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WolfsproblematikAusgabe | Mittwoch, 15. August 2018

Forstwirt Christoph Habsburg-Lothringen beobachtet die Vorgänge rund um die Raubtiere seit Jahren. Jetzt meldet er sich zu Wort und sagt: »Man muss auch die Seite der Geschädigten berücksichtigen.«

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Seit 2017 sind laut meinen vertraulichen Aufzeichnungen über 35 Wolfssichtungen (Anm.: siehe Spalte rechts) von kompetenten Persönlichkeiten festgestellt worden. Über 50 Risse sind zu beklagen gewesen – warum sollen plötzlich in den vergangenen zwei Jahren die Hunde so viel mehr Wildrisse getätigt haben? Schon sehr merkwürdig. Man hat sich eben die Mühe gemacht, all die betroffenen Bauern und sonstige Vertrauenspersonen aufzusuchen und entsprechende Berichte einzuholen. Nachdem die Schadensabwicklung im schiefen Licht steht, haben die Bauern kein Vertrauen mehr zu den offiziellen Dienststellen und Institutionen wie der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Anm.: Sie führt die DNA-Untersuchungen durch, wenn der Verdacht eines Wolfsrisses besteht) etc. Warum dauern solche Untersuchungen der offiziellen Institute so lange? Oder ist es Einflussnahme bestimmter Personenkreise? Dann heißt es, Überlastung der Institute, Umbaumaßnahmen, dann wird von der schlechten Haltbarkeit der Proben gesprochen, wodurch sie ihre Aussagekraft verlieren sollen ...

Alles wiederholt sich Im Zuge der Rauchschadenproblematik im Lavanttal (Stichwort ÖDK) hatten wir vor 50 Jahren eine ähnliche Situation. Die beauftragte Versuchsanstalt in Wien war überlastet, die Sekretärin schwanger ... Seitens des damaligen Forstministers und der seinerzeitigen Gesundheitsministerin wurden die Messgeräte zur Schadstoffüberprüfung nicht einmal kontrolliert. Wie man sieht, wiederholt sich manches in den höchsten Stellen immer wieder. Der zuständige Landesjägermeister von Kärnten macht in der Öffentlichkeit keinen Hehl daraus, Personen bloßzustellen, die mehr wissen. Er darf sich daher nicht wundern, dass derartigen Institutionen kein Vertrauen geschenkt wird. Wenn dieses Misstrauen so weiter geht, werden die Almbauern eines Tages die Almen nicht mehr bestoßen. Die Folgen sind anscheinend vielen Entscheidungsträgern noch gar nicht bewusst. Der Tiroler Forstverein hat mit seiner wolfsfreundlichen Aussage den Tiroler, Salzburger und Kärntner Almbauern keinen guten Dienst erwiesen. Wie sollen sie die Rückkehr des Wolfs unterstützen, wenn die Schadensabgeltung in keinster Weise geregelt ist? Es ist schon ein Armutszeugnis, wenn Fremdleistungen anderer Institute – wie Hamburg – in Anspruch genommen werden müssen. (Anm.: Wie berichtet hat die Jagdgemeinschaft in Preitenegg nach einem Rehriss Proben an dieses deutsche Institut geschickt, das einen Wolf als Verursacher feststellte - während Wien zum Schluss gekommen war, es handelte sich um einen Fuchs.) Daher ist es zu begrüßen, dass sich verantwortungsbewusste Personen wie Karl Berger, Hegeringleiter von Preitenegg, dem Thema annehmen und durch zusätzliche Kontrollen die Causa Wolf einer richtigen Lösung zuführen.

Parallelen in Südafrika Ich hatte soeben einen befreundeten Farmer aus Südafrika zu Besuch auf der Koralpe. Er berichtete von denselben Problemen in seiner Heimat wie sie hier auf den Almen herrschen. Denn in Südafrika holen sich die Schakale die drei- bis viertägigen Kälber. Bei Fischotter hat es auch Jahre gedauert, bis es zu einer Lösung kam. Aber wer kommt für den verursachten Schaden auf? 

Wolfssichtungen und Tierrisse Aus den Aufzeichnungen von Christoph Habsburg-Lothringen: »Anhand von 35 Sichtungen kann von vier Wölfen, die in das Lavanttal einwirken, ausgegangen werden. Von diesen Wölfen wurden mehr als 50 Tierrisse verursacht. Es liegen fünf DNA-Nachweise vor. Die Zuzüge der vergangenen Monate lassen auf wesentlich mehr Wölfe schließen. Laut den Aufzeichnungen der Veterinärmedizinischen Universität Wien ist das Wolfsvorkommen im Lavanttal nach dem Truppenübungsplatz Allentsteig das zweitstärkste Österreichs.«

Saualm – Zirbitz: Im Sommer 2016 wurden in den Revieren Neuper und Grünberg die ersten Wolfsvermutungen angestellt. Der erste Rissfund erfolgte im Jänner 2017, die erste Sichtung eines Wolfs im Frühjahr 2017. März 2018: Wolfsspur von Joggerin gesichtet. März 2018: Wolfsfoto in Agsdorf. März 2018: Wolfssichtung in Schönweg. April 2018: Wolfssichtungen in Pölling. April 2018: Rehriss in Pölling April 2018: Wolfsspur im Stallgebäude Kollmann.

Koralpe Süd: 2016 zog ein Wolf durch das Revier Krenn und riss zwei bis drei Rotwildkälber. Am 17. August 2017 gab es die erste Wolfssichtung bei einer Jagd am Krakaberg. September 2017: Bodenalm – vier Kälber abgängig. Oktober 2017: Wolfssichtung nahe Krenn. November 2017: weitere Sichtungen. Dezember 2017: Wolfsspur in Beintratten. Meldung eines Rehrisses in Schilting. Jänner 2018: Wolfsfährte im Revier Krenn. Gamsriss. Wildriss. März 2018: Mehrere Wolfsspuren, Rehrisse, eine Sichtung. April 2018: Rehrisse. Juli 2018: Gamsriss. Sichtung auf der Bodenalm.

Koralpe Nord: Mai 2017: Auf der Hochalm bei Liechtenstein in der Steiermark wird ein Kuhkalb gerissen. Dezember 2017: Wolfsfoto im Arlinggraben. Riss eines Wildkalbs. Jänner 2018: Wildkamera in Preitenegg zeichnet Wolf auf. Ponyriss –DNA-Proben angeblich unbrauchbar. April 2018: Packalpe, ein Wolfspaar, vier Rehrisse. Juni 2018: Packalpe, Rehriss, Hamburger Analyse bestätigt Wolf. Hochalm, Liechtenstein, Kuhkalb von Wolf gerissen. Packalpe, Wolfspaar gesichtet. Grillitsch, Riss. Juli 2018: eine Wolfssichtung, ein fluchtartiges Ausbrechen einer Viehherde.

Bereich Griffen – Kömmel: 2017: In Leutschach werden zwölf Schafe gerissen. Jänner 2018: Wolfsspur in Griffen entdeckt. Wolfsfoto auf Kömmel. Wolf bei Leibnitz von Zug überfahren. Februar 2018: Wolfsspur in St. Anna. April 2018: Wolfssichtung in Leutschach, 18 Schafe gerissen.

 

 

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