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Herbert Grassler: »Der Fußball von heute ist mit dem Kick meiner Zeit nicht zu vergleichen«Ausgabe | Mittwoch, 20. Februar 2019

Herbert Grassler war zehn Jahre Fußballprofi, spielte unter anderem bei Sturm Graz, Salzburg und dem LASK. Der Lavanttaler hat 262 Bundesligaspiele in den Beinen. Anlässlich des Starts der Bundesliga-Frühjahrsrunde haben die UN mit dem Ex-Kicker gesprochen.

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War für Sie Fußball-Profi schon immer ein Traum?
Ich wollte schon als Kind Fußballer werden. Damals gab es zahlreiche Vorbilder für uns, wie Diego Maradonna oder auch Pele. Und auch in Österreich hatten wir Persönlichkeiten wie Bruno Pezzey, Hans Krankl und Herbert Prohaska, die mich als Kind inspiriert haben.

Wann haben Sie mit dem Kicken angefangen?
Ich war neun Jahre. Das war damals bei den Miniknaben in St. Michael. Ich war in einer Mannschaft mit dem Heinz Arzberger, der dann später bei Salzburg spielte, und Christian Schrammel. 

Und wie haben Sie es aus dem Lavanttal zu Sturm Graz geschafft?
Ich bin nach den Miniknaben zum WAC gewechselt, mein Bruder hat ja dort gespielt und war in den anderen Nachwuchsklassen tätig. Ich war in dieser Zeit auch unter anderem in der U16-Nationalmannschaft, mit der ich an der U16-EM in Dänemark teilgenommen habe. Leider haben wir es damals nicht über die Gruppenphase hinaus geschafft. Mit 17 oder 18 Jahren hatte ich dann meinen ersten Einsatz in der Kärntner Liga für den WAC unter Trainer Helmut Kirisits. Da ich beim WAC zu wenig Spielzeit bekam, wechselte ich nach einem Jahr zum ATSV Wolfsberg, von wo aus ich nach Graz geholt wurde.

Bei den Grazern hatten Sie ja eine sehr erfolgreiche Zeit, was waren die Highlights?
Es war eine tolle Zeit in Graz. Wir wurden in den fünf Jahren, in denen ich in der Steiermark spielte, zwei Mal Cup-Sieger, zwei Mal Vizemeister und spielten auch im UEFA-Cup. Es war sportlich sicher meine erfolgreichste Zeit. Ich wurde damals von Bruno Pezzey auch in das österreichische U21-Team geholt und spielte für die österreichische Olympiamannschaft, bei der ich sogar Kapitän war.

Wieso sind Sie aus Graz weggegangen? 
Ich war ein junger Spieler und Mannschaften wie Salzburg und Rapid wollten mich verpflichten. Schließlich bin ich dann für eine Saison nach Salzburg gewechselt.

Warum war das Gastspiel in Salzburg nur so kurz? 
Ich bekam wenig Spielzeit und war nicht richtig glücklich. Ich war dann echt froh, als mich Otto Baric zum LASK geholt hat.

In Linz haben Sie sich wieder wohlgefühlt? 
Es hat sehr viel Spaß gemacht. Die Saison 1998/99 war eine der erfolgreichsten für die Linzer überhaupt. Wir zogen ins Cupfinale ein, wo wir uns im Elfmeterschießen Sturm Graz geschlagen geben mussten. Außerdem wurden wir in der Herbstrunde Vizemeister. Doch dann haben wir den Präsidenten verloren, Spieler wurden verkauft und es ging mit dem Verein abwärts.

Und auch Ihre Karriere neigte sich dem Ende zu ? 
Ich wechselte für eineinhalb Jahre zu Ried und habe versucht so lange wie möglich in der Bundesliga zu spielen. Ich hatte noch die Möglichkeit nach Griechenland oder Lustenau zu gehen, aber da ich Familie hatte und ab einem gewissen Alter, möchte man einen solchen Wechsel nicht mehr machen.

Nach dem Karriereende werden Spieler, wie ihr früherer Teamkollege Roman Mählich, oftmals Trainer. Haben auch Sie einmal daran gedacht ? 
Das war schon ein Thema, aber ich habe es leider nach dem Karriereende nicht zu 100 Prozent verfolgt. Heute weiß ich, wenn du als Trainer erfolgreich sein willst, musst du sehr viel Zeit investieren und dich täglich weiterentwickeln. Spieler und Trainer sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Heute gibt es einige internationale Top-Trainer, die selbst keine großen Spieler waren, aber früh im Nachwuchs begonnen haben. Meiner Meinung nach ist es der beste Weg, im Nachwuchs zu beginnen und sich Schritt für Schritt zu entwickeln.

Wenn Sie noch einmal ein Kind wären, würden Sie wieder Fußballer werden? 
Das ist eine sehr gute Frage. Ich denke, ich würde diesen Weg noch einmal gehen, aber dabei natürlich ein paar Sachen ein wenig anders machen.

Sie wurden erst kürzlich,  gemeinsam mit der 1993-Mannschaft von Sturm Graz, ausgezeichnet. Sind Sie stolz darauf? 
Natürlich freut man sich über Auszeichnungen. Diese Mannschaft war der Startschuss für die erfolgreichste Zeit von Sturm. Wir wurden als die »goldene Generation« bezeichnet.

Sie waren zehn Jahre Profi und sind nun als sportlicher Leiter für den Nachwuchs beim RZ Pellets WAC verantwortlich. Wie hat sich der Fußball in den letzten 30 Jahren verändert? 
Der Fußball von heute hat mit dem Fußball zu meiner Zeit eigentlich überhaupt nichts mehr zu tun. Wir dachten damals, als ich gespielt habe, dass ist das Endstadium des Fußballs, da kann nichts mehr weiterentwickelt werden. Mittlerweile wurden wir eines Besseren belehrt. Die Anforderungen an die Spieler haben sich stark verändert. Ich denke unter den heutigen Voraussetzungen hätten es viele »Spielerlegenden« nicht geschafft, sich ihren Ruf zu erarbeiten. Heute ist alles schneller, die Spieler sind körperlich und technisch mehr gefordert. Es hat sich in allen Bereichen gewaltig viel getan. Nur mehr Wald- und Wiesenkicken reicht heute nicht mehr aus.

Was möchten Sie als sportlicher Leiter erreichen? 
Die Nachwuchsarbeit ist das Fun-dament eines jeden Vereins. Daher ist es wichtig, den Nachwuchs richtig auszubilden und zu för-dern. Es gibt viele Spieler in denen großes Potenzial steckt. Man muss den Nachwuchsspielern in Österreich noch mehr Spielzeit und Chancen ge-ben. Ohne Geduld und Vertrauen hätte es die goldene Generation bei Sturm Graz nie gegeben und viele hätte keine erfolgreiche Spielerkarriere hinter sich. 

Sie haben beim WAC in der Landesliga gespielt, mittlerweile ist der WAC in der Bundesliga. Wie sehen sie die Entwicklung des Vereins? 
Wir müssen in Kärnten froh sein, dass wir wieder einen Bundesligaverein haben und dass dieser im Lavanttal ist, finde ich persönlich natürlich super. Wer hätte sich das denn vor einigen Jahren gedacht, dass Wolfsberg einmal in der Bundesliga vertreten sein wird. Hinter dem Erfolg steht natürlich Dietmar Riegler als Präsident, der den Verein von der Regionalliga in die Bundesliga geführt hat.

Welches Potenzial sehen sie beim WAC? 
In der aktuellen Meisterschaft hat der WAC sicher das Niveau eines Top-Sechs-Vereins. Salzburg ist natürlich in einer anderen Liga, aber ansonsten ist eigentlich alles drinnen. Super wäre es natürlich, sich wieder einmal für einen Europacup-Platz zu qualifizieren.

Ihr Resümee vom Herbstdurchgang? 
Die Mannschaft hat sich positiv entwickelt. Durch die gezielten Einkäufe ist die Qualität der Mannschaft auf alle Fälle besser geworden. 

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