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Die Wolfsbergerin Tanja Prušnik ist die erste Frau an der Spitze des Künstlerhauses in WienAusgabe 28 | Mittwoch, 10. Juli 2019

Die Gesellschaft der bildenden Künstlerinnen und Künstler Österreichs hat ihren Sitz im Künstlerhaus am Karlsplatz in Wien. Bei der jüngsten Generalversammlung wählten die Mitglieder die gebürtige Wolfsbergerin Tanja Prušnik zu ihrer neuen Präsidentin.

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Wien, Wolfsberg. Erstmals in seiner Geschichte haben die etwa 450 Mitglieder des Künstlerhauses in Wien (Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs) in ihrer Hauptversammlung am 24. Juni 2019 eine Frau als Präsidentin an ihre Spitze gewählt. Dabei handelt es sich um die in Wolfsberg geborene Kärntner Slowenin Tanja PruŠnik, die als freischaffende Künstlerin und Architektin in der Bundeshauptstadt lebt. Mit dem Künstlerhaus ist die Absolventin der Technischen Universität Wien seit 2011 eng verbunden. Seit 2014 ist sie ordentliches Mitglied, ab 2018 war sie im Vorstand tätig. »Es ist sehr schön, dass sich die Künstler für mich entschieden haben. Es beweist Vertrauen und sie sehen, was ich bereits in die Gesellschaft eingebracht habe«, so PruŠnik.

Ihr Vorgänger war Michael Pilz, der aus dem Filmbereich kam. Das Künstlerhaus ist in fünf Bereiche eingeteilt. »Die Malerei und Grafik ist dabei der größte Bereich. Zu diesem gehöre auch ich«, erklärt die Neo-Präsidentin. Sie ist für die nächsten vier Jahre im Amt, danach können die Mitglieder die Präsidentschaft um eine weitere Periode verlängern, danach muss es wieder einen Wechsel geben.

Neueröffnung im März 2020

PruŠnik steht gleich zu Beginn ihrer Präsidentschaft vor einer großen Herausforderung, denn das Künstlerhaus, das sich am Karlsplatz befindet, wo es vom Verein 1865 bis 1868 erbaut wurde, wird seit Jahren generalsaniert: »Voraussichtlich zu Jahresende gilt es, den Einzug zu meistern. Die offizielle Neueröffnung ist für März 2020 geplant.« Das Künstlerhaus wurde um eine »Factory« (ein 200 Quadratmeter großer Allzweckraum) erweitert, in dem unter anderem Ausstellungen und Konzerte stattfinden sollen. »Das Künstlerhaus soll zum Diskurs und Dialog zwischen Künstlern, Interessierten, Mäzenen und auch Kulturwissenschaftern einladen. Die Vernetzung von Wirtschaft und Kunst ist wichtig«, so PruŠnik.

Ausstellungen in Kärnten

Nachdem sie sich nun ganz auf den Neustart des Künstlerhauses fokussiert, bleibt weniger Zeit für das eigene künstlerische Schaffen, möchte man meinen. Doch PruŠnik hat heuer selbst noch einige Einzelausstellungen und Beteiligungen am Programm. So stellt sie ab 12. Juli gemeinsam mit anderen Künstlern in der Galerie Šikoronja in Rosegg aus. Weiters gibt es  im Herbst im Rahmen des Projekts »For Forest« (Wald im Stadion) eine Einzelausstellung von ihr im Musilhaus in Klagenfurt und eine Beteiligung an der Ausstellung des Kunstvereins Kärnten. »Ich bringe meine Dinge zu Ende. Das geht, weil ich gut organisiert bin«, sagt PruŠnik.

Ihr Bezug zu Kärnten ist sehr stark: »Ich habe ein Atelier in meinem Elternhaus in Klagenfurt, und auch mit dem Teil meiner Familie mütterlicherseits, die in Wolfsberg lebt, pflege ich engen Kontakt.«  Erst kürzlich nahm sie am zweiten St. Andräer Kunstsymposium teil. Väterlicherseits stammen ihre Großeltern aus Bad Eisenkappel, und hier spielt sich im nächsten Jahr eine große Rauminstallation von PruŠnik im Rahmen der Landesausstellung »CARINTHIja 2020« ab. »Die Installation erstreckt sich über sieben Kilometer und reicht vom Wölfl-hof ober Bad Eisenkappel bis zum PerŠmanhof«, so die Künstlerin. Wie genau man sich diese Installation vorstellen kann, möchte sie noch nicht verraten, nur soviel: »Es wird raum- und naturgreifend.«

»den Blick öffnen«

Vor zehn Jahren gründete PruŠnik gemeinsam mit Ina Loitzl in Klagenfurt das soziale Kunstprojekt »den Blick öffnen«. Dabei handelt es sich um eine Ausstellungsreihe zur Prävention von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, die durch die Bundesländer geht und an der sich regionale Künstler beteiligen. Die beiden Künstlerinnen wollen damit »im positiven Sinn des Wortes Lobbyismus für Kinder und Jugendliche betreiben«.

»Fair pay«

In ihrer neuen Funktion als Präsidentin setzt sich PruŠnik für die Künstler ein. Das Thema »Fair pay« ist ihr dabei ein großes Anliegen: »Eine faire Bezahlung ist nach wie vor nicht gang und gäbe. Künstler leben in erster Linie vom Verkauf ihrer Werke, was nicht einfach ist.« Auch die Vorbereitung von Ausstellungen ist viel Arbeit, die oft unhonoriert bleibt. »Viele Künstler leben in prekären Umständen. Das muss man ansprechen«, betont die Präsidentin.

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