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Seit 5. Mai werden die Windräder errichtet. Haben Sie eigentlich noch damit gerechnet, dass es für den Windpark Bärofen einen Baubeginn geben wird?
Immer! Ich habe immer fix damit gerechnet. Natürlich gab es Zweifel, als die Einsprüche kamen. Der Lavanttaler FPÖ-Nationalrat Christian Ragger sagte damals zu mir: »Du wirst einfahren, du wirst keinen Bescheid erhalten.« Ich sagte: »Ich werde ihn bekommen, und du wirst der zweite Sieger sein« – und genauso war es.
Sie haben 14 Jahre Kampf für den Bärofen hinter sich. Würden Sie das Projekt nochmals in Angriff nehmen?
Ich würde es nochmals machen. Jetzt zeige ich Ihnen etwas (Anm.: Dorner holt ein Dokument aus einer Mappe): 2011 habe ich das Projekt im Gemeinderat Frantschach-St. Gertraud vorgestellt. Hier meine Unterschrift unter dem Vertrag, um das Örtliche Entwicklungskonzept daran anzupassen. Vorher musste geprüft werden, ob ein Windpark grundsätzlich möglich ist. Hier das Datum: Vorgestern vor 14 Jahren. Ich war ein Pionier. Ich bin einfach von der Windkraft und der Photovoltaik überzeugt. Jetzt gibt mir rundherum alles recht: Wenn ich in Wolfsberg bin, gratulieren mir alle Leute, denen ich begegne und sagen: »Super, dass Sie das machen.« Das ist die Zukunft, da können andere reden, was sie wollen.
Eigentlich könnte der Windpark Bärofen schon lange gebaut werden, den positiven Bescheid gibt es bereits länger. Was war der Grund für die Verzögerung?
Erst mussten wir das Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs abwarten. Dann braucht so ein Projekt eine gewisse Vorlaufzeit: Wenn man in diesen Dimensionen Kabel bestellt, dauert das sechs bis acht Monate. Man muss ausschreiben, verhandeln, das dauert. Dazu muss man die Grundeigentümer drei Monate vorher informieren und so weiter.
Wie kamen Sie auf die Idee, Windräder zu bauen? Was war die Initialzündung?
Das war im Jahr 2000, als ich meinen Hühnerstall baute. Wir hatten im Betrieb damals noch eine Gasheizung. Plötzlich stieg der Ölpreis von elf auf 60 Dollar. Dann wollte ich eine Hackschnitzelheizung, um die Ressourcen vor Ort nutzen zu können. Als die gebaut war, wurde mir der Wind bewusst, der am Kamperkogel bläst. Ich machte ein Jahr lang eine Windmessung. Zugleich entschloss ich mich, eine Photovoltaikanlage auf den Dachflächen zu bauen, dazu einen Trafo und eine 20-kV-Leitung – 250.000 Euro, auf meine Kosten. Mittlerweile habe ich 500.000 Euro ins Netz investiert, ich habe jetzt drei Trafos und 1.680 kW – ich produziere Strom für 610 Haushalte, mit meinem Windrad zusammen.
Danach entschloss ich mich, mit dem Wind weiterzumachen. Ich ging zum Land Kärnten, wo es hieß, bei mir geht kein Windpark – alpine Zone. Mir wurde gesagt, gehen Sie tiefer – dann ergab sich der Bärofen. Ein halbes Jahr später wurden schon die ersten Verträge mit Grundeignern gemacht.
Es lag aber noch ein weiter Weg vor Ihnen.
Ja. Ich ging zur Gemeinde Frantschach-St. Gertraud, die begeistert war von der Idee des Windparks. Damals war Günther Vallant bereits Bürgermeister. Sogar die FPÖ war anfangs dafür, auch Christian Ragger und der damalige FPÖ-Ortsobmann Martin Riepl wollten mich unterstützen. Es gibt einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderats für das Örtliche Entwicklungskonzept – inklusive Windräder. Eine Woche später kam von der FPÖ: Njet. Ich denke, die Landes-FPÖ hat sich quergelegt, nachdem Ragger nachgefragt hatte.
Im Mai 2023 hat der Gemeinderat einen Partnerschaftsvertrag einstimmig beschlossen, den ich mit Bürgermeister Vallant ausverhandelt hatte. Die Gemeinde erhält jährlich einen Betrag für die Zurverfügungstellung der Infrastruktur. Das Geld wird für die Erhaltung des ländlichen Wegenetzes eingesetzt, so wird in den nächsten Wochen die Straße ab dem ehemaligen Feuerwehr-Rüsthaus in Kamp Richtung Mathebauer saniert.
Sie setzen sich seit vielen Jahren massiv für die Windkraft ein, die aber gerade im Lavanttal umstritten ist. Werden Sie dafür angefeindet?
Nein. Ich persönlich nicht. Es gibt zwar ein paar Leute, die sagen: »Lassen S‘ das, es bringt nichts, die Natur zu verschandeln.« Aber viele andere sagen: »Sie haben recht! Die Temperaturen steigen, die Natur hat Stress.« Es hieß immer: Der Berg ruft. Jetzt kam man schon sagen: Der Berg ruft nicht mehr, er kommt zu uns herunter – durch das Auftauen des Permafrosts. Täglich hört man Meldungen, hier rutscht etwas ab, dort rutscht ab. Der Alpenverein hat große Probleme mit der Erhaltung der Wege. Auch er sollte sich umstellen und sagen: Wir unterstützen Windkraft. Es führt daran kein Weg vorbei, wir müssen raus aus den fossilen Energien.
Sie werden in Österreich für Ihre Bemühungen geehrt, in Ihrer unmittelbaren Heimat bisher aber nicht. Warum?
Dazu kann ich nichts sagen. Das ist auch nicht wichtig. Entscheidend ist, dass man die Projekte, die für die Zukunft etwas bringen, realisieren kann.
Setzen Sie sich wegen der Umwelt oder des Geldes wegen für die Windkraft ein?
Wegen der Umwelt, denn bisher habe ich nichts daran verdient, ich habe nur investiert – Hunderttausende Euro an Geld und Zeit gingen da hinein.
Was sind Ihre nächsten Windkraft-Projekte?
Ich bin auch Initiator des Windparks Preitenegg-Pack mit zehn geplanten Windrädern. Da habe ich die Verträge mit den Grundeigentümern abgeschlossen. Es gibt bereits einen ausgearbeiteten Partnerschaftsvertrag mit der Gemeinde, die finanziell abgegolten wird. Es gibt auch ein aufrechtes Örtliches Entwicklungskonzept, das im Dezember 2023 beschlossen wurde. Jetzt gab es ein Gespräch mit Bürgermeister Thomas Seelaus: Wenn der Windpark in Preitenegg entsteht, gründen wir gemeinsam mit der Firma Püspök (Anm.: Eigentümer und Errichter des Windparks Bärofen) eine Bürgerenergiegemeinschaft. Dann können wir jedem Gemeindebürger Strom um neun Cent pro Kilowattstunde liefern. Der normale Preis liegt jetzt bei 16, 18 Cent. Dann profitiert jeder Gemeindebürger.
Im Jänner gab es die Volksbefragung in Kärnten, bei der sich 51,55 Prozent gegen Windkraft aussprachen. Jetzt prüft der Verfassungsgerichtshof (VfGH), ob die Fragestellung der Volksbefragung korrekt war. Ist das für Sie eine Genugtuung?
Das ist super, denn die Fragestellung war wirklich schief. Ich bin in Kontakt mit dem Anwalt, der die Volksbefragung beeinspruchte. Es gab Anfechtungen von 163 Personen, mehr als die Hälfte dieser Unterschriften habe ich gesammelt. Ich bin überzeugt, dass die Volksbefragung aufgehoben wird. Finanzminister Markus Marterbauer hat kürzlich gesagt, es sei grotesk, dass die Windkraft in Kärnten verhindern werden soll. Denn es gibt eine neue Studie, laut der die Strompreise durch die Windkraft um mehr als 50 Prozent gesunken sind.
Ich habe auch noch keinen einzigen Jungen gesehen, der gegen die Windkraft demonstriert. Es sind immer ältere Herrschaften – wobei ich nichts gegen Pensionisten habe. Aber es sind Herrschaften zwischen 60 und 90, die Wirbel machen und gar nicht wissen, was sie verursachen: Bauverzögerungen und hohe Kosten. Letztlich machen sie aber leere Kilometer.
Was dachten Sie, als Sie das ablehnende Ergebnis der Volksbefragung hörten?
In Frantschach-St. Gertraud war es positiv. Warum? Weil wir die Leute ordentlich aufgeklärt haben. Es kommt nun eine neue Stromleitung vom Bärofen bis zum Umspannwerk Wolfsberg, dann können wieder alle Photovoltaikanlagen bauen, die Kelag verstärkt das Stromnetz, es wird schnelles Internet geben – Vorteile über Vorteile. Da können ruhig ein paar Leute, die das althergebrachte Denken pflegen, dagegen sein – sie werden keinen Erfolg haben. In Kärnten sind derzeit 15 Windräder in Betrieb. Wir werden 140 bis 160 Windräder bauen – auch wenn die Politik heute von nur 60 Windrädern spricht.
Die Politik muss mehr Mut haben bei der Zonenausweisung, denn laut der TU Graz brauchen wir 2040 um 100 Prozent mehr Strom, auch wegen der Künstlichen Intelligenz. Das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz der EU gilt seit 2023. Und was ist in Kärnten? Man tut nichts. Das ist genauso, als würde man Niki Lauda mit einem VW Käfer in ein Formel-1-Rennen schicken – er könnte nicht mithalten. Aber die Natur wartet nicht. Durch die aufgeblähte Bürokratie wird versucht, ohne substanziellen Wert alle Verfahren in die Länge zu ziehen – letztlich mit dem Ziel, Umweltprojekte zu behindern.
Wie viele Windräder gehören Ihnen persönlich?
Ich bin Miteigentümer beim Windpark Bärofen und habe ein Windrad auf meinem Hof.
// Zur Person
Franz Dorner wurde am 17. Feber 1958 in Wolfsberg geboren. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern und zweifacher Großvater. Als junger Mann gewann er etliche Redewettbewerbe. Er ist Land- und Forstwirtschaftsmeister und absolvierte eine Managementausbildung in Deutschland. Acht Jahre lang arbeitete er für den ORF. Den Hof in Kamp übernahm er von seinem Vater.
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