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Peter Hauser im InterviewAusgabe | Mittwoch, 15. Mai 2019

Der Lavanttaler Bezirkspolizeikommandant Peter Hauser sprach mit den Unterkärntner Nachrichten über seine Ironman-Erfahrungen, die wochenlangen Solo-Fahrradexpeditionen, Extremsport, aber auch über Menschen, wie Greta Thunberg, die ihn faszinieren.

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Im August steht Ihre nächste Radexpedition auf dem Programm. Wo geht es diesmal hin? 
Das Ziel möchte ich noch nicht verraten. Es ist aber meine fünfte Solo-Fahrradexpedition. Bislang war ich in der Wildnis von Nordamerika, Südamerika und Afrika unterwegs. Und das immer für Wochen alleine und ohne Kommunikationsmittel unterwegs, also ohne Netz und doppelten Boden. Diese Expeditionen sind aber mehr philosophische Projekte, denn sportliche.

Wie steht Ihre Familie dazu, dass Sie wochenlang unterwegs sind?
Wenn meine Frau das nicht unterstützen würde, würde ich es nicht tun. Das Wesentliche für mich ist meine fünfköpfige Familie, wobei meine Frau Andrea und ich danach trachten, alle zwei Jahre mit unseren mittlerweile erwachsenen Kindern eine große gemeinsame Reise zu unternehmen.

Auf Ihrer Website bezeichnen Sie sich als Pionier der Windsurf- und Snowboardszene. Wie kommt das?
Ich und einige Freunde haben den Snowboardsport nach Österreich bzw. Europa gebracht. Ende der 1980er-Jahre war Snowboarden in Europa unbekannt. Es gab nicht einmal Boards zu dieser Zeit. Also habe ich ein Wellenreitboard genommen, mit Schlaufen versehen und so als Snowboard genutzt. Erst zwei, drei Jahre später kamen die ersten Boards von Burton nach Europa. Ich war 15 Jahre Werksfahrer für Burton und dabei als Sprungakrobat bei zahlreichen Events unterwegs. Man kann schon sagen, dass ich Freestyle wesentlich mitgestaltet habe.  

Snowboarder und Surfer greifen auch gern mal zu einem Joint, hört man jedenfalls. Haben Sie jemals einen geraucht?
Nein. Ich habe auch in meinem ganzen Leben noch keinen Tropfen Alkohol getrunken. Auch nicht in Form von Süßigkeiten, wie Mon Chéri oder ähnlichem. Ich habe als Snowboarder und Surfer natürlich Partys gefeiert, aber das waren dann Teepartys.

Ist es hart in unserer Gesellschaft, ganz auf Alkohol zu verzichten?
In der Jugend war der Druck der Gruppendynamik natürlich sehr groß, aber mit zunehmendem Alter wurde es wesentlich leichter. Leider gibt es bei uns eine Doppelmoral. Man beschwert sich immer darüber, dass Jugendliche zu viel trinken. Aber bei sämtlichen Anlässen leben es ihnen die Erwachsenen vor, man denke nur an die zahlreichen Bieranstiche bei Festen.

Sie betreiben viele Sportarten, manche davon auch recht extrem. Welche Sportarten sind das?
Ich habe nach einigen Jahren, von einem Tag auf den anderen mit dem Snowboarden und Surfen aufgehört. Ich dachte mir, das kann noch nicht alles sein und wollte einfach wieder Neues erleben. Ich habe dann mit Bergsport begonnen, dass ging von Eisklettern über Höhlenforschen bis hin zum Canyoning. Ich war ja auch 15 Jahre Leiter der Kärntner Alpinpolizei. 

Sie sind auch ein Ironman, wie sind Sie dazu gekommen? 
Ich wollte halt wieder etwas Neues machen. Ich war sieben Jahre im Bereich Triathlon Leistungssportler. Bei sämtlichen Rennen in Österreich kam ich in die Top-Drei und habe mich schließlich für die WM auf Hawaii qualifiziert.

Der Ironman auf Hawaii ist ja das Mekka für Triathleten, wie waren Ihre Eindrücke?
Vom Sportlichen her gibt es schwierigere, wie zum Beispiel den in Lanzarote. Aber das Drumherum, das Flair und der Lifestyle auf Hawaii lassen sich mit nichts vergleichen. 

Sie waren nicht nur sportlich unterwegs, auch beim Literaturkreis hatten Sie den Vorsitz über.
Ich war schon immer von Literatur begeistert, habe sehr viel gelesen und habe daher den Vorsitz gerne übernommen. Es waren einfach zwanglose Treffen. Aber irgendwann wurde aus dem Vorsitz ein Amt und dann hab ich den Literaturkreis verlassen. 

Bei der Polizei haben Sie eine rasante Karriere hingelegt, wie haben Sie das gemacht?
Ich bin 1985 zur Polizei gegangen und übernahm die Funktion des Bezirkspolizeikommandanten 1993. Ich war damals der jüngste Bezirkskommandant Österreichs. Das ging recht schnell, aber wenn ich etwas mache, dann mach ich es gescheit. 

Wie hat sich die Polizeiarbeit in den letzten dreißig Jahren geändert?
Da hat es schon sehr starke Veränderungen gegeben. Man ist von dem starren, hierarchischen, militärischen System abgerückt und zu einer mehr partizipativen Form übergegangen. Heute können sich die Polizisten mehr einbringen, früher wurde alles von oben diktiert.

Sie sind ein »Fan« von Greta Thunberg. Was fasziniert Sie an ihr?
Mit Greta Thunberg und der »FridaysForFuture«-Bewegung wächst eine neue zukunftsorientierte Generation heran, die den turbokapitalistischen Fantasien Einhalt gebieten wird. Es ist einfach toll, dass sich nun viele junge Menschen der Sache angenommen haben.

Sind Sie davon überzeugt, dass es die Klimaerwärmung gibt?
Als Philosoph steht man der Wissenschaft oft skeptisch gegenüber, aber in diesem Fall bin ich davon überzeugt, dass sich das Klima erwärmt und der Mensch der Hauptverursacher ist. Daran gibt es keine Zweifel und mehr als genug wissenschaftliche Beweise. Da kommt noch einiges auf uns zu, wenn sich die Wüsten weiter ausbreiten und die Pole schmelzen werden, wird eine Wanderbewegung einsetzen.

Schon heute strömen viele Menschen nach Europa. Kann Europa noch mehr Menschen aufnehmen?
Wie viele wir aufnehmen wollen, ist eine gesellschaftspolitische Angelegenheit. Wie viele Menschen wir aufnehmen können ist eine andere Sache. Die meisten Menschen aus Afrika und Arabien zieht es aber ohnehin nicht nach Europa, sondern in deren Nachbarstaaten und die haben gezeigt, dass man viele aufnehmen kann. Auch Europa könnte noch viel mehr aufnehmen, davon bin ich überzeugt.

Viele sehen durch die Zuwanderer  die westliche Welt bzw. deren Kultur bedroht. Teilen Sie diese Befürchtungen?
Die Gefahr sehe ich nicht, solange man jeden auf seine Art und Weise leben lässt, wie er möchte. In öffentlichen Räumen, wie Schulen usw. wo identitätsstiftende Symbole an der Wand hängen, sehe ich den Halbmond nicht als Konkurrenz zum Kreuz. Da gehört beides hin. Problematisch wird es, wenn unsere Grundwerte oder Menschen in ihren Rechten verletzt werden. Es gibt in Europa viele Errungenschaften, wie zum Beispiel die Gleichstellung der Frauen. Wer diese Rechte bedroht, muss rechtlich und persönlich bekämpft werden. Da darf es keine falsche Toleranz geben. Viele Rechte wurden hart erstritten, da will ich keinen Rückschritt machen.

Wie gehen Sie persönlich damit um?
Meine Familie erfreut sich an einem interkonfessionellen und interkulturellen Freundeskreis. Wir teilen die Menschen nicht ein in In- und Ausländer, Schwarze oder Weiße, Christen und Muslime, sondern in anständige und weniger anständige.

Sie haben einmal gesagt, mit Leuten wie Salvini, Le Pen oder Orban haben Sie keine Freude, warum? 
Ich bin glühender Europäer und ich will auf keinen Fall zurück in die Nationalstaatlichkeit. Politiker wie Trump oder Erdogan machen mir keine Angst. Das Besorgniserregende ist, dass solche Menschen von demokratischen Systemen an die Macht gespült wurden. Orban, Salvini, Le Pen usw. sind Menschen, die die Europäische Union zerstören wollen. Ich bin aber kein Pessimist. Viele Menschen fühlen sich oft ohnmächtig. Ich weiß, ich kann zwar die Welt nicht verändern, aber ich – und das kann jeder Einzelne – kann zumindest meine unmittelbare Umgebung beeinflussen.

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