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LAVANTTAL. 13 Drogentote in Kärnten, davon drei aus dem Bezirk Wolfsberg, einer aus dem Bezirk Völkermarkt. Warum? »Früher waren Klagenfurt und Villach die Ballungszentren für Drogendelikte«, sagt Karl Schnitzer, Leiter der Suchtgiftabteilung des Landeskriminalamts Kärnten, »mit der Ausbreitung von Mobiltelefonen und Internet wurde auch die Peripherie erreicht. Heute braucht es kein Ballungszentrum mehr, um an Drogen zu kommen. Sie werden im Internet bestellt und auch ins hinterste Tal geliefert.« Die diesjährige »Todeswelle« hat das Land aufgerüttelt. Die Kärntner Gesundheitsreferentin LHStv. Beate Prettner holte jetzt Experten an einen Tisch, um über Gegenmaßnahmen zu sprechen. Bei dem Pressegespräch war der Tenor ernüchternd. Barbara Drobesch, Leiterin der Landesstelle für Suchtprävention, sagte: »Auch die beste Prävention wird die Gesellschaft nicht drogenfrei machen.« Dennoch sei sie unerlässlich, um Jugendliche vom Konsum abzuhalten.
Opfer nicht in Behandlung
Und: Laut Drobesch war keines der diesjährigen Opfer in ambulanter Behandlung. Polizeioberst Herbert Rogl räumte mit Vorurteilen auf: »Wir hatten keinen einzigen Fall, bei dem ein Drogentoter das Suchtgift von einer ethnischen Gruppe erhalten hatte.« Was er meinte: Laut Medienberichten soll in Villach eine Gruppe aus Afghanistan, in Klagenfurt eine aus Nigeria Drogen anbieten. Keine davon ist verantwortlich für einen Drogentoten. Woher kam das Suchtgift dann? »Das ermitteln wir noch«, so Rogl. Schnitzer klärte darüber auf, woran die Opfer starben: In allen Fällen war eine »Mischintoxikation« verantwortlich, ein Mix aus mehreren Substanzen. Stets wurden dabei im Blut der Opfer auch Psychopharmaka entdeckt. Die Ankündigung von Innenminister Herbert Kickl, Spezialkräfte der Polizei zur Drogenbekämpfung von Wien nach Kärnten abzukommandieren, kommentierte Wolfgang Wladika, Primar für Neurologie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters im Klinikum Klagenfurt, so: »Polizeiaktionen haben keinen Einfluss auf die Zahl der Drogentoten. Sie setzen nur die Politik in ein besonderes Licht.« Eine Untersuchung über die psychologischen Gründe, warum Menschen süchtig werden, kündigte Herwig Oberlerchner, Primar der Klinikumabteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, an.
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