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Valentin Hauser: »Peter Handke wirkt in den Medien ganz anders als er privat tatsächlich ist«Ausgabe 43 | Mittwoch, 23. Oktober 2019

Der Griffner Valentin Hauser (70) spricht mit den Unterkärntner Nachrichten über seine enge, mittlerweile 50-jährige Freundschaft zum Griffner Literaturnobelpreisträger Peter Handke, über seine eigenen Bücher und seine zwei Leidenschaften: kochen und Musik.

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Valentin Hauser hat bereits vier Bücher veröffentlicht. Foto: UN/much

Seit wann gibt es die Freundschaft, die mittlerweile ja sehr eng ist, mit Peter Handke?
Wir haben seit 50 Jahren eine gelebte Freundschaft. Ich spielte damals mit den »Griffner Buam« im GH Tamerl und Peter Handke war mit seiner ersten Frau und seiner Tochter unter den Gästen. Für mich war er damals schon ein Star, also habe ich ihn nach einem Musikwunsch gefragt. Er wünschte sich einen »Wiener Walzer«. Danach hatte ich auch beruflich mit ihm zu tun. Ich war Gemeindebediensteter und Handke benötigte eine Geburtsurkunde. Ich habe das innerhalb eines Tages erledigt und das hat ihn so gefreut, dass er gleich einen größeren Geldbetrag für die Renovierung eines Bildstocks zur Verfügung stellte.

Haben Sie damit gerechnet, dass Peter Handke, den Nobelpreis erhalten wird?
Insgeheim habe ich es immer gehofft. Aber ich wusste, dass es durch seine Serbien-Aussagen schwer wird.  Peter hat Kommentare abgegeben, er hat aber nie das Blutvergießen verherrlicht. Er hat sich nie vor dem Grab von Milosevic  verneigt oder Blumen aufs Grab gelegt, wie es immer wieder berichtet wurde. Selbst die Akademie hat gesagt, dass er das Massaker von Srebrenica klar verurteilt hat. Er war bei Milosevics Begräbnis nicht um Milosevic zu verherrlichen, sondern wegen des Unrechts, das die NATO in Serbien angerichtet hat. Peter war oft in Serbien und hat immer nur gesagt, was er vor Ort erlebt hat.

Sie haben Peter Handke die letzte Woche in Österreich begleitet. War es eine sehr stressige Zeit?
Ich habe Peter am Laibacher Flughafen abgeholt und war bei den Terminen mit. Es war viel los. Handke war ja nicht immer beliebt. Aber der Griffner Bürgermeister Josef Müller hat es geschafft, dass die Generationen wieder einen Bezug zu ihn haben. Sowohl in Wolfsberg als auch in Griffen konnte man sehen, dass ihn die Leute mögen. Trotz des Zwischenfalls in Griffen war es eine schöne Zeit und hat ihm sehr gut getan.

Warum war er  bei dem Termin in Griffen so verärgert?
Handke war im Wald, als bekannt wurde, dass er den Nobelpreis erhält. Als er nach Hause kam, war vor seinem Haus schon eine Schar Journalisten. Da hat ihm keiner gratuliert, die erste Frage war gleich wegen seiner Serbien-Haltung. Und das hat sich dann halt langsam aufgestaut. Vor dem Termin in Griffen haben wir noch gesagt, dass wir uns einen gemütlichen Abend machen werden und ein wenig feiern. Dann kommen wir nach Griffen und die erste Frage dreht sich wieder um den Balkan, keiner interessierte sich für den Nobelpreis. Das brachte das Fass zum überlaufen. Es war nie ein Medientermin geplant.

Handke kommt in den Medien oft aggressiv rüber. Wie ist er privat?
Peter wirkt in den Medien ganz anders als er privat ist. Er würde für seine Freunde sein letztes Hemd hergeben und steht ihnen immer hilfreich zur Seite.  Er sagte einmal: Das schönste Treffen ist nicht mit einem Bundespräsidenten, sondern mit normalen Menschen. 

Treffen Sie Peter Handke noch oft persönlich?
Bürgermeister Müller und ich werden von Peter immer wieder nach Paris eingeladen. Wenn Peter in Kärnten ist, verbringen wir auch viel Zeit miteinander, gehen oft Schwammerlsuchen. Früher hat Peter oft in meinem Haus übernachtet. 

Sie waren vor Jahren »Kochchampion«. Sind Sie ein begnadeter Koch?
Mein Elternhaus auf der Saualpe war ein Gasthaus. Da war ich bereits als Kind immer dabei, wenn die Mama gekocht hat. Aber erst 1982 habe ich mich in meiner Freizeit mehr dem Kochen gewidmet. Da gab es dann einmal einen Aufruf einer Zeitung Rezepte einzuschicken und das habe ich gemacht. Dieses hat ORF-Redakteur Werner Freudenberg gelesen und er hat mich angerufen und wollte danach einen Beitrag für ORF-Kärnten machen. Danach wurde ich nach Wien zur Sendung »Frisch gekocht« eingeladen und wurde dabei Wochensieger, später sogar Bundessieger und kam danach zum Finale.

Was haben Sie beim Finale gekocht?
»Schweinswangerl á la Schlossberg«. Damit holte ich den Titel Kochchampion. Ich habe danach noch öfters privat gekocht, auch für größere Runden, meist im Freundeskreis.

Sie waren Gründer der »Griffner Buam«. Waren Sie von Klein auf musikbegeistert?
Ja, Musik war immer ein Hobby von mir. Ich genoss neun Jahre eine Ausbildung am Konservatorium in Klagenfurt auf der Trompete. Und jetzt in den alten Tagen habe ich eine Steirische Harmonika bekommen und spiele mit der bei besonderen Anlässen auf.Wir haben in der Zeit von 1968 - 1982 zehn Tonträger herausgebracht und spielten im gesamten deutschsprachigen Raum. Wir hatten aber auch Auftritte in Frankreich. Ich habe rund 60 Musikstücke komponiert.

Sie haben auch Bücher geschrieben. Wann haben Sie damit angefangen?
Das war sehr spät. Angefangen zu Schreiben habe ich, unmittelbar nachdem ich in Pension gegangen bin. Mein erstes Buch war eine Biografie über meinen Heimatort Greutschach unter dem Titel »Greutschach – Ein Bergdorf erzählt«. Zu diesem Buch hat mich mein Freund Peter Handke ermutigt, der dafür auch ein zweiseitiges Vorwort geschrieben hat. Darauf bin ich sehr stolz. Außerdem hat Peter das Buch, genauso wie zwei weitere Bücher von mir redigiert.

Das Buch wurde sehr gut angenommen. Daher haben Sie sich entschieden weitere Bücher zu schreiben?
Nach meinem »Erstlingswerk« hat mich Walter Puschl, der Chef vom Unternehmen Sinnex gefragt, ob ich nicht ein Buch über sein Leben schreiben möchte. Da habe ich zugesagt. Er ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und hat sich zum Chef eines weltweit tätigen Unternehmens hochgearbeitet. Das war faszinierend und so entstand das Buch »Jahresringe«.

Folgten noch weitere Bücher?
Mein drittes Buch war »Die Saualpe«. Dazu hat mich Peter Handke angeregt. Peter und ich sind oft zum Schwammerlsuchen auf der Saualpe unterwegs und er meinte, ich soll einmal etwas über den Berg schreiben. Peter hat für dieses Buch ein Vorwort geschrieben. Heuer ist die zweite Auflage erschienen, die in Wolfsberg in allen Buchhandlungen erhältlich ist. 

Bekannt von Ihnen ist auch »Die Bluttaten des Franz P.«. Wie ist es zu diesem Werk gekommen?
Ich war zum 75. Geburtstag von Handke in Paris eingeladen und er hat mich gefragt, ob ich wieder etwas schreibe. Da habe ich ihm den Text geschickt und Handke war vollauf begeistert. Denn er kannte die Geschichte, es ging dabei um Verwandte seiner Vorfahren.

Haben Sie ein weiteres Buch geplant?
Bereits im kommenden Jahr wird mein neues Buch »Griffen, wie es einmal war« präsentiert. Darin geht es um Begebenheiten in Griffen um die Jahrhundertwende. 

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