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Christian Salzmann: »Regionale Lebensmittel sind für mich ein schützenswertes Kulturgut«Ausgabe 44 | Mittwoch, 28. Oktober 2020

Kurz vor dem ersten Lockdown hat sich das Einkaufsverhalten der Kunden blitzartig geändert. Die Frühauf Mühle kam mit der Produktion nicht mehr hinterher. Deshalb rät der Geschäftsführer, immer Lebensmittel für ein bis zwei Wochen daheim zu haben.

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Wolfsberg. Für das Bäckerhandwerk stellte der Beginn der Coronakrise eine besondere Herausforderung dar. Christian Salzmann, Geschäftsführer der »Frühauf Mühle«, gibt Einblick, wie er den ersten Lockdown erlebt hat: »Im November und Dezember hat man nur am Rande mitbekommen, was in China passiert ist. Erst als das Virus im Februar in Ischgl und der Lombardei aufgetreten ist, hat man begonnen nachzudenken und die Situation auch privat wahrzunehmen.«

»Wir konnten das Brot nicht in die Regale räumen, weil es uns vorher aus den Händen gerissen wurde«
Christian Salzmann, Frühauf Mühle

Mit dem bevorstehenden Lockdown hat sich dann auch das Einkaufsverhalten der Lavanttaler Bevölkerung drastisch geändert, was sich auch auf den Berufsalltag von Salzmann massiv ausgewirkt hat. »Leute, die vor der Corona-Pandemie maximal ein Kilo Mehl gekauft haben, haben unser Geschäft mit einem 25-Kilo-Sack verlassen. Ein paar Tage vor und nach dem Lockdown war es wirklich explosionsartig. Die Leute haben unser Geschäft gestürmt. Wir sind nicht einmal dazu gekommen, das Brot in die Regale einzuräumen, weil es uns aus den Händen gerissen wurde. Mittag mussten wir das Geschäft schließen, weil wir ausverkauft waren. Danach startete gleich wieder die Produktion für den nächsten Tag. Hätte ich vorher gewusst, dass der Lockdown kommt und wie er sich auswirken würde, hätten wir Tag und Nacht produziert, um die Kundennachfrage bedienen zu können.«

Auf einen zweiten Lockdown hofft Salzmann nicht, er rechnet aber mit bezirksabhängigen Einschränkungen. Generell empfiehlt Salzmann: »Jeder Haushalt sollte für ein bis zwei Wochen Lebensmittel daheim haben – auch in Zeiten, in denen es keine Krise gibt. Das hört sich viel an, sind aber zum Beispiel nur zwei bis drei Kilogramm Nudeln, ein paar Kilo Mehl usw. Wenn sich daran jeder orientiert, gibt es keine Hamsterkäufe und keine Nachfrage, die so hoch wird, dass man sie nicht mehr bedienen kann.«

Positiv findet er, dass während der Coronakrise die Meschen vermehrt begannen, selbst Brot zu backen. »Dadurch lernen sie, das Produkt mehr zu schätzen und merken, wie viel Zeit dafür aufzuwenden ist. Für uns sind die Qualität der Rohstoffe und Zeit die wichtigsten Zutaten. Aber es ist positiv, dass die Leute ihr eigenes Brot backen. Für mich sind regionale Lebensmittel ein Kulturgut und daher schützenswert«, so der Bäcker.

Das goldene Handwerk
Eigentlich war es gar nicht geplant, dass Christian Salzmann den heimischen Betrieb übernehmen sollte. Salzmann: »Nach der HTL habe ich bei bei der Firma Mahle gearbeitet. Als mein Vater unerwartet den Betrieb vorzeitig übergeben musste, habe ich mich dazu entschlossen, im Betrieb zumindest so lange mitzuarbeiten, bis meine Eltern in Pension gehen können.« Das ist mittlerweile zehn Jahre her. Christian Salzmann hat den Betrieb längst übernommen und probiert laut eigenen Angaben alles, um die Mühle und die Bäckerei voranzubringen – in den vielen Jahren, in denen das Bäckerhandwerk nicht den leichtesten Stand hatte. »Ich erinnere mich gerne zurück, wie mein Vater und mein Opa vom ›goldenen Handwerk‹ gesprochen haben. Mittlerweile ist das Handwerk anscheinend am Aussterben. Immer mehr Bäckereien finden keinen Nachfolger oder werden von großen Ketten aufgekauft«, so Salzmann.

Eine große Macht schreibt er dem Konsumenten zu: »Mit seinem Einkaufsverhalten kann der Konsument regionale Arbeitsplätze erhalten und etwas Positives für seine Umwelt und sein Umfeld beitragen – dazu muss er lediglich regional einkaufen.«

// INFO
Frühauf Mühle
Christian Salzmann
Pichling 3,
9431 St. Stefan
Tel: 04352/81139
Mobil: 0660/256 1232
Mail: salzmann@fruehaufmuehle.at
Web: www.fruehaufmuehle.at
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8.45 bis 17 Uhr und samstags von 8 bis 12 Uhr.

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