Sozialabgaben und Leistungen an das Land steigen ständig, das können die Gemeinden nicht stemmen. Wir haben bereits eingespart, wo man kann, mehr ist nicht mehr möglich.« Führer fordert von Bund und Land endlich »echte Reformen« und kritisiert die Praxis der Querförderungen: »Wir Gemeinden werden ständig zum Sparen aufgefordert, und dann wird das Geld anderswo verprasst.«
Umlagen fahren in die Höhe
Auch in Bad St. Leonhard ist die Erstellung des Voranschlags 2026 fast abgeschlossen. Bürgermeister Dietmar Dohr (Liste Dohr) erklärt: »Wir haben in den vergangenen Jahren bereits viel eingespart, wir versuchen das Budget effizient zu gestalten. Zum Beispiel wurden Vereinsförderungen aus dem Budget gestrichen, aber ich wende dafür nun meine Repräsentationsmittel auf.« Dohr kritisiert die steigenden Umlagen: »Es kann nicht sein, dass die Umlagen Jahr für Jahr steigen. Das muss einmal in den Griff bekommen werden. Die Ertragsanteile gehen ständig zurück, aber die Umlagen fahren in die Höhe.« Gleichzeitig betont er, dass soziale Leistungen wie Zuschüsse beim Schülertransport oder der Tag der älteren Generation weiterhin erhalten bleiben.
Warten auf Revision
Der Bürgermeister von Preitenegg, Thomas Seelaus (SPÖ), möchte vor dem Termin am 5. Dezember mit der Revision der Kärntner Landesregierung bezüglich des Budgetentwurfs keine Details nennen.
Einnahmen sinken
Auch die Marktgemeinde Frantschach-St. Gertraud rechnet für das Budget 2026 mit einem Abgang. Bürgermeister Günther Vallant (SPÖ) berichtet: »Nachdem sich die Kommunalsteuer einnahmenseitig durch Insolvenzen, Personalabbau und Abwanderung von Betrieben in andere Gemeinden verschlechtert hat, die Umlagen ausgabenseitig aber gestiegen sind und Mittel aus dem Finanzausgleichsgesetz teilweise gestrichen wurden, war es nahezu unmöglich, dringend notwendige Investitionen in den Voranschlag 2026 zu budgetieren.«
Mangels finanzieller Mittel gebe es fast keine neuen Projekte. Vallant nennt als Schwerpunkt den Bau von sechs barrierefreien Wohneinheiten samt Tiefgarage im Ortszentrum von St. Gertraud.
Als Präsident des Kärntner Gemeindebunds fordert er eine umfassende Staatsreform: »Am besten wäre eine gesamtheitliche Reform in der Verwaltung und bei den Aufgaben, wobei die dafür benötigten finanziellen Mittel auf Bund, Länder und Gemeinden so verteilt werden, dass jede Instanz ihre Aufgaben wieder selbst und in Eigenverantwortung wahrnehmen kann.«
Abgang reduziert
In Wolfsberg erklärt Finanzstadtrat Christian Stückler (SPÖ): »Wie in den meisten Kärntner Gemeinden wird auch bei uns ein Abgang zu verzeichnen sein. Allerdings ist es gelungen, diesen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu reduzieren – und das unter schwierigeren Rahmenbedingungen sowie bei ständig steigenden Pflichtausgaben, die wir kaum beeinflussen können. Das zeigt, dass unser konsequent sparsamer Kurs Wirkung zeigt.« Bürgermeister Alexander Radl (SPÖ) ergänzt: »Die Stadtgemeinde ist nach wie vor mit stagnierenden Einnahmen bei gleichzeitig stark steigenden Pflichtausgaben konfrontiert. Besonders belastend sind die kontinuierlich steigenden Landesumlagen, etwa für Krankenanstalten, Sozialhilfe, Pflege und diverse Pflichtverbände.« Trotz der angespannten Lage sollen laut Radl Investitionen erfolgen: »Ein zentraler Schwerpunkt wird die Fortführung unseres Straßensanierungskonzepts sein. Hier dürfen wir keinen Investitionsrückstau riskieren. Ebenso wichtig ist die laufende Sanierung des Rüsthauses der FF St. Stefan.« Radl fordert eine Strukturreform: »Obwohl im Bund seit Jahren darüber diskutiert wird, ist bisher nichts umgesetzt worden.«
Verwalten statt Gestalten
Die St. Andräer Bürgermeisterin Maria Knauder (SPÖ) kann noch keine konkreten Zahlen nennen, da der Budgetentwurf erst im Ausschuss und Stadtrat beschlossen werden muss. Klar ist jedoch: Die finanzielle Situation ist angespannt. »Ich würde mir Unterstützung von Bund und Land wünschen. Es müsste die Grundsteuer endlich angehoben werden, und bei den Verhandlungen zum Finanzausgleich müssen Unterstützungsmaßnahmen ausgehandelt werden. Was wir einsparen konnten, haben wir getan, aber ohne Unterstützung geht es nicht mehr. So können wir nur noch verwalten, aber nichts mehr gestalten.«
Umlagen gehören gesenkt
Auch St. Georgens Bürgermeister Karl Markut (Team St. Georgen) rechnet mit einem Abgang. »Die Umlagen an das Land Kärnten, wie die Landesumlage, die Beiträge zum Abgang bei den Krankenanstalten, Sozialleistungen und so weiter, steigen in einem erheblich größeren Umfang als Einnahmen durch Ertragsanteile. Darunter leiden die Gemeinden.« Infrastrukturprojekte seien daher nicht geplant, man beschränke sich auf die Erhaltung der bestehenden Anlagen. »Das trifft natürlich die regionale Wirtschaft sehr schwer, die von Projekten der Gemeinden profitiert hat.« Markut fordert eine gerechte Verteilung der Steuern und kritisiert das Land Kärnten, das »hohe Schulden ohne sichtbare Investitionen« produziere.
Noch keine genauen Zahlen
Ebenfalls mit einem kräftigen Minus für das kommende Jahr wird in St. Paul gerechnet. »Auch im kommenden Jahr muss die Marktgemeinde St. Paul mit einem Minus rechnen, es wird 2026 tendenziell höher ausfallen als in diesem Jahr. Nach Prüfung des Voranschlages durch die Revisionsabteilung des Landes Kärnten kann mit Anfang der nächsten Woche mit finalen Zahlen gerechnet werden«, sagt Bürgermeister Stefan Salzmann (SPÖ). Vom Bund würde er sich wünschen, dass die seit 40 Jahren nicht mehr erhöhte Grundsteuer inklusive Inflationsabgeltung an die Gegenwart angepasst wird. Abschließend meint Salzmann: »Durch die negative Umlagensituation müssen wir am 1. Jänner mit einem Minus ins Jahr starten, vom Land wünsche ich mir, dass daran gearbeitet wird, wieder zu verbessern.«
Minus drastisch gestiegen
In Lavamünd berichtet Bürgermeister Wolfgang Gallant (LWG), dass das Minus gegenüber 2025 um mehr als 50 Prozent steigen wird. Gallant fordert: »Es muss dringend eine Änderung des Finanzausgleichs dahingehend geben, dass die Gemeinden mit den Ertragsanteilen die Pflichtausgaben erledigen können.« Außerdem erwartet Gallant, dass Land und Bund die Kosten der Kinderbetreuung übernehmen, wenn die Gemeinden die Vorgaben erfüllen, und schließlich meint er: »Die tatsächlichen Kosten für die Aufgaben im übertragenen Wirkungsbereich von Land und Bund müssen ersetzt werden. Dazu wäre eine Erhöhung des Gemeindefinanzausgleichs für strukturschwache Gemeinden wichtig.«

Von Michael Swersina
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