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Wo und wie sind Sie im Lavanttal aufgewachsen?
Die ersten zehn Lebensjahre verbrachte ich mit den Eltern und fünf Geschwistern in Priel 89, vormals STALAG 18. Das waren Holzbaracken, die 1950 für Wohnzwecke adaptiert worden waren.  Von 1939 bis 1945 war das ein Lager für Kriegsgefangene. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1948 waren dort die sogenannten Internierten untergebracht. 1964 wechselten wir die Wohngegend. Wir lebten in der Reding. Dort haben viele Arbeiterfamilien gelebt. Die  Reding war damals ein guter Boden für die Arbeiterbewegung und die Sozialdemokraten.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Jugend?
Bescheidenheit war damals keine Zier, sondern eine Notwendigkeit. Nicht nur bei uns zu Hause gab es selten Fleisch. Wenn die Socken oder die Hosen Löcher hatten, wurden sie gestopft oder geflickt.  Eine geflickte Hose war damals bei uns etwas Normales. Wichtig war, dass sie sauber gewesen ist. Obwohl wir sehr streng erzogen wurden, gab es sehr viel familiäre Wärme. Dabei waren das damals vor allem für die Eltern harte Zeiten, im Besonderen für die Mutter. Durch die Eltern fand ich den Zugang zur klassischen Musik. Das war nicht alltäglich für ein Arbeiterkind.

Welche Ausbildung haben Sie abgeschlossen?
Volks- und Hauptschule, anschließend begann ich eine Lehre als Textilkaufmann, die ich mit einem positiven Berufsschulabschluss beendet habe.

Wie war das in den 60er Jahren in der Schule und in der Lehre?
Disziplin war damals unabdingbar. Ich muss aber sagen, dass sich die Lehrer sehr bemüht haben, uns einfach Gestrickten ein gutes Rüstzeug für das Leben mit auf die Reise zu geben.

Wurden Sie schon einmal als Lavanttaler Mostschädel bezeichnet und was haben Sie geantwortet?
Das hat sich bis jetzt noch niemand getraut.

Sie sind ASKÖ-Vizepräsident und eingefleischter ATSV-Fan. Was fasziniert Sie am Fußball?
Man kann sich entspannen und für 90 Minuten manchmal auch ein Anderer sein. Am Fußballplatz muss man nicht immer vorbildlich auftreten, da kann man auch Emotionen zeigen. Mir ging und geht es aber in erster Linie immer um die Jugend. Der Fußball hat die meiste Anziehungskraft für Jugendliche. Deshalb kann das Ziel nur sein, ihnen ein sportlich gutes Umfeld mit menschlich vorbildlichen BetreuerInnen zu bieten.

Mit welchen Gefühlen sehen Sie sich WAC-Spiele in der Lavanttalarena an?
Wenn die Wölfe gewinnen, mit einem gutem Gefühl.

Die Rivalität zwischen dem WAC und dem ATSV war früher ein Glaubenskrieg. Wie hat sich der geäußert?
Faustkämpfe habe ich keine gesehen. Aber es ist schon hin und wieder vorgekommen, dass man sich  verbal nichts geschenkt hat. Am nächsten Tag am Arbeitsplatz war die Welt aber wieder in Ordnung. Ich kenne zwar keine Statistik, glaube aber, dass der WAC bei den Spielen gegen den ATUS, wie er früher hieß, öfter triumphiert hat.

Sie sind ein sehr geselliger Mensch mit einer gesunden Portion trockenem Humor. Inwiefern hilft das als Bürgermeister?
Zum Glück habe ich Humor, er kann den Tag retten und hat eine Schutzfunktion vor Missgunst, Untergriffigkeit und anderen unschönen Entwicklungen, die in der heutigen Zeit leider zu oft auf der Tagesordnung stehen.

Im Lavanttal wächst man mit Most auf. Schmeckt er Ihnen noch immer und was ist warum Ihr Lieblingsgetränk?
Most konsumiere ich sehr selten und wenn, dann in sehr kontrollierter Menge. Man glaubt es kaum, aber Tee in seiner großen geschmacklichen Vielfalt gehört zu meinen Lieblingsgetränken. Abgesehen vom Grünen Veltliner, das ist allerdings genetisch vorgegeben. Meine Mutter ist (war) immerhin eine waschechte Weinviertlerin.

Was hat Sie bewogen, in die Politik einzusteigen?
Das hat sich aus dem sozialen Umfeld ergeben. Im Freundeskreis war ich zumeist ein Häuptling. Übrigens, bei den kinderreichen Bauernfamilien wurde zumeist einer Pfarrer, bei kinderreichen Arbeiterfamilien war dann einer für die Politik bestimmt.

Sie haben zwei Kinder, was würden Sie sagen, wenn sie sich politisch engagieren wollen?
Ob die meinigen das wollen, das müssen sie selbst entscheiden. Wir brauchen jedenfalls engagierte mutige junge Menschen, die sich etwas zutrauen. Leute mit Herz und Verstand, keine dummen Egoisten und Selbstdarsteller. Mein Politikerdasein dürfte die Kinder aber abgeschreckt haben.

Sie sind seit jungen Jahren Berufspolitiker. Muss man mit zunehmendem Alter nicht zittern, dass man den Job verliert und zum Versorgungsfall wird?
Das ist richtig. Wer hauptberuflich einsteigt, muss damit rechnen, selbst die sehr Anpassungsfähigen. Dieses Risiko, ohne Job dazustehen, gehört dazu.

Was sind die schönen und was die weniger schönen Seiten in der Politik?
Jeder Tag hat beides zu bieten. Ich werde irgendwann beides vermissen. Erwähnen möchte ich die Sanierung der Musikschule Wolfsberg. Den Jungen eine gute Infrastruktur zur Verfügung zu stellen ist mir ein besonderes Anliegen. Am Sonntag Abend habe ich beispielsweise unter den Wiener Philharmonikern einen jungen Wolfsberger entdeckt. Das sind besondere Momente.

Sie sind seit sieben Jahren Bürgermeister von Wolfsberg. Was war das lustigste Ereignis in dieser Zeit?
Meine erste Kandidatur im Jahr 2011. Die Familie hat aus der Zeitung davon erfahren. Das war dann nicht sehr lustig.

Auf wessen Rat hören Sie?
Auf meine innere Stimme.

Wo und wie sind Sie im Lavanttal aufgewachsen?

Die ersten zehn Lebensjahre verbrachte ich mit den Eltern und fünf Geschwistern in Priel 89, vormals STALAG 18. Das waren Holzbaracken, die 1950 für Wohnzwecke adaptiert worden waren.  Von 1939 bis 1945 war das ein Lager für Kriegsgefangene. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1948 waren dort die sogenannten Internierten untergebracht. 1964 wechselten wir die Wohngegend. Wir lebten in der Reding. Dort haben viele Arbeiterfamilien gelebt. Die  Reding war damals ein guter Boden für die Arbeiterbewegung und die Sozialdemokraten.

Das Interview finden Sie in der Ausgabe Nr. 44 der Unterkärntner Nachrichten.

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