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Nastassja Schell: »Ich habe mit meiner gesamten Familie keinen Kontakt und bin glücklich darüber« Ausgabe 21 | Mittwoch, 20. Mai 2020

Nastassja Schell (31), die Tochter von Oscarpreisträger Maximilian Schell, erzählt im Gespräch mit den Unterkärntner Nachrichten über ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer Familie und ihrer Stiefmutter Iva Schell, das Leben in Edelschrott und ihre Bühnen- und Filmerfahrung.

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Wie geht es Ihnen in Zeiten der Coronakrise und der Ausgangsbeschränkungen? Sind Sie wohlauf? 
Es geht mir wahrscheinlich wie vielen anderen. Aber ich versuche, immer bei Laune zu bleiben, man darf auch in Corona-Zeiten nicht aufhören zu leben. Ich habe eine wunderbare Tochter, einen Seelenhund und zwei Maine-Coon-Katzen- die mich allesamt sehr beschäftigen. Ich halte mit meinen Freunden telefonisch Kontakt und es geht mir sehr gut.

Wie verbringen Sie die Zeit? 
Ich habe viel im Haushalt und Garten geschafft, was ich sonst immer auf später verschoben habe. Auch konzentriere ich mich viel mehr auf mein Wohlbefinden. Jeden Morgen mache ich Sport und gehe des Öfteren in die eigene Sauna, um das Immunsystem zu stärken. Zwischendurch lese ich viel oder sehe mir Dokumentarfilme an.

Sie lebten in Los Angeles, danach in Preitenegg und nun in Edelschrott. Wie war die Umstellung für Sie? 
Los Angeles ist superschön, und ich würde unehrlich sein, wenn ich sagen würde, dass ich LA nicht vermisse und auch ab und zu so etwas wie Heimweh verspüre. Aber glücklicher bin ich hier. Ich habe wirklich das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein.

Und wo lebt es sich am Besten? 
Ich genieße den Austria-Lifestyle!

Wann waren Sie zum ersten Mal in Preitenegg? 
Daran kann ich mich nicht erinnern, ich war nur ein paar Monate alt. Allerdings weiß ich noch, dass wir damals schon den Hund Lumpi und die Katze Dirndele hatten, die von meiner Omutti auf die Alm gebracht wurden, damit wir Kinder mit den Tieren aufwachsen konnten. Meine ersten Erinnerungen an Preitenegg sind die Alm, der Wald und die  besagten Tiere.

Sie sagten einmal, am Packer Stausee ist es viel schöner als am Strand von Los Angeles. Warum ist das so? 
Mir gefällt der Packer Stausee besser, weil er so schön im Wald versteckt ist und die pure Natur im Vordergrund steht. Los Angeles ist ja doch eine Stadt, die sehr schön sein kann und viele Reize hat, aber es ist immerhin eine Stadt, und ich bin eben ein Naturmädl. Die Liebe zur Natur hat mir mein Papa mitgegeben.

In Edelschrott lebt man ziemlich abgeschieden. Gefällt Ihnen das? 
Au ja, ich liebe die Stille, die Ruhe ohne Hektik, und vor allem bin ich gerne allein.

Wie oft kommen Sie in eine Stadt?
Ich fahre so ein bis maximal zwei Mal im Monat in die Stadt. Und dann nur um wichtige Besorgungen zu erledigen, Arzttermine und solche Dinge.

Wie oft sind Sie noch im Lavanttal bzw. Wolfsberg? 
Nicht mehr so oft wie früher, ich fahre mindestens jeden zweiten Monat nach Wolfsberg.

Seit Jahren sind Sie Mitglied der Theatergruppe Pack. Wie ist es dazu gekommen? 
Meine Theaterkollegin Maria Steinbauer hatte mich damals dem Regisseur Karl Christandl vorgeschlagen. Er hat mich danach kontaktiert und ich habe nicht lange überlegt. Ich wusste, dass ich mitmachen wollte. Ich war ja schon einmal bei der Theatergruppe Pack, 2012. Allerdings saß ich da mit meinem Vater im Publikum.

Haben Sie abseits der Theatergruppe Pack Bühnenerfahrung bzw. haben Sie Filmerfahrung? 
Ich habe in Los Angeles im Lee Strasberg Institut mehrere Sommer lang Theater gespielt, habe dann auf der High School bei ein paar Aufführungen mitgemacht und schließlich habe ich auch auf dem College Theater gespielt. Als ich dann 2007 nach Österreich gekommen bin, hatte ich noch eine Filmerfahrung an der Seite meines Vaters in »Die Rosenkönigin«. Danach waren wir beide in Mörbisch tätig. Filmerfahrung habe ich wenig, es würde mich aber dennoch interessieren.

Werden Sie auf der Straße als Tochter von Maximilian Schell erkannt? 
Es kommt vor. Nicht mehr so oft wie früher, und darüber bin ich erleichtert, da ich generell sehr gern privat bin. Aber es kommt noch immer vor, dass ich erkannt werde; im Supermarkt oder in der Trafik, und es überrascht mich jedes Mal, wie viele Leute mich »kennen«.

Hilft es der Karriere, die Tochter des großen Maximilian Schell zu sein?
Eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Man muss sich umso mehr anstrengen, überhaupt gesehen zu werden, im Schatten eines so großen Schauspielers. Es wird auch viel mehr von einem erwartet. Außerdem bin ich mit mir selbst sehr kritisch.

Was machen Sie derzeit beruflich? 
Ich habe mir eine längere Auszeit gegönnt, um mich selbst zu finden und an mir zu arbeiten. Nun suche ich wieder nach Arbeit. Allerdings verfolge ich nun auch andere Pläne neben dem Schauspielen.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Werden Sie in Edelschrott bleiben oder zieht es Sie wieder in die weite Welt? 
Ich bleibe hier. Denn ich fühle mich am Packer Stausee unendlich wohl, habe tolle Freunde hier, und die Gegend ist himmlisch. Für die Zukunft wünsche ich mir nur eines – glücklich zu sein.

Welche Rollen würden Sie gerne spielen? 
Ach, da gibt es ein paar. Ich hätte verrückte Ideen: Zum Beispiel die Grinsekatze in »Alice im Wunderland« oder die Claire Zachanassian in »Der Besuch der alten Dame« von Friedrich Dürrenmatt.

Wegen der Coronakrise wurde das diesjährige Sommertheater der Theatergruppe Pack abgesagt. War das eine richtige Entscheidung? 
Ich meine ja. Wir konnten in dieser Zeit ja auch nicht proben wegen der Ausgangsbeschränkungen, und man weiß auch nicht, ob eine Vorstellung nicht ein Risiko wäre. Immerhin haben wir ein Publikum von 250 Leuten bei jeder Vorstellung und sind meist ausverkauft und übervoll. Wir haben anfangs per Telefon geprobt, was sehr lustig war. Später hat aber Karl Christandl abgesagt. Ich finde das gut.

Vor einigen Jahren lagen Sie im Clinch mit Ihrer Stiefmutter Iva. Es ging um die Gestaltung der Grabstätte, den Nachlass Ihres Vater usw. Ist der Streit mittlerweile beigelegt? 
Ich habe mit dieser Frau keinen Kontakt. Ich halte mich von solchen Menschen fern.

Wie oft bzw. wie gedenken Sie Ihrem Vater? 
Jeden Tag. Es hat bis jetzt noch keinen Tag gegeben, an dem ich nicht an ihn gedacht habe oder mit ihm geredet habe. Mein Haus ist voller Fotos von ihm, und ich habe seine Stimme so gut in Erinnerung, dass ich mir seine Antworten vorstellen kann.

Wie ist der Kontakt zu Ihrer Mutter? 
Ich habe mit meiner gesamten Familie keinen Kontakt mehr und bin sehr glücklich darüber. Nach dem Tod meines Vaters haben alle ihre Masken abgenommen und ich habe die Wahrheit erkannt. Meine einzig echte Familie war mein Papa. Wir beide haben immer zusammengehalten, und all diejenigen, die versucht haben dazwischen zu funken, haben versagt. Mein Vater ist und bleibt alles für mich.

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