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Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Lavanttaler Gastronomie an die CoronakriseAusgabe 13 | Mittwoch, 25. März 2020

So vielfältig die Lavanttaler Gastronomie ist, so einfallsreich und individuell ist auch der Umgang mit der Coronakrise. Auf digitalen Kundenkontakt setzt der Gasthof Geiger. Das Hotel Torwirt hat, dank einer Ausnahmegenehmigung, für Systemerhalter geöffnet.

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Unterkärntner Nachrichten Redakteur Philipp Tripolt Von Philipp Tripolt tripoltno@spamunterkaerntner.at
Embassy-Chef Manuel Wutscher (Bild oben, mit Lebensgefährtin Carmen Rosenfelder (r.) und links Mitarbeiterin Lisa Marzi) blickt positiv in die Zukunft und hofft auf eine baldige Besserung der Situation. Daniel Dirnberger vom Gasthof Geiger hat eine digitale Kaffeerunde ins Leben gerufen, um mit seinen Gästen in Kontakt zu bleiben (Bild unten). Fotos: KK (1), Screenshot Facebook (1)

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Kaffeerunde Gasthof Geiger, Facebook

Lavanttal. »Unser Lokal hat natürlich geschlossen«, beginnt Embassy-Chef Manuel Wutscher, angesprochen auf die aktuelle Situation, zu erklären. »Wir mussten die laufenden Kosten so gut wie möglich reduzieren. Die Mitarbeiter befinden sich entweder in Kurzarbeit, sind vorübergehend arbeitslos bzw. abgemeldet. Die jungen Wirte Wolfsberg haben sich schon am Samstag, 14. März, dazu entschlossen, ihre Lokale zu schließen, zwei Tage bevor die behördliche Schließung verordnet wurde«, weist Wutscher auf die Eigeninitiative der Wolfsberger Junggastronomen hin. Nicht nur die aktuelle Situation, sondern zusätzlich der Zeitpunkt der Coronakrise treffen die heimische Gastroszene schwer, wie Wutscher weiß: »Der März ist meiner Erfahrung nach der zweitstärkste Monat des Jahres, was den Umsatz betrifft. Bei der Soccer-Party, die am 7. März bei uns stattgefunden hat, war richtig viel los. Jetzt folgt das große Warten.«

»Wir haben die Hoffnung, dass es bald wieder halbwegs normal weitergeht«
Manuel Wutscher, Embassy

Und diese Wartezeit will Wutscher nützen, indem er sich auf die Rückkehr des Alltags vorbereitet: »Wir haben die Hoffnung, dass es bald wieder halbwegs normal weitergeht. Die Zeit nützen wir jetzt, um Sachen zu erledigen, die bislang liegen geblieben sind, damit wir bereit sind, wenn es wieder losgeht.«

»Save the Embassy«
Um das Geschäft nach überstandener Krise zusätzlich anzukurbeln, hat sich Manuel Wutscher eine »Save the Embassy«-Card ausgedacht. »Die ›Save the Embassy‹-Card wird im Scheckkartenformat ausgegeben. Gäste können die Karte um 50 Euro kaufen und bekommen 20 Prozent zusätzlich auf der Karte gutgeschrieben. Anschließend haben die Kunden die Möglichkeit, pro Woche fünf Euro auszugeben«, so Wutscher, der in der kommenden Woche genauere Infos, unter anderem auch, wo die Karte erhältlich sein wird, über die Embassy-Facebook-Seite veröffentlichen will.

Angesprochen auf das Thema »Essenslieferungen« gibt der Embassy-Chef Einblick in seine Überlegungen: »Lieferungen sind nur ohne Kundenkontakt möglich. Wir überlegen, ein- bis zweimal pro Woche unsere Burger und Fingerfood-Körberl für Stammgäste auszuliefern. Das Essen kann aus dem Kofferraum entnommen werden, die Rechnung ist mit dabei, und gezahlt wird per Überweisung.« Nähere Infos sind telefonisch unter 0660/4752411 (Manuel Wutscher) und demnächst auf der Embassy-Facebook-Seite erhältlich. »Damit versuchen wir, die Zeit so gut wie möglich drüber zu bringen und vorauszuplanen. Wir blicken mit positiver Energie in die Zukunft. Unsere Mitarbeiter werden wir natürlich schrittweise wieder einstellen, damit das Team möglichst schnell wieder steht«, so Wutscher abschließend.

Digitaler Kaffee
Das Kochen eingestellt hat der Gasthof Geiger in Bad St. Leonhard. »Wir kochen aktuell nicht mehr, denn auch bei Lieferungen würde es immer wieder zu Kundenkontakt kommen, zum Beispiel bei der Bezahlung. Das wollen wir für unsere Gesundheit und natürlich auch die unserer Gäste absolut vermeiden«, so Inhaber und Koch Daniel Dirnberger. Seine zwölf Mitarbeiter werden vorerst bis Mitte Juni in Kurzarbeit angemeldet. »Zuerst werden noch die Überstunden und Urlaube beansprucht. Die Situation ist für uns alle nicht einfach«, weiß Dirnberger.

»Wir sollten in Zeiten wie diesen nicht auf den Spaß und den Zusammenhalt verzichten«
Daniel Dirnberger, Gasthof Geiger

Um den Kontakt mit seinen Gästen zu pflegen, hat der Küchenchef einen virtuellen Weg eingeschlagen: »Wir haben viele junge Leute im Betrieb. Praktisch jeder ist den Umgang mit Facebook gewöhnt, deshalb habe ich mich dazu entschlossen, eine Facebook-Gruppe zu eröffnen, bei der die Gäste und Freunde des Hauses in Kontakt bleiben können.« In der öffentlichen Gruppe »Kaffeerunde Gasthof Geiger« veröffentlichen die aktuell knapp 130 Mitglieder (Stand Montag, 23. März) täglich zahlreiche Bilder ihrer Kaffeehäferl. »Wir sollten in Zeiten wie diesen nicht auf den Zusammenhalt und den Spaß verzichten. Wer der Gruppe beitreten möchte, ist jederzeit herzlich willkommen«, so Dirnberger über die Beweggründe, warum er sich für die Gruppe entschieden hat.

Musikwünsche im Live-Video
Am vergangenen Wochenende gab der Gastwirt seiner digitalen Gefolgschaft auch Einblicke in den geschlossenen Gasthof. Mittels Live-Video konnten seine Zuseher die bekannten Klänge der hauseigenen Musikbox mitverfolgen und auch Liedwünsche abgeben. Passend dazu posteten die Gruppenmitglieder am Wochenende auch das eine oder andere Bild von alkoholischen Getränken – beste Wochenendwünsche inklusive.

Der enorme Zuspruch und das Interesse der Gruppenmitglieder hat Dirnberger nun dazu bewegt, ein Gewinnspiel zu veranstaltet: »Wir suchen mit einer Abstimmung das lustigste Kaffeehäferl, das die Leute daheim haben.« Der Sieger in dieser Woche erhält einen Zehn-Euro-Gutschein für den Gasthof Geiger. Weitere Gewinnspiele sollen folgen.

Keine Abholungen mehr
Mehrere Gastronomiebetriebe im Bezirk boten die Möglichkeit, Essen nach Vorbestellung abzuholen, unter anderem auch »Kainz – Das Restaurant« in Wolfsberg. »Das Restaurant ist geschlossen. Wir hatten einen Abholservice, mit den neuesten Bestimmungen wäre allerdings nur noch das Liefern von Gerichten möglich gewesen, was zeitlich aber nicht umsetzbar ist«, so Inhaber Christian Kainz. Seine Mitarbeiter befinden sich aktuell in Kurzarbeit. Kainz: »Wir halten uns alle an die vorgegebenen Maßnahmen und hoffen, dass es bald wieder vorbei ist.«

Ausnahmegenehmigung
Weiterhin geöffnet hat das Hotel Torwirt. Möglich ist das aufgrund einer Ausnahmegenehmigung der Bezirkshauptmannschaft. Neben erhöhten Sicherheitsmaßnahmen ist die Ausnahme durch die Tatsache möglich, dass das Hotel zur Aufrechterhaltung des Systems beiträgt. Monteure, Bauarbeiter und Ingenieure, die an Baustellen im Bezirk tätig sind, haben hier eine Nächtigungsmöglichkeit. Sie dürfen im Hotel auch frühstücken und zu Abend essen. Für Gäste, die nicht im Hotel nächtigen, ist das nicht möglich.

»In den knapp 30 Jahren als Unternehmer hat es schon viele Krisen gegeben. Jede geht einmal vorbei. Jetzt ist Aussitzen und Durchhalten gefragt. Wir sind zuversichtlich, dass es nach der Krise zu einem starken Nachholbedarf kommen wird und treffen jetzt bereits die Vorbereitungen für die Zeit danach«, so Peter Mosgan.

Bereits früher als geplant wurde der Frühstückslieferdienst des Hotels Torwirt eingeführt. Neben der Lieferung des Frühstücks können auch Nahrungsmittel, die für das Frühstück zum Einsatz kommen, bestellt werden. Aufgegeben werden können die Bestellungen unter anderem über die Hotel-Telefonnummer 04352/2075 oder über die Gemeinde Wolfsberg (04352/537 304), die mit dem IST-Mobil ausliefert.

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