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Interview mit dem "Fidelen"Ausgabe | Mittwoch, 5. Dezember 2018

Hubert Urach, der Chef der »Die Original fidelen Lavanttaler«, sprach mit den Unterkärntner Nachrichten über die Watschen in seiner Kindheit, die Anfänge im Keller des Gasthaus Draxl, Auftritte bei Heinz Conrads, die großen Erfolge und das Ende nach 50 Jahren.

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Das goldene Ehrenzeichen der Republik und des Landes und über eineinhalb Millionen verkaufte Tonträger – wie stolz sind Sie auf die Bilanz ihrer »Die Original fidelen Lavanttaler«?

Sehr, natürlich. Die Bilanz und die Auszeichnungen  zeigen, dass unsere Arbeit von den Fans, aber auch von den Verantwortlichen in Staat und Land geschätzt wurde und wird. Wir haben ja auch viel geleistet. In unserer Hochzeit waren wir sicher der größte Werbeträger für das Lavanttal. Zu unseren Auftritten sind Menschen Kilometer weit angereist. Manche sind sogar aus der Schweiz oder aus Deutschland gekommen.

Die Musik wurde Ihnen und Ihren beiden Brüdern praktisch in die Wiege gelegt…

Ja. Unser Vater war ebenfalls Musikant und hat 40 Jahre lang gespielt. Er hat uns auch für die Musik begeistert und uns unterrichtet. So etwas wie Musikschulen gab es damals ja nicht. Er hat uns die Freude, die man an der Musik haben kann, vermittelt. Natürlich hat er uns auch die richtigen Gene mitgegeben, weil eines ist schon klar, das Talent kann man bekanntlich nicht lernen.

Wie streng war der Vater als Lehrer?

Streng? In den 50er Jahren war alles streng. Im Gegensatz zu heute, wo man zu niemanden mehr etwas sagen darf. Wir mussten folgen und wenn wir das nicht gemacht haben oder etwas nicht gepasst hat, haben wir eine Watsch`n bekommen. Das war daheim so und das war in der Schule so.

Wie waren die Anfänge Ihrer Karriere?

Der Vater hat uns zuerst jeden einzeln unterrichtet, dann hat er Stückerln gebracht, die wir zu zweit und später zu dritt spielen konnten. Das hat meinen beiden Brüdern und mir sehr gefallen. Zu Beginn der 60er-Jahre haben wir uns entschlossen, gemeinsam aufzutreten und 1965 haben wir dann mit anderen die fidelen Lavanttaler gegründet. Am Anfang sind wir oft im Keller des Gasthof Draxl in St. Stefan aufgetreten. Wir sind mit dem Zug nach St. Stefan gefahren, haben die ganze Nacht gespielt, dann ging es mit dem Zug wieder retour und zu Fuß heim auf den Berg.

Sie waren der Chef der Gruppe, warum eigentlich, Sie sind ja nicht der älteste Bruder?

Das hat sich so ergeben. Die Leute sind schon immer zu mir gekommen und haben mich um Rat gefragt. Ich konnte einfach gut mit ihnen reden. Bei den ersten größeren Auftritten und Radio- sowie Fernsehinterviews haben dann die anderen Gruppenmitglieder gesagt, Hubert du kannst das, red du. 

Gab es keine Eifersucht, weil Sie  im Mittelpunkt gestanden sind?

Den anderen war es nur recht. Es hat ja nicht nur Vorteile. Wenn man etwas sagt, dann ist man auch dafür verantwortlich, wenn etwas daneben geht. Der nichts redet, kann nichts Falsches sagen. Außerdem haben wir immer alles ausdiskutiert und bevor ich eine Entscheidung getroffen habe, wurden immer alle gefragt. Zudem haben wir alle komponiert und Texte geschrieben. Oft wurde bei den Proben noch etwas verändert.

Die bekannteste Komposition »Wenn die Schwalben heimwärts ziehen« stammt allerdings von Ihnen. Wie sind sie auf den Text gekommen?

Wir haben immer unsere Heimat besungen, die Berge, die Täler, unsere Umgebung halt. Bei dem Lied war es nicht anders.

Sie traten im Fernsehen bei Heinz Conrads, in der Sendung »Tritsch Tratsch«, bei »Wenn die Musi spielt« oder im »Musikantenstadl« vor einem Millionenpublikum auf – wie groß war die Nervosität?

Am Anfang hatten wir schon weiche Knie. Wir waren ja Buben vom Berg und das Fernsehen hatte damals einen viel höheren Stellenwert als heute. Aber mit der Zeit nimmt die Nervosität natürlich ab.

Wie ist das Gefühl, oben auf der Bühne zu stehen?

Großartig. Uns hat die Musik immer enorme Freude bereitet und anderen Menschen auch eine Freude zu machen, sie zu unterhalten, das ist ein tolles Gefühl. 

»Die Original fidelen Lavanttaler« gelten als »Erfinder« des volkstümlichen Schlagers. Wie ist es dazu gekommen?

Man kann ja nicht die ganze Nacht Volksmusik spielen. Die Leute haben uns gefragt, ob wir nicht etwas Modernes im Repertoire hätten, zu dem man tanzen könnte. Da haben wir etwas ausprobiert und es hat eingeschlagen. Danach haben uns viele kopiert, aber unser Sound war einzigartig und das Original bleibt das Original und die Kopie die Kopie.

Musikanten haben oft den Ruf, »Hallodris« zu sein. Wie war das bei Ihnen?

Eines ist klar, ein Musikant muss lustig sein, das erwarten die Leute. Wenn ich nicht lustig bin, kann ich nicht auf der Bühne stehen und eine Nacht lang einen ganzen Saal unterhalten.

Ihre Kollegen und Sie waren Stars, wie hat es mit Verehrerinnen ausgeschaut?

Die gab es natürlich. Aber jeder von uns hat gewusst, wann die Gaude ein End hat.

Sie hatten in den besten Zeiten rund 170 Auftritte im Jahr, waren viel unterwegs, was haben die Frauen dazu gesagt?

Das ist Gewöhnungssache. Es war unser Beruf, wenn jemand auf Montage ist, ist er auch die ganze Woche nicht zu Hause, deshalb waren unsere Frauen damit einverstanden und haben es akzeptiert. Das Wichtigste war, wir konnten uns auf sie verlassen und sie sich auf uns.

Es wird den Frauen auch gefallen haben, dass ihre Männer mit den Auftritten und eineinhalb Millionen verkaufter Tonträger nicht schlecht verdient haben…

Wir konnten alle davon leben. Wir mussten zum Arbeiten aufhören, weil es sich nicht mehr ausgegangen ist und waren Profimusiker. 

2015 haben Sie mit einem Konzert in Neuhaus nach 50 Jahren die Karriere beendet, wie schwer fiel das Aufhören?

Alles hat seine Zeit und unsere war vorbei. Man muss einmal loslassen können. Mit den jungen Lavanttalern gibt es würdige Nachfolger. 

So ganz gelassen haben Sie es nicht. Unter dem Namen »Die goldenen Musikanten aus Kärnten« haben Sie mit ihrem alten Kollegen Othmar Desembekowitsch eine neue CD herausgebracht. Warum?

Ich habe mich intensiv mit der steirischen Harmonika beschäftigt, da wollten wir etwas machen. Aber  wir haben unsere Firma stillgelegt und wir treten nicht mehr öffentlich auf. Ich spiele aber noch immer für mein Leben gerne. Wenn wir nach dem Wandern in einer Hütte oder einem Gasthaus einkehren, holen wir die Instrumente raus und spielen etwas, weil mit Musik ist alles lustiger und viel schöner.

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