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Meinhard Petrasch: Ein Lavanttaler, der Bodyguard eines saudischen Prinzen warAusgabe 34 | Mittwoch, 21. August 2019

Der Lavanttaler Meinhard Petrasch hat trotz seines jungen Alters ein bewegtes Leben hinter sich. Er absolvierte eine Ausbildung zum Optiker, war als DJ und Webdesigner unterwegs und arbeitete auch als Personenschützer, unter anderen für einen saudischen Prinzen.

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Sie haben eine Optikerlehre abgeschlossen, haben danach aber einen ganz neuen Weg eingeschlagen, wie kam es dazu? 
Ich habe bei Optik Binder in Wolfsberg die Lehre gemacht und die Gesellenprüfung abgelegt und wollte danach Optometrie studieren. Das hätte ich aber nur in Kapstadt machen können und darauf hatte ich keine Lust. Ich war dann einige Zeit in Klagenfurt als Optiker tätig. Irgendwann dachte ich mir, das kann es nicht sein.

Und da haben Sie sich für eine neue Karriere entschieden?
Ich machte Musik als DJ und war dadurch viel in Berlin, Italien und Wien unterwegs. In Wien lernte ich die Gruppe »beat4feet« mit Kim C kennen. Diese Gruppe wurde damals von Christian C. gemanagt und der holte mich für deren Tour in Kärnten als Vor-DJ mit ins Boot.

Aber auch DJ war nicht Ihre Berufung?
Ich habe als DJ sehr viel gemacht, war bei zahlreichen Clubbings mit Wolfgang P. dabei und hatte viele Events mit einheimischen Musikproduzenten. Gut leben konnte man davon aber nicht. Also habe ich mich Anfang der 1990er-Jahre beruflich neu orientiert. Durch einen guten Freund aus dem Lavanttal bin ich zur Maklerei gekommen und da ich gute Kontakte auf Ibiza hatte und auf ein Netzwerk in Spanien zurückgreifen konnte, nahm ich mir vor, mit Immobilien auf Ibiza zu handeln. Nachdem sich das Unternehmen meines Freundes wirtschaftlich neu positionierte, suchte ich mir etwas Neues.

»Schießereien und Verfolgungsjagden, das gibt es nur im Fernsehen oder im Kino«
Meinhard Petrasch, Privatdetektiv

Welchen Berufsweg haben Sie diesmal eingeschlagen?
Ich suchte eine neue Herausforderung und bekam die Möglichkeit einer Ausbildung zum Personenschützer bei einer israelischen Firma in Wien. Danach arbeitete ich eine Zeit lang als Privatdetektiv, aber auch kleinere Aufträge im Bereich Personenschutz und Event-Security. 

Mussten Sie schon einmal Ihre Waffe benutzen?
Nein.

Ist Arbeit als Privatdetektiv so cool, wie es im Fernsehen immer gezeigt wird?
Die Realität hat nicht viel mit den TV-Serien oder Filmen zu tun. Es steckt viel Planungsarbeit in den Aufträgen. Man muss mit viel Geduld observieren. Außerdem hat man keine Polizeigewalt. Schießereien und Verfolgungsjagden gibt es nur im Film.

Wie wurden Sie schließlich Personenschützer im saudi-arabischen Königshaus?
Eine Kollegin stellte den Kontakt zur saudi-arabischen Königsfamilie her als diese Personenschützer suchten. 

Die nahmen auch Leute, die nicht aus Saudi-Arabien kamen?
Ich habe mich einfach beworben, dann aber lange Zeit nichts von ihnen gehört. Nach rund einem halben Jahr, ich dachte schon gar nicht mehr daran, erhielt ich überraschend einen Anruf von der saudi-arabischen Königsfamilie, dass ich ausgewählt wurde. 

Und dann ging es von heute auf morgen nach Saudi-Arabien?
Naja, so einfach war es nicht. Ich hatte schon ein wenig Angst und wollte schon absagen. Ich habe mir aber gedacht, wenn ich das jetzt nicht mache, werde ich mir das ewig vorwerfen und so wagte ich den Sprung ins kalte Wasser. Ich wusste ja überhaupt nicht, was mich erwartet. Ich kam nicht in Saudi-Arabien zum Einsatz, ich war im Team eines Prinzen, einem Bruder des damaligen Königs Fahd. Also war ich im Dienst des saudi-arabischen Königshauses in Ägypten.

»Auch den Umgang mit Frauen sollte er lernen, dazu wurden immer wieder Models gebucht«
Meinhard Petrasch, Personenschützer

Wie war es, ein Mitglied des saudi-arabischen Königshauses zu beschützen?
Es war schon eine sehr coole Lebenserfahrung. Wir waren ein Team von 60 Leuten, die für die Sicherheit der Familie verantwortlich war. Die Familie hatte im »Ramses-Hilton« in Kairo einige Etagen gemietet. Es war schon harte Arbeit. Es gab keinen freien Tag, an jedem Tag wurden mindestens zwölf Stunden gearbeitet. Manchmal waren wir aber auch 24 Stunden im Einsatz. Das Leben war aufregend und spannend und für die Familie fernab der Realität.

Warum lebte die Familie in Kairo und nicht in Saudi-Arabien?
Die Frau des Prinzen wurde von der Königsfamilie nicht akzeptiert, weil sie kein rein königliches Blut hatte. Und solange der Prinz mit ihr verheiratet war, durfte er nicht in den Königspalast in Saudi-Arabien zurückkehren.

Wieso fernab der Realität?
Der jüngste Sohn der Familie, er war zwölf Jahre alt, hatte keine Freunde. Also wurden für ihn einfach »Freunde« gebucht. Auch den Umgang mit Frauen sollte er lernen, dazu wurden immer wieder Models gebucht, die zum Kleinen ins Hotel kommen mussten. Manchmal tummelten sich zwölf Models in den Räumlichkeiten. Auch war es der Familie sehr wichtig, dass sämtliche Produkte aus den USA kamen. Selbst Coca Cola wurde nicht in Kairo gekauft, sondern extra aus den Staaten eingeflogen.

Kehrten Sie nachdem Ihr Vertrag ausgelaufen war, wieder nach Österreich zurück?
Ich ging für ein paar Jahre wieder nach Ibiza, wo ich im PR-Bereich tätig war, aber auch Aufträge im Personenschutz für Araber in Spanien übernommen habe. Nach Österreich kehrte ich erst um die Jahrtausendwende wieder zurück und habe wieder mit etwas Neuem angefangen und zwar mit Grafik- und Webdesign. Da saß ich aber ständig nur vor dem Computer, also ging ich wieder zurück in den Sicherheitsbereich. 

Wieder als Personenschützer?
Nein. Ich war sechs Jahre lang im Rahmen mehrerer OSZE-Missionen im Bereich Krisenmanagement in Georgien tätig. Durch den Kaukasuskrieg im Jahr 2008 wurde die Mission beendet und es ging 2009 erstmals  zurück nach Österreich. 

Und da gab es zunächst einen längeren Urlaub?
Nein. Ich wollte Ferienwohnungen, Schiffe usw. online vermieten. Gemeinsam mit einem Unternehmen sollte ein Immobilienportal erstellt werden. Aber wir hatten unterschiedliche Vorstellungen und so trennten sich unsere Wege. Also ging ich zurück in den Sicherheitsbereich.

Was haben Sie diesmal gemacht, Personenschützer, Beobachter, Krisenmanagement?
Ich habe mich im Bereich Sicherheitsmanagement weitergebildet und bin mittlerweile seit 2011 im Rahmen der EULEX-Mission, European Union Rule of Law Mission,  im Kosovo im Krisenmanagement tätig.

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