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Lkw-Transitverkehr: »Dann werden wir abwechselnd die Bundesstraße sperren«Ausgabe 35 | Mittwoch, 26. August 2020

Der Lkw-Schwerverkehr zwischen Bad St. Leonhard und Weißkirchen sorgt für Unmut. Noch bis Mitte September liegen Unterschriftenlisten in den Gemeinden auf. Auch eine Sperre der Straße ist möglich.

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Lavanttal. Der Abschnitt der Obdacher Bundesstraße (B78) zwischen Bad St. Leonhard und Weißkirchen wurde im Vorjahr von den Behörden als Teststrecke für den Lkw-Schwerverkehr freigegeben. Zuvor war die Nutzung nur für Ziel- und Quellverkehr erlaubt. Aufgrund der Coronakrise, die eine unverfälschte Verkehrsmessung verhinderte, wurde die befristete Öffnung dieses Abschnitts bereits jetzt bis Mai 2021 verlängert. Nun fürchten die Gemeinden Reichenfels und Bad St. Leonhard sowie Obdach und Weißkirchen auf steirischer Seite, dass die Öffnung für den Transitverkehr dauerhaft aufrecht bleiben könnte.

»Wir wollen die Umfahrung nicht eintunneln oder mit Lärmschutzwänden vollpflastern«
Manfred Führer, Bürgermeister Reichenfels

»Der Reichenfelser Jochen Baumgartner-Wölfler ist auf mich mit der Bitte zugekommen, mit den anderen Bürgermeistern in Kontakt zu treten und eine Unterschriftenaktion gegen den Lkw-Transit zu starten«, sagt Manfred Führer, Bürgermeister von Reichenfels. Das Hauptproblem für die nördlichste Gemeinde des Bezirks ist nicht der Verkehr an sich, sondern der Lärm, den die Lkw verursachen. Führer: »Wir waren eine der ersten Gemeinden mit einer Umfahrung. Der Verkehr ist zwar aus dem Ort draußen, doch der Lärmpegel ist mit dem Schwerverkehr deutlich höher. Wir wollen die Umfahrung nicht eintunneln oder mit Lärmschutzwänden vollpflastern.« Wie viele Unterschriften bereits gesammelt wurden, kann Führer nicht einschätzen: »Eine genaue Zahl gibt es noch nicht, da mehrere Personen mit den Listen unterwegs sind und Unterschriften sammeln. Die Gemeindebürger unterstützen die Aktion aber zu 100 Prozent.«

Bad St. Leonhards Vizebürgermeister Dieter Dohr sieht ein gemeinsames Miteinander der Gemeinden als Schlüssel zum Erfolg: »Es gehören Resolutionen der Gemeinden gemacht. Und für diese Gesamtlösung muss auch Frantschach-St. Gertraud dabei sein. Gegen den Ziel- und Quellverkehr haben wir nichts einzuwenden, aber die Mautflüchtlinge haben hier nichts zu suchen.«

Straßensperren denkbar
Nach dem Ende der Unterschriftenaktion Mitte September soll ein gemeinsames Gespräch der betroffenen Gemeinden stattfinden. Anschließend soll es ein Treffen mit Zuständigen der Bezirkshauptmannschaft geben. Dohr: »Sollte es zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kommen, wird es abwechselnde Sperrungen im Abschnitt von Bad St. Leonhard bis Weißkirchen geben.« Soll bedeuten, die Gemeinden sperren ihre jeweiligen Abschnitte an unterschiedlichen Tagen. Josef Kantor, Bürger von Bad St. Leonhard, zeigt für die Freigabe des Schwerverkehrs kein Verständnis: »Für mich ist es absolut unverständlich, warum diese Strecke überhaupt für  den Schwerverkehr freigegeben worden ist. Der Abschnitt ist keine Transitstrecke.«

Die dauerhafte Öffnung für den Transitverkehr könne laut Dohr nur gemeinsam verhindert werden: »Das Wichtigste ist der Zusammenhalt der Gemeinden. Wenn wir das nicht schaffen, dann haben wir verloren. Es geht darum, dass alle Fraktionen in den Gemeinden zusammenarbeiten. Der Dreh- und Angelpunkt für den Erfolg ist Frantschach-St. Gertraud.«

Günther Vallant, Bürgermeister von Frantschach-St. Gertraud, räumt in erster Linie den Irrglauben aus der Welt, seine Gemeinde sei der Auslöser für das aufgehobene Fahrverbot in den Gemeinden Bad St. Leonhard, Reichenfels, Obdach und Weißkirchen: »Es wird immer damit verknüpft, dass unser Fahrverbot im Austausch gegen die Aufhebung des Verbots für die vier betroffenen Gemeinden erfolgt sei. Das ist falsch, wir sind nicht der Auslöser. Es wird oft vergessen, dass alle vier Gemeinden Umfahrungen haben, weshalb die Situation nicht mit Frantschach-St. Gertraud vergleichbar ist. Wir haben keine Möglichkeit für eine Umfahrung und deswegen lasse ich mir das Fahrverbot auch nicht mehr wegnehmen.«

Künftigen Gesprächen der vier Gemeinden steht Vallant offen gegenüber: »Wenn ich eingeladen werde, nehme ich gerne teil.« Vallant versicherte, die Initiative voll und ganz zu unterstützen und sieht bei einem Fahrverbot auch einen Vorteil für seine Gemeinde: »Jeder Lkw weniger, der in das Tal fährt, ist auch ein Lkw weniger, der sich nach Frantschach-St. Gertraud verirren kann.«

In Frantschach-St. Gertraud wurde im Mai das Fahrverbot für Lkw, ausgenommen Ziel- und Quellverkehr für den Bezirk Wolfsberg, vom Land Kärnten bereits bis Mai 2021 verlängert. Für das 2019 in Kraft getretene Fahrverbot, das vom Autobahnzubringer Bad St. Leonhard bis Wolfsberg Nord gültig ist, kämpfte die Gemeinde 18 Jahre. Innerhalb von vier Monaten wurden in Vallants Gemeinde über 100 Anzeigen wegen Nichteinhaltens des Fahrverbots ausgestellt.

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