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Wirbel um Schweinestall: Bauverhandlung geplatzt Ausgabe 36 | Mittwoch, 2. September 2020

Anrainer befürchten Geruchs- und Lärmbelästigung und legen sich seit fast zehn Jahren gegen das Vorhaben quer. Jetzt kam es zur Bauverhandlung, die wegen Widersprüchen im Projekt vertagt werden musste. Die Frage: Wie viele Schweine sollen gehalten werden?

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Wolfsberg, St. Andrä. Seit vielen Jahren wird um die Frage gerungen, ob der Schweinestall gebaut werden darf oder nicht. Jetzt ging eine weitere »Runde« über die Bühne – die Bauverhandlung. Doch die war rasch wieder zu Ende: Widersprüche in den Unterlagen machen die Einholung weiterer Daten nötig. Der Hader wird fortgesetzt.

Bereits seit 2011 versucht der im Wolfsberger Völking beheimatete Landwirt Ewald Halbrainer einen Schweinestall zu bauen. Die Sache ist aber kompliziert: Zum einen, weil das Gebäude in Oberaigen und gerade noch auf St. Andräer Boden stehen soll, zum anderen, weil sich Anrainer massiv dagegen verwehren. Ihre Befürchtungen: Lärm- und Geruchsbelästigung sowie damit einhergehende Minderung der Lebensqualität und des Werts ihrer Immobilien. Seit fast zehn Jahren kämpfen sie gegen das Vorhaben.

»Der Stall wird als  Modulsystem geplant, letztlich wären bis zu 5.000 Schweine möglich«
Otmar Kontsch, Anrainer und Projektgegner

Doch Halbrainer erwies sich bisher als würdiger Gegner: Auch er gibt nicht auf. Und so reichte er zuletzt abermals ein Schweinestall-Projekt in Oberaigen ein, über das am Mittwoch, 26. August, im Festsaal des Gasthofs »Köglwirt« bauverhandelt wurde. Da zwei Gemeinden betroffen sind, liegt die Zuständigkeit bei der Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg.

Wie wichtig die das nimmt, beweist der Umstand, dass Bezirkshauptmann Georg Fejan persönlich die (nicht öffentliche) Verhandlung leitete. 46 Personen waren eingeladen, etwa 30 Betroffene hatten sich eingefunden. Sie erlebten ein baldiges Ende.

Anrainer Otmar Kontsch, seit 2011 einer der beherztesten Widersacher des Stalls, zu den Unterkärntner Nachrichten: »Nach der Vorstellung des Ansuchens war ein Vertreter der Baufirma, die den Stall errichten soll, am Wort. Sofort gab es Wirbel, denn die Unterlagen in den Akten stimmten nicht mit denen der Sachverständigen überein. Außerdem kannte der Mann die Inhalte nur unzulänglich und konnte wenig sagen – eine Blamage.« Obendrein wurde laut Kontsch im Akt vergeblich nach Anträgen auf Parteienstellung von Anrainern geforscht. »Die St. Andräer Bürgermeisterin Maria Knauder betonte in einem Statement ausdrücklich, der Akt sei der Bezirkshauptmannschaft vollständig übergeben worden. Schließlich habe ich die Anträge aus meinem Auto geholt. Danach hat der Bezirkshauptmann die Bauverhandlung abgebrochen und auf unbestimmte Zeit vertagt«, so der Anrainer.

Die vermutete Strategie

Auf die Frage, wie viele Schweine  Halbrainer im geplanten Stall unterbringen möchte, sagte Kontsch: »540 Tiere mit einem Lebendgewicht von 130 Kilo plus 24 ergänzende Plätze, etwa für kranke Schweine. In Summe also 564 Schweine.« In vergangenen Ansuchen schwankte diese Zahl, meinte der Anrainer: So habe Halbrainer vor neun Jahren 960 Schweine halten wollen, später rund 600, danach 350, danach 650, nun 564. Kontsch vermutet eine Strategie: »Der Stall wird als Modulsystem konstruiert, wäre also erweiterbar. Halbrainer hat in der Vergangenheit zugegeben, dass der Bau später vergrößert werden soll. Fünf Baustufen wären möglich, so dass letztlich bis zu 5.000 Schweine untergebracht werden könnten.«

»Das ist nicht wahr. Mit 500 Tieren können wir leben, dazu stehe ich«
Ewald Halbrainer, Landwirt und Projektbetreiber

Der Landwirt bestreitet das vehement: »Das ist nicht wahr. Kontsch hat schon verbreitet, dass wir 40.000 Schweine halten wollen. So werden die Leute aufgeweckt. Ich will aber den Stall nicht vergrößern. Mit 500 Tieren können wir leben, dazu stehe ich. Sind es mehr, muss man 24 Stunden am Tag vor Ort sein, was ich keinesfalls möchte.« Halbrainer ortet ein »Kasperltheater« und sieht Kontsch als wenig objektiv: »Wenn ich mit dem Güllefass fahre, stinkt es. Wenn der Nachbar fährt, stinkt es nicht.« Zur missglückten Projektvorstellung der Bauunternehmens bei der Verhandlung sagt er: »Leider ist der erste Planer verstorben, jetzt hatte der Mitarbeiter des neuen Unternehmens die falschen Unterlagen dabei. Das war Pech.« 

Die Bauverhandlung wurde laut Halbrainer keineswegs abgebrochen, sondern nur verschoben, »um Unterlagen nachzureichen. Es soll so schnell wie möglich weiterverhandelt werden, ich rechne mit ein bis zwei Monaten.« Aufgeben will er keinesfalls.

Bezirkshauptmann Fejan stellt die Sachlage so dar: »Es gab keinen Abbruch, die Verhandlung wurde vertagt. Es traten Widersprüche im Projekt auf, jetzt werden ergänzende Unterlagen eingefordert, die auch in die Gutachten einfließen müssen.« Wann weiter verhandelt werde, hänge von Halbrainer ab: »Wenn der Antragsteller die Unterlagen besitzt, wird es eine neue Ausschreibung für eine Bauverhandlung geben.«

Zu den unterschiedlichen Zahlen an beantragten Schweine sagt der Bezirkshauptmann: »Das ist ein Punkt, der vom Antragsteller noch präzisiert werden muss.« Derzeit gehe es um 540 Tiere zuzüglich 24 Krankenbuchten. 

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