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Bad St. Leonhard. Der Redakteur, der diese Zeilen schreibt, staunte nicht schlecht, als er am 16. Jänner seine Haustür öffnete. Die Exekutive, die sich als »SOKO Sauschädl« vorstellte, überbrachte »Post« – einen RSb-Brief. Der Inhalt: »Dringende Vorladung im Strafverfahren §75 StGB und §127 StGB. Strafsache: Mordfall Susanne Sau und Diebstahl des Sauschädls«. »Sie gelten als Verdächtiger. Die Verhandlung findet am 24. Jänner statt. Der Ladung ist verpflichtend Folge zu leisten«, sagte die SOKO Sauschädl mit bestimmten Ton. Rückfragen des Redakteurs wurden als unwichtig abgetan. Auch die Tatsache, dass er ein Alibi liefern konnte, ließ die Beamten kalt. »Wiederschau‘n!« donnerte es dem Journalisten entgegen, der sich keiner Schuld bewusst war.
Es kam der Freitag, 24. Jänner. Eine ganze Reihe Beschuldigter und möglicher Mitwisser hatte sich im Saal des Gasthofs Geiger versammelt, um hier die eigene Unschuld zu beteuern. Unwissend, was nun konkret geschehen würde, und mit leicht angespannten Mienen warteten die rund 40 Personen auf den Einzug der Richterbank, die aus folgenden Personen bestand: Angeführt wurde der Tross von Richter Dr. Saumannli (Franz Schatz), gefolgt von Staatsanwalt Dr. Ignaz Flötzinger (Daniel Schriefl), Verteidiger Dr. Meineid (Manuel Koinig), Gerichtsdienerin Mag.a Tipse van Graben (Michaela Koinig) sowie den beiden Beamten der SOKO Sauschädl, Revierinspektor Bernhard Butscher (Bernhard Maier) und Bezirksinspektor Dominik Sauthoma (Dominik Kielhauser).
»Auch die Unerhörten Nachrichten sind hier. Ich bitte um nicht objektive Berichterstattung«
Franz Schatz als Richter Dr. Saumannli
Richter Saumannli begrüßte die Zeugen und sagte: »Auch die Unerhörten Nachrichten sind hier. Ich bitte um eine nicht objektive Berichterstattung«. Anschließend verlas er die Richtlinien der Verhandlung. So wurden unter anderem für Zwischenrufe Strafen in der Höhe von fünf Euro, für Beamtenbeleidigung ein Bußgeld in der Höhe von zehn Euro einkassiert.
»Auf Sie habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Es sieht nicht gut aus für Sie«
Daniel Schriefl als Staatsanwalt Dr. Flötzinger
Staatsanwalt Flötzinger begann mit seinem Plädoyer, und den Geladenen wurde schlagartig klar, dass der Ton rauer werden würde. Flötzinger setzte sich zum persönlichen Ziel, den Täter ausfindig zu machen und ihn seiner gerechten Strafe zukommen zu lassen. Die Frage an diesem Abend: Wer hat den Sauschädl von Fabian Gollner vulgo Bachbauer gestohlen? Die Anrede von Flötzinger beim Verhör in Richtung jedes einzelnen Zeugen: »Auf Sie habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Es sieht nicht gut aus für Sie.«
Es folgte die Einvernahme von mehr als 20 Zeugen – darunter beispielsweise Landesfaschingsprinz Daniel III. Stückler, Bezirksjägermeister Johann Waich und auch der Redakteur selbst musste sich verantworten. Sie alle wurden aus unterschiedlichsten Gründen zu einem Bußgeld, das in die Getränkekassa wanderte – für den einen mehr, den anderen weniger –, verdonnert. Bis am Ende schließlich Robert Sorger und Manuel Baumgartner, die sich im Doppelverhör belasteten, als Diebe des Sauschädels entlarvt wurden.
Im Anschluss wurde zum Sauschädlschmaus geladen.
Das Sauschädlgericht
Das Sauschädlgericht ist ein Brauch, der in der Faschingszeit stattfindet. Der Sauschädel, der bei einer Hausschlachtung vor den Stall gestellt wird, wird heimlich gestohlen. Anschließend kommt es zur Gerichtsverhandlung, bei der die Täter ausfindig gemacht werden und der vom Wirt zubereitete Schädel verspeist wird.
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