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Wolfsberg. »Danach haben mir die Knie gezittert«, sagt Gernot Theuermann. Er blickt zurück auf den 20. Juli dieses Jahres, als er am Wörthersee zum Lebensretter einer 86-jährigen Urlauberin aus Deutschland wurde. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser zeichnete den gebürtigen Wolfsberger dafür kürzlich mit einer Ehrenurkunde aus.
Theuermann wurde in St. Michael geboren, lebt aber seit 20 Jahren im niederösterreichischen Maria Enzersdorf. Mit der alten Heimat verbindet ihn nicht nur seine 86-jährige Mutter, die noch heute in Wolfsberg lebt, sondern auch der jährliche Sommerurlaub in Pörtschach am Wörthersee mit seiner Familie. Dabei hat es sich der 53-Jährige zur Gewohnheit gemacht, den Tag mit einer Schwimmrunde im See zu beginnen – zum Glück für eine betagte Urlauberin.
»Am 20. Juli ging ich gegen 7.30 Uhr ins Wasser und drehte neben dem Pörtschacher Hotel Astoria meine Runde«, so der Verkaufsleiter eines bekannten Büromöbel-Unternehmens.
»Es war eine spontane Reaktion und für mich selbstverständlich, ihr zu helfen«
Gernot Theuermann, Lebensretter
»Als ich wieder am Steg stand und mich abtrocknete, hörte ich leise Hilferufe.« Theuermann sah sich um und entdeckte eine Person im Wasser, die mit den Armen winkte. »Ich schnappte mir eine Schwimmhilfe und schwamm so schnell ich konnte zu der Frau hin, die etwa 150 Meter vom Ufer entfernt war.« Nach rund zwei Minuten war er bei ihr – keine Sekunde zu früh. »Sie ging eben unter und ich konnte sie gerade noch greifen.« Er zog die Urlauberin an die Oberfläche und schlang ihr die Schwimmhilfe um den Körper.
In diesem Augenblick näherte sich ein weiterer Helfer auf einem Paddelboard. »Die Frau hielt sich daran fest, gemeinsam schafften wir es, sie zum Steg des Hotels Astoria zu bringen«, erzählt Theuermann.
Dort ereigneten sich mittlerweile tragische Szenen. Denn der 90-jährige Ehemann der in Not geratenen Schwimmerin hatte vom Ufer aus mitansehen müssen, wie seine Frau in den Fluten versank. Aufgrund seines Gesundheitszustands nicht in der Lage, ihr zu helfen, liefen ihm aus Verzweiflung die Tränen über das Gesicht.
Wieder am Trockenen, kam die 86-jährige auch auf einer Liege nicht wieder zu Kräften. Theuermann organisierte einen Rollstuhl und transportierte sie mit dem Paddelboard-Fahrer auf ihr Hotelzimmer. Danach verständigte die Rezeption einen Arzt, der sich um die Frau kümmerte.
Schwächeanfall als Ursache
Der Lebensretter: »Die Frau, die, wie ich hörte, seit 40 Jahren Urlaub am Wörthersee macht, war ohne Schwimmhilfe im Wasser. Dort hatte sie einen Schwächeanfall erlitten und konnte aus eigener Kraft das Ufer nicht mehr erreichen. Ich habe mich am nächsten Tag nach ihr erkundigt und mir wurde gesagt, sie hätte sich wieder erholt.«
Seine Empfindungen während der Rettungsaktion beschreibt der gebürtige Wolfsberger so: »Ich habe nicht groß nachgedacht, sondern einfach gehandelt, es war eine spontane Reaktion. Es war für mich selbstverständlich, ihr zu helfen. Erst danach spürte ich meine Aufregung, mir haben die Knie gezittert.« Extremsituationen sind Theuermann aber nicht fremd: »Ich gehe gerne bergsteigen und habe schon Gipfel in Südamerika bestiegen. Aber trotzdem: In so einer Lage war ich noch nie.«
Über die Ehrung des Landes Kärnten freut sich der 53-Jährige besonders: »Sie erfüllt mich mit Stolz, ich finde es super, dass Landeshauptmann Kaiser so reagiert hat.« Die Urkunde hängt seither an einem Ehrenplatz. Danken möchte Theuermann dem Paddelboard-Fahrer, der ihn bei der Rettung unterstützte: »Ich weiß leider bis heute seinen Namen nicht.«
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