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Probleme wegen Corona: Hilfswerk-Gründer aus Wolfsberg saß in Moldawien zwei Wochen lang fest Ausgabe 50 | Mittwoch, 9. Dezember 2020

Gerhard Hermann und seine Frau Galina reisten zu ihrer hochschwangeren Schwiegertochter. An der Grenze zu Moldawien wurden sie in Quarantäne geschickt. 14 Tage mussten sie auf wenigen Quadratmetern verbringen. Nach der Rückkehr gab es Test-Probleme.

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Wolfsberg, Chișinău. Wie es einem ergehen kann, wenn man in Coronazeiten in einem fremden Land »strandet«, erlebte vor kurzem der Wolfsberger Gerhard Hermann. Der 76-jährige Gründer des »Humanitären Hilfswerks Hermann« saß zuletzt zwei Wochen in der moldawischen Hauptstadt Chișinău fest. »Es war nicht sehr schön«, sagt er jetzt, »auch wenn der Anlass eigentlich ein erfreulicher war.«

Im September war Hermann mit seiner knapp 20 Jahre jüngeren Frau Galina nach Moldawien aufgebrochen. Während er das Land bei anderen Gelegenheiten besucht hatte, um Hilfsgüter abzuliefern, handelte es sich diesmal um einen Privatbesuch.

»Meine Schwiegertochter lebt in Moldawien und war damals hochschwanger. Wir wollten ihr einige Sachen bringen, denn ihr Mann, der Sohn meiner Frau, war in Portugal, um dort ein Geschäft aufzubauen«, erzählt Hermann.

»Wäre ich umgekehrt, hätte ich in Rumänien wegen des Stempels Probleme bekommen«
Gerhard Hermann, Hilfswerk-Gründer

Während die Fahrt durch Ungarn und Rumänien problemlos verlief, wartete an der moldawischen Grenze eine böse Überraschung. Hermann: »Dort hieß es, Rumänien sei jetzt wegen der Corona-Pandemie auf einmal rote Zone. Meine Frau und ich müssten zwei Wochen in Quarantäne.« Diese Mitteilung erhielten sie aber erst, nachdem die Pässe bereits gestempelt waren.

Wie soll man das erklären?
»Es gab kein Zurück. Erstens war das Auto voll mit Sachen für unsere Schwiegertochter. Wäre ich umgekehrt, hätte ich außerdem in Rumänien wegen des Stempels im Pass Probleme bekommen: Wie hätte ich denen glaubhaft erklären sollen, dass er gestempelt wurde, ich aber gar nicht im Land gewesen bin?«, so der 76-Jährige.

Also setzte er mit Galina die Reise nach Chișinău fort, wo sie bei ihrer Schwiegertochter die Quarantäne antraten.« Das Problem: Deren Wohnung ist lediglich 25 Quadratmeter groß. »Natürlich ist es schön, wenn man mit der Familie zusammen ist«, sagt Hermann, »trotzdem war es wie im Gefängnis. Ich habe durch das vergitterte Fenster ins Freie geschaut und wir wagten uns 14 Tage nicht vor die Tür« – auch wenn sich keinerlei Krankheitssymptome einstellten.

Nach dem Ende der Quarantäne blieb seine Frau in Moldawien bei der Schwiegertochter zurück, Hermann trat die Heimreise an. Abermals ging es ohne Schwierigkeiten durch Rumänien und Ungarn (»Dort durfte ich nur nicht von der Autobahn abfahren«), bis er in Klingenbach wieder österreichischen Boden betrat. »Ich wurde gefragt, ob ich einen negativen Coronatest vorweisen könnte. Da ich keinen hatte, erhielt ich die Auflage, auf schnellstem Weg nach Wolfsberg zu fahren und sofort einen Test machen zu lassen.« Wieder daheim war es für ihn nicht einfach, der Aufforderung nachzukommen. Als er endlich getestet worden war, verstrichen weitere Tage ohne ein Ergebnis. »Bis ich schließlich drauf gekommen bin, dass man es im Internet mit einem Code abrufen kann.« Der Befund: negativ.

Jetzt hat er dafür Sorge um sein Hilfswerk. Hermann: »Ich wollte einen Lkw voll Hilfsgüter vor Weihnachten nach Moldawien schicken. Aber ich fürchte, die Fahrer werden Probleme haben. Außerdem weiß ich nicht, ob ich überhaupt einen Laster bekomme.« Doch es gibt auch Grund zur Freude: Seine Schwiegertochter hat am 26. Oktober ein entzückendes Mädchen namens Camilla geboren. »Wir sind glückliche Großeltern«, so der Wolfsberger.

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